1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Luftverkehr: Luftverkehr: Landung wird zum waghalsigen Stunt

Luftverkehr Luftverkehr: Landung wird zum waghalsigen Stunt

03.03.2008, 09:40

Hamburg/dpa. - Der Hamburger Flughafen ist am «Emma»-Orkan-Wochenende nur knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. Kurz vordem Aufsetzen auf der Landebahn erfasste am Samstag eine starkeWindböe die rechte Tragfläche der aus München kommenden Lufthansa-Maschine «Suhl». Der Airbus A 320 geriet in Schräglage, und der linkeFlügel touchierte den Asphaltboden. Der Flieger geriet dadurch insSchlingern, die 131 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder an Bordwurden kräftig durchgeschüttelt. Für den Piloten gab es in diesemAugenblick keine andere Wahl als die Maschine durchzustarten. Beieiner Landung wäre der Flieger von der Rollbahn abgekommen. Durch dieGeistesgegenwart der Piloten wurde niemand verletzt.

Der Sprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS), Axel Raab, sagteam Montag dem NDR, die Passagiere hätten sicherlich Todesangst anBord gehabt. «So etwas hat es in Hamburg noch nicht gegeben», sagteFlughafen-Sprecherin Katja Tempel. Der Hamburger Airport war von den«Emma»-Ausläufern besonders betroffen. Gleich mehrere Maschinenstarteten am Samstag wegen der Orkanböen durch, ähnlich brenzligeSituationen wie bei der Lufthansa-Maschine gab es nachFlughafenangaben aber nicht. 19 Flüge mussten unter anderem wegenhoher Windgeschwindigkeiten gestrichen werden, 118 Flüge verspätetensich. Ungewöhnlich hoch, so berichtete Lufthansa-Sprecher WolfgangWeber, war überall «der Verbrauch der berühmten Tüten», weilPassagieren übel wurde.

Der Flug LH 044 aus München hatte ebenfalls Verspätung. Um 13.40Uhr erfolgte der Anflug auf Hamburg-Fuhlsbüttel. Der Airbus mit demKennzeichen D-AIQP bekam dabei kräftigen Seitenwind von rechts undschwebte schräg zur Landebahn ein. Durch Gegensteuern brachten OliverA. und seine Copilotin Maxi J. (24) den Flieger wieder in eine geradePosition. «Dann, im allerletzten Moment vor dem Touchdown(Aufsetzen), fasste eine kräftige Böe unter die rechte Tragfläche»,sagte Weber. Amateurvideos zeigen, wie die Maschine in einegefährliche Schieflage kam. Auf der nassen Landebahn wirbelte eineWasserfontäne auf. Ein Winglet - ein senkrechter Anbau am äußerenEnde der Tragfläche - wurde beschädigt.

Das Durchstartmanöver erfolgte problemlos. «Das ist etwas, was imFlugtraining immer wieder simuliert wird», betonte Weber. Der Pilotschiebt beim Durchstarten die Gashebel nach vorn, zieht die Maschinehoch, und Landeklappen und Fahrwerk werden eingefahren. Der Wechselvom Landeanflug zum plötzlichen Neustart erfolgt in wenigen Sekunden.Die Verfahren werden regelmäßig trainiert und sind nicht gefährlich.Nach einer Viertelstunde konnte der Airbus doch noch erfolgreich inHamburg landen. Unter den Passagieren gab es keine Unruhe, wie einFluggast später dem Fernsehsender N24 berichtete. Das beschädigteFlugzeug wurde noch am Wochenende repariert. Wann es wieder startenkann, war am Montag zunächst unklar.

Nur zwei Tage nach dem Beinahe-Landeunfall von Hamburg waren diePiloten und die Airbus-Maschine der Lufthansa am Montag wieder imRoutine-Einsatz. Pilot Oliver A. und seine Copilotin seien ganznormal auf Mittelstreckenflügen in Europa unterwegs, berichteteLufthansa-Sprecher Thomas Jachnow in Frankfurt. Die Besatzung habeden Vorfall sehr gefasst aufgenommen. Der Pilot wolle sich nichtöffentlich zu seinem Manöver äußern. «Er hat meisterlich umgesetzt,was er zuvor hunderte Male im Simulator geübt hat», meinte Jachnow.Man habe keine Zweifel, dass die Freigabe der Landebahn durch dieDeutsche Flugsicherung korrekt war, betonte Jachnow. Zusätzliche Böenim Anflug könne niemand vorhersehen.

Im Internet kursierten am Montag zu dem spektakulären Video einesbritischen Amateurfilmers mehrere hundert Kommentare. Besondersgelobt wurde dabei die Meisterleistung des 39 Jahre alten Lufthansa-Kapitäns. Bis zum Mittag wurde das Video fast zwei Millionen Malangeschaut.

Ein Screenshot aus einem Amateurvideo zeigt am Montag den Landeversuch der Lufthansa-Maschine LH 044 vom Samstag am Flughafen Hamburg. (Foto: ddp)
Ein Screenshot aus einem Amateurvideo zeigt am Montag den Landeversuch der Lufthansa-Maschine LH 044 vom Samstag am Flughafen Hamburg. (Foto: ddp)
ddp