Medien Medien: Die schönsten Beine Europas

Berlin/dpa. - Romantisch bis sexy, mit Glitzer und Glamour - Auftritte des Fernsehballetts sind eine Augenweide. Die Truppe mit den «schönsten Beinen Europas», wie besonders männliche Fans schwören, wurde vor 40 Jahren im Osten Deutschlands gegründet. Nach der Wende «mauserten» sich die 26 Tänzerinnen und Tänzer zur TV- Compagnie der Nation. Ob Walzer, Tango, Swing, Hip-Hop, klassisches Ballett oder Revuetanz, Folklore und Akrobatik - über 1 400 Choreografien gehören zum Repertoire. Allein im Fernsehen werden jährlich über 140 Millionen Zuschauer erreicht.
«Wir haben alles überlebt. Wir sind noch da. Das zeigt, dass wir einfach gut sein müssen», meint Chefchoreograf Ferenc Salmayer (56). Im Sommer übernahm er als Nachfolger von Emöke Pöstenyi die künstlerische Leitung. Pöstenyi hielt das Ensemble nach dem Mauerfall zusammen und kämpfte für dessen Weiterleben bis es schließlich beim MDR-Fernsehen «andocken» konnte. Als GmbH verdient das MDR Deutsches Fernsehballett - so der offizielle Name - seine finanziellen Mittel nun selbst.
Zu den rund 40 Fernsehproduktionen im Jahr gehören auch solche für private Sender wie SAT 1 und RTL. Darüber hinaus heißt es in der Marktwirtschaft: «Keinen Auftrag ablehnen». In voller Besetzung oder gesplittet wird das Ballett «vermietet», sagt Salmayer. Bei Galas großer Unternehmen, diversen Bällen oder auf dem Kreuzfahrtschiff «Europa» sind die Tänzer gern gesehene Gäste. Vielleicht spricht sich der Unterhaltungswert nun sogar in Asien herum. In Berlin erfreute die Truppe erstmals in diesem Jahr chinesische Geschäftsleute.
Frühling, Sommer, Herbst und Winter - sprich Weihnachten - ständig gebucht ist das Ensemble bei Moderatorin Carmen Nebel zu den «Festen der Volksmusik» (ARD). Bei Tanz-Einlagen wie «Waterloo» und «Kisses for me» klatscht sich das Publikum gern die Hände wund. Entertainer Dieter Thomas Heck holte die Tänzer für die Benefiz-Gala «Melodien für Millionen» (ZDF). Angesichts des 40. Gründungs-Jubiläums lobte er jetzt: «Fabelhaft».
Die unterschiedlichsten Stars, darunter Milva, Reinhard Mey, Jose Carreras, Johannes Heesters, Heino, Peter Kraus und Frank Schöbel, sah man schon mit dem Fernsehballett. Bei der Auswahl der Musiktitel, die lediglich «vertanzt» werden, gehe man mit dem «Zeitgeist», sagt Salmayer. Auch Shownummern aus dem Musical «Hello Dolly» sehen heute anders aus als vor 20 Jahren.
Die 17 Damen und 9 Herren, jung und perfekt, kommen aus sieben Ländern. «Wenn wir sagen auf die Spitze, müssen das nicht alle. Neben der gut ausgebildeten Truppe werden Solisten und Spezialisten gebraucht», weiß Salmayer aus Erfahrung. Vor 30 Jahren kam der gebürtige Ungar als Tänzer ins Ensemble. Mit der ebenfalls aus Ungarn stammenden Tänzerin Emöke Pöstenyi hat er lange genug zusammen gearbeitet, um das von ihr «gut bestellte Haus» erfolgreich weiter zu führen. Nachwuchssorgen gibt es nicht. Bis zu 70 Bewerber gibt es auf eine frei werdende Stelle.
Ihre Vielseitigkeit konnten die Tänzer inzwischen auch als Schauspieler beispielsweise im ARD-Dreiteiler «Tanz auf dem Vulkan» beweisen. Zusammen mit dem MDR-Sinfonieorchester wurde Carl Orffs «Carmina burana» für das MDR-Fernsehen in Szene gesetzt. Für Ende November kündigte das Leipziger Opernhaus die Premiere von Jacques Offenbachs «Pariser Leben» mit dem Deutschen Fernsehballett an.