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Katastrophe auf Mallorca Mallorca: Tennisstar Rafael Nadal hilft beim Aufräumen in seiner Heimat

11.10.2018, 04:54
Tennisspieler Rafael Nadal hilft beim Aufräumen in Sant Llorenc.
Tennisspieler Rafael Nadal hilft beim Aufräumen in Sant Llorenc. AP

Sant Llorenç des Cardassar - Tennis-Superstar Rafael Nadal hat den Betroffenen der verheerenden Überschwemmungen auf seiner Heimatinsel Mallorca Hilfe angeboten. Der 32-Jährige stellte die Räumlichkeiten seiner Tennis-Akademie in Manacor zur Verfügung, und zwar „für alle, die eine Unterkunft brauchen“, schrieb der Weltranglistenerste. Zudem sprach er den Angehörigen der Opfer an diesem „traurigen Tag“ sein „aufrichtiges Beileid“ aus.

Darüber hinaus lies der Spanier seinen Worten Taten folgen und packte selbst mit an. In einer Autowerkstatt in der Stadt Sant Llorenc half Nadal mit anderen Freiwilligen, die Räumlichkeiten von Schlamm und Wasser zu befreien. Dabei trug er Gummistiefel und schrubbte mit einem Besen. Nadal hatte auf einen Start beim Masters-Turnier in Shanghai verzichtet und weilt in seiner Heimat.

Immer noch werden Menschen vermisst

Heftige Regenfälle hatten auf Mallorca zu Überschwemmungen geführt. Dabei kamen mindestens zehn Personen ums Leben, zudem gibt es noch immer Vermisste. Betroffen war vor allem der Osten der spanischen Urlaubsinsel. Sturzregen verwandelte mancherorts Straßen innerhalb kürzester Zeit in reißende Flüsse. Unter den Todesopfern seien zwei britische Urlauber, teilte ein Sprecher der Polizeieinheit Guardia Civil auf der spanischen Insel am Mittwoch mit. Drei Menschen wurden am Nachmittag von Rettungskräften lebend gefunden, sie hatten sich in einen alten Bahnhof gerettet. Ein Kind wurde am Abend nach Angaben des Notdienstes der Balearen noch vermisst.

„Was ich hier heute gesehen habe, das ist schlimmer als Krieg. Es ist eine Katastrophe“, zitierte das „Mallorca Magazin“ den Deutschen Thomas Wenzel, der seit mehr als 20 Jahren in dem vom Unwetter besonders betroffenen Sant Llorenç des Cardassar im Osten Mallorcas wohnt - der von dem Unwetter am schlimmsten betroffenen Region.

233 Liter Regen in zwei Stunden

Innerhalb von nur zwei Stunden stürzten dort am Dienstagabend nach Angaben des Wetterdienstes 233 Liter Wasser vom Himmel. Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen Jahr sind in Deutschland im Schnitt 850 Liter pro Quadratmeter heruntergegangen.

Dramatische Szenen gab es vor allem in der 8000-Einwohner-Gemeinde Sant Llorenç rund 60 Kilometer östlich der Hauptstadt Palma, wo es mehrere Todesopfer gab. Dort trat am Dienstag ein Sturzbach über die Ufer. Die Wassermassen verwandelten Straßen innerhalb von Minuten in reißende Flüsse. Zahlreiche Autos wurden mitgerissen und Häuser unter Wasser gesetzt, wie auf Bildern und Videoaufnahmen von Medien und des meteorologischen Dienstes der Balearen zu sehen war. Bewohner versuchten verzweifelt, das Wasser mit Eimern aus ihren Häusern zu schippen.

Betroffene erzählten von dramatischen Augenblicken: „Ich bin ums Überleben geschwommen“, sagte ein junger Mann im spanischen Fernsehen. Ihm stand die Panik noch im Gesicht. Rentner Manuel Torescussa wurde von den Wassermassen in der Nähe von Sant Llorenç in seinem Auto erwischt. „Ich konnte gerade noch aus einem Fenster ins Freie klettern und musste dann 500 Meter schwimmen, fast meine gesamte Kleidung blieb dabei an einem Metallzaun hängen“, erzählte er der Zeitung „Diario de Mallorca“.

„Es war fürchterlich. Gegen 18 Uhr hat es begonnen wie aus Eimern zu schütten, immer mehr und immer mehr“, sagte der gebürtige Münchner Kurt Kuhl von der Hoeden (63), der im ebenfalls im Osten der Insel gelegenen Son Servera Ferienwohnungen vermietet. Alles sei braun und voller Schlamm. „Die Kanalisation auf Mallorca ist - anders als in Deutschland - ausschließlich auf Schönwetter angelegt“, erklärte er der Deutschen Presse-Agentur.

„Katastrophale Lage“ in Sant Llorenç

Die stellvertretende Bürgermeisterin von Sant Llorenç, Antonia Bauza, sprach von einer „katastrophalen Lage“. „Das Wasser war nicht unter Kontrolle zu bringen, es war dramatisch. Man muss es erlebt haben, um zu wissen, wie schlimm es war.“

Sieben Landstraßen waren am Mittwochnachmittag nach Angaben der Behörden noch unbefahrbar, einige Ortschaften ohne Strom- und Wasserversorgung und von der Außenwelt weitgehend abgeschnitten. Überall entwurzelte Bäume, heruntergerissene Stromleitungen und Verkehrsschilder, zerstörte Häuser und Felder, umgekippte und aufeinandergetürmte Fahrzeuge. Ein TV-Reporter vor Ort sprach von „gespenstischen Skulpturen“.

Zwei Briten sterben in S'Illot

„Es war eine harte Nacht, aber ich denke, dass der Tag noch heftiger wird“, zitierte die Zeitung „El Mundo“ eine Lokalpolitikerin. Ministerpräsident Pedro Sánchez flog am frühen Nachmittag auf die Insel, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Dabei lobte er vor allem die unermüdliche Arbeit der Einsatzkräfte und versprach, dass die Regierung der Region helfen werde, die zerstörten Gebiete wiederaufzubauen. Auch das spanische Königshaus sprach den Betroffenen via Twitter seine Solidarität aus.

Die zwei Briten starben den Angaben zufolge in S'Illot in dem Ort Son Servera, als sie im Taxi von den Fluten überrascht wurden. In Sant Llorenç starb der frühere Artá-Bürgermeister Rafel Gili (71), der als junger Mann zehn Jahre in Deutschland gewohnt hatte und dort Tennislehrer war.

Eine Frau und ein 83-Jähriger wurden in ihren Häusern in Sant Llorenç vom Wasser überrascht. Ihre Leichen wurden in der Nacht geborgen. Weitere Tote seien in S'Illot, Artà und Sant Llorenç entdeckt worden, teilte der Notdienst der Balearen auf Twitter mit. Deutsche waren nach den vorliegenden Erkenntnissen nicht unter den Opfern.

Ein Feuerwehrmann, der in der Nacht in den betroffenen Gebieten im Einsatz war, sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass die Menschen auf Bäumen und Dächern saßen. „Der Zugang mit dem Feuerwehrwagen war schwierig, so dass wir meist mehrere Versuche unternehmen mussten, um an die Menschen heranzukommen.“ Dutzende Häuser mussten evakuiert werden. Rund 200 Menschen verbrachten die Nacht in Sportanlagen der Stadt Manacor, unter anderem in der Anlage von Rafael Nadal. (sid, dpa)