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Spanien Mallorca: Wie die Insel auf die Angst vor den Sauf-Eimern reagiert

Von Ralph Schulze 14.02.2016, 17:45
Einst eine hass-geliebte Tradition: Trinken aus dem Sangria-Eimer
Einst eine hass-geliebte Tradition: Trinken aus dem Sangria-Eimer dpa Lizenz

Palma - Wer mag dies nicht: Eine köstliche und eiskalte Sangria in einem netten Strandlokal - das gehört für viele Touristen zum Mallorca-Urlaub. Es muss ja nicht gleich aus Eimern getrunken werden. Jenem Zehn-Liter-Behältnis, das schon länger zum Symbol eines ungezügelten Sauftourismus geworden ist, der von Mallorcas Sittenwächtern bekämpft wird. Vor allem, weil die betrunkenen Horden dem Image Mallorcas schaden und oft Probleme der öffentlichen Ordnung schaffen.

Dieser Tage konnten die Kampftrinker vorübergehend jubeln, weil sie Amtshilfe von Mallorcas oberstem Gericht bekamen. Die Richter kippten ein Benimmgesetz der Inselhauptstadt Palma, das öffentliche Besäufnisse, Ruhestörung, Strandverschmutzung, Wildpinkeln und anderes „unzivilisiertes Verhalten“ verbot. Grund: Das Rathaus habe seine lokale Zuständigkeit überschritten und in nationale Kompetenzen eingegriffen.

Dieses Sittengesetz, mit dem seit dem Jahr 2014 an der Playa de Palma, dem „Ballermann“-Strand, für Benimm gesorgt wurde, ahndete mehr als 100 mögliche Rechtsverstöße. Darunter auch die an Palmas Tourismusmeile ausufernde Prostitution sowie Trickbetrug, Drogengeschäfte und den ambulanten Verkauf durch fliegende Händler. Aber auch Straßenkünstlern wurde das Leben schwer gemacht, was viel Kritik hervorrief. Im Volksmund wurde das dicke Regelwerk einfach nur kurz „Eimersaufverbot“ genannt.

„Dürfen sich Urlauber an der Partymeile Playa de Palma bald wieder benehmen, wie sie wollen?“, fragte die Inselzeitung „Mallorca Magazin“ besorgt. Palmas Rathaus beruhigte inzwischen die Hotel- und Reisebranche, die seit Jahren fordert, konsequent gegen Alkoholexzesse und Sextourismus vorzugehen und stattdessen für einen „Qualitätstourismus“ zu werben.

„Die Sangría-Eimer kehren nicht an den Strand zurück“, sagte eine Rathaussprecherin. Die Stadtverwaltung Palmas weist darauf hin, dass nach der Annullierung der umfangreichen „Verordnung für zivilisiertes Zusammenleben“ nun automatisch wieder jene kommunalen Normen gelten, die durch das Sittengesetz ersetzt worden waren. Und das reiche aus, um „unbürgerliches Benehmen“ zu bestrafen. „Es gibt keine gesetzliche Lücke.“

So werden zum Beispiel öffentliche Trinkgelage künftig wieder mit einer aus dem Jahr 2011 stammenden Bestimmung bekämpft. Damit habe man genügend Handhabe, um gegen das Eimersaufen am Strand vorzugehen. Die Polizei werde also weiterhin Verstöße mit Geldbußen ahnden und Sangría-Eimer beschlagnahmen.

Palmas sozialistischer Bürgermeister José Hila will sogar künftig an der Playa de Palma noch härter durchgreifen, den Verkauf von Alkohol beschränken und die Polizeipräsenz verstärken. Bald sollen nur noch autorisierte Geschäfte alkoholische Getränke verkaufen dürfen - und das dann auch nur noch zu bestimmten Zeiten. Derzeit kann man überall und jederzeit Alkohol erwerben. Mit der Folge, dass sich trinkfreudige Gruppen noch nachts Getränke besorgen können, die dann oft am Strand konsumiert werden.

Seit Inkrafttreten des nun wieder gekippten Benimmgesetzes waren übrigens rund 18 000 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden. Vor allem wegen illegalen Straßenverkaufs, Drogenbesitzes, Betrügereien, Lärmbelästigungen und öffentlichen Alkoholkonsums. (mz)