Luftfahrt Luftfahrt: Fossett umrundet als Erster allein die Welt im Ballon

Sydney/dpa. - Die Erde hat ihn wieder: Nach seiner Weltumrundungals erster Mensch allein im Ballon und rund 15 Tage nach dem Start inAustralien ist US-Abenteurer Steve Fossett am Donnerstag hart aberwohlbehalten im Osten des Fünften Kontinents gelandet. Der 58-Jährigesetzte am Morgen (Ortszeit) in der Steppe nahe dem Yamma-Yamma-See imBundesstaat Queensland auf. Die Landung beschrieb der Millionär als«sehr gefährlich», da unerwartet starker Wind herrschte. Kurz zuvorhatte er noch mit einem Brand an Bord zu kämpfen.
Vor dem Aufsetzen sei die Kapsel hin und her geschüttelt worden,berichtete Fossett. Winde von knapp 40 Kilometern pro Stunde hättenden Ballon «Spirit of Freedom» (Geist der Freiheit) noch einigeMinuten nach der Landung über den Erdboden geschleift, weil dasEntgasungssystem der Hülle nicht sofort reagierte. «Diese Flüge sinddas gefährlichste, was ich je gemacht habe», sagte Fossett. Böenhatten eine Landung in Südaustralien am Mittwoch zunächst verhindert.
Insgesamt legte der US-Millionär knapp 34 000 Kilometer in seinerGondel von der ungefähren Größe eines Toilettenhäuschens zurück. DerAbenteurer hatte bereits am Dienstag im sechsten Anlauf den 117.Längengrad überquert und damit einmal den Globus umkreist. Nun sollmit den Rekordfahrten im Ballon Schluss sein: «Das war mein Ziel imBallonsport, und ich denke nicht, solch große Fahrten noch einmal zumachen.» Die Reise hatte ihn über Australien, den Pazifik, die Andenund den Südpol geführt. Danach überfuhr er Afrika und den IndischenOzean.
Die letzten Stunden im Ballon verliefen nach Fossetts Wortendramatisch. Zunächst schüttelten Turbulenzen das silbrige Gefährtdurch. «Ich hatte schon meinen Fallschirm an, um abspringen zukönnen, sollte die Hülle zerfetzt werden.» Danach musste er in derNacht aus der Kabine klettern, um einen kleineren Brand zu löschen,der durch einen falsch angeschlossenen Propangasschlauch ausgelöstworden war. Dabei sei aber kein größerer Schaden entstanden.
Kaum am Boden, schmiedet der rekordhungrige Amerikaner neue Pläne:Nach einer kurzen Pause in seiner Heimatstadt Chicago wolle erbereits Ende des Monats von Neuseeland aus mit einem Gleitflugzeugund Spezialausrüstung bis in die Stratosphäre fliegen, die abhängigvom Wetter und vom Breitengrad in 9000 bis 18 000 Metern Höhebeginnt. «Ich denke schon, dass das riskant ist. Aber ich bin enormerleichtert, dass das Ballon-Projekt geschafft ist, dass ich dieerste Solo-Weltumrundung geschafft habe und mich nicht mehr Gefahrenaussetzen muss.»
Dank günstiger Wetterbedingungen hatte der frühere Börsenmaklerdie Rekordstrecke sechs Tage schneller als geplant zurückgelegt. Beiseinem vorangegangenen Weltumrundungsversuch im vergangenen Augustwar für den Abenteurer im Süden Brasiliens Endstation, wo er wegenGewittern, Müdigkeit und Sauerstoffmangels notlanden musste.
Immer wieder hatte der 58-Jährige aber auch dieses Mal mitwidrigen Umständen kämpfen. So brachte ein Luftwirbel den silbrigen,55 Meter hohen Spezialballon kurz vor der Küste Chiles beinahe vomKurs ab. Im Schnitt blieben ihm gerade einmal sechs Stunden Schlafpro Nacht.
Der Chicagoer Multimillionär steckte einen Großteil seinesVermögens in die Rekord-Unternehmungen: Seit elf Jahren verfolgt erden Ballonfahrer-Traum. Zwischendurch bestieg er noch den MountEverest, durchschwamm den Ärmelkanal und suchte bei einemHundeschlittenrennen über fast 2000 Kilometer Bestätigung.
Für die gelbliche Gondel steht nach der geglückten Landung derweilein Ehrenplatz bereit. Sie soll im Smithsonian Institut in der US-Hauptstadt Washington direkt neben der legendären Maschine «Spirit ofSt. Louis» ausgestellt werden, in der Charles Lindbergh vor 85 Jahrenals erster Mensch im Alleinflug den Atlantik überquerte.