Urteil Mann getötet, Tante beraubt - Neuneinhalb Jahre Haft
Polizisten werden zu einem Überfall auf eine 86-jährige Frau in Berlin-Marzahn gerufen. Im Haus lebt auch ihr Neffe. Die Beamten wollen mit ihm sprechen – und machen eine schreckliche Entdeckung.
Berlin - Rund ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod eines 63-Jährigen und dem Überfall auf dessen 86 Jahre alte Tante ist der Angeklagte zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Berliner Landgericht sprach den 35-Jährigen des Totschlags sowie der räuberischen Erpressung und der Körperverletzung schuldig. In einem Streit habe er den Mann, bei dem er vorübergehend gewohnt hatte, attackiert und erstickt. Anschließend habe er die Tante des Getöteten, die im selben Haus gewohnt habe, überfallen. 115 Euro habe der Angeklagte erbeutet.
Die beiden Männer hatten sich vor Jahren über eine Datingplattform kennengelernt. Der 35-Jährige sei als Sexarbeiter tätig gewesen, hieß es weiter im Urteil. Seit 2018 habe er unregelmäßig bei dem älteren Bekannten gewohnt. Der Angeklagte habe nicht Fuß fassen können und regelmäßig Kokain konsumiert. Es sei zu Streitigkeiten gekommen, weil der 63-Jährige nicht gewollt habe, dass in seiner Wohnung Drogen genommen werden.
115 Euro bei der Tante des Opfers erbeutet
Als der 35-jährige Deutsche am Abend des 27. November 2023 erneut in der Wohnung Kokain konsumiert hatte, kam es laut Urteil zu einem heftigen Streit und einer Rangelei. Bei einem Angriff gegen den Hals habe der Angeklagte tödliche Folgen billigend in Kauf genommen. Es sei das „brutale Ende einer über Jahre andauernden Beziehung“ gewesen.
Um seine Spuren zu vernichten, übergoss der Täter den Kopf des Geschädigten mit Chlorreiniger. Mit einem Ersatzschlüssel zu der Wohnung der Tante des 63-Jährigen, die im selben Haus wohnte, habe er Geld stehlen wollen. Als ihn die Seniorin entdeckte, habe er sie geschubst und dazu gedrängt, ihm Bargeld zu geben. Mit 115 Euro sei er geflohen.
Nach dem Überfall auf die Frau wurde die Polizei alarmiert. Als die Beamten mit ihrem Neffen reden wollten, entdeckten sie den Toten. Er habe unter einer Decke gelegen, hatte ein Zeuge berichtet. Der vorbestrafte Angeklagte wurde wenige Tage später festgenommen. Er befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Im Prozess gestand er weitgehend.
Die Anklage lautete zunächst auf Mord. Nach rund zweimonatigem Prozess ging auch der Staatsanwalt von einem Totschlag aus und plädierte auf insgesamt elf Jahre Haft, Mordmerkmale wie Habgier und Heimtücke seien nicht nachzuweisen. Der Verteidiger sagte, es handele sich um eine Affekttat „enthemmt nach Drogenkonsum“. Der Anwalt hatte maximal neun Jahre Haft gefordert. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.