Marokko Marokko: König Mohammed VI. feierte Hochzeit
Rabat/Madrid/dpa. - Die Bevölkerung bekam die 24-jährige Braut Salma Bennani zunächst nur hinter einem mit Goldfasern verzierten Kaftan-Gewand zu sehen, der ihre Züge nur erahnen ließ.
Der Palast lies ein Bild veröffentlichen, das die Informatik-Ingenieurin neben dem mit einem traditionellen Dschellaba-Gewandgekleideten Monarchen und weiteren Familienmitgliedern zeigt. Sieträgt künftig den Titel «Ihre Königliche Hoheit Prinzessin LallaSalma». Aber «Malika» (Königin) wird sie nie sein. «Im Islam gibt eskeine Königin», hatte Mohammed schon vor Monaten klargestellt.
Höhepunkt der öffentlichen Feierlichkeiten war eine große Paradevor dem Königspalast in Rabat, bei der tausende Vertreter derverschiedenen marokkanischen Stämme aus dem Rif, Atlas oder derSahara in ihren traditionellen Trachten dem Monarchen Geschenke wieHenna, Datteln, Zucker oder Sandelholz überbrachten. Auf derEhrentribüne neben dem Monarchen saß aber nicht Salma, wie von vielenerwartet, sondern sein Bruder Mulay Rachid.
Der frühere US-Präsident Bill Clinton, der mit Tochter Chelseaanreiste, war der einzige Prominente aus dem Westen unter den rund2000 geladenen Gästen. König Juan Carlos sagte seine Teilnahme wegender Krise zwischen Spanien und Marokko ab, die sich vor denFeierlichkeiten mit der Besetzung einer Mittelmeerinsel durchmarokkanische Soldaten zugespitzt hatte. Dafür waren aber vielearabische Prinzen und Scheichs bei dem farbenfrohen Spektakelvertreten.
Die mit Fahnen und bunten Lampen geschmückten Straßen in Rabat undder Zwillingsstadt Salé erinnerten derweil an die Zeit der Karawanen:600 «Jaima» genannte Zelte waren für Folklore-Gruppen und alsSpeiselokale aufgebaut worden. An die Ära der Sultane erinnerten auchdie «Fantasia» genannten Reiterspiele, bei denen kühne Berber-Reiterauf arabischen Hengsten um die Wette galoppierten und dabei ihrealten Flinten abfeuerten.
Eine große Überraschung hielt Mohammed, von dem Volk liebevoll «M6» genannt, am Freitagabend parat: Er begleitete Dutzende Paare, dienach altem Brauch zeitgleich heirateten, persönlich in ihr Hotel.Seine Limousine steuerte er dabei selbst. «Er ist es, er ist es, ichhabe den König gesehen!», schrie Halima, eineVersicherungsangestellte aus Kénitra entzückt. Und auch 8425Häftlinge hatten Grund zur Freude: Der Monarch begnadigte sie.
Mohammed und Salma hatten bereits im März den im Islamtraditionellen Ehevertrag unterzeichnet. Die für April in Marrakeschgeplante Feier war aber angesichts der Zuspitzung desNahost-Konfliktes aus Solidarität mit dem palästinensischen Volkverschoben worden. Wo das Paar seine Flitterwochen verbringen wird,ist Staatsgeheimnis.