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Last-Minute-Geschenke Last-Minute-Geschenke: Und plötzlich ist Weihnachten

Von Julia Becker 15.12.2011, 10:46
Die Inhaberin des Unternehmens GeschenkeSOS Berlin, Jenny Belitz, sucht in einer Weinhandlung in Berlin zusammen mit deren Besitzer Manfred Baltzer ein Geschenk fuer einen Auftraggeber aus. (FOTO: DPA)
Die Inhaberin des Unternehmens GeschenkeSOS Berlin, Jenny Belitz, sucht in einer Weinhandlung in Berlin zusammen mit deren Besitzer Manfred Baltzer ein Geschenk fuer einen Auftraggeber aus. (FOTO: DPA) dapd

Berlin/dapd. - «Er wollte zum Fest ein persönlich gestaltetes Bild von einemnamhaften Berliner Künstler verschenken», sagt Belitz. Sie solltedafür sorgen, dass das ausgefallene Geschenk in gut 72 Stundenangefertigt und schön verpackt unter dem Weihnachtsbaum liegt.

Die Berlinerin hat es sich zum Beruf gemacht, in kurzer Zeit undim Auftrag von Fremden Geschenke zu besorgen, die selbst keine Zeitdafür haben oder keine Ideen. Vor Weihnachten hat Belitz mit ihremSOS-Geschenkeservice besonders viel zu tun. «Es gibt etlicheMenschen, denen erst kurz vor dem Fest einfällt, dass sie nochGeschenke brauchen», sagt sie und zuckt gelassen mit den Schultern.

Das bemerken auch die Geschäftsleute. «Den Trend zuLast-Minute-Geschenken gibt es schon länger, aber so ausgeprägt wiein diesem Jahr war er noch nie», sagt der Pressereferent desHandelsverbandes Deutschland, Stefan Hertel. Das liege auch daran,dass Heiligabend in diesem Jahr auf einen Samstag fällt. «Dadurchhaben die Menschen quasi fünf Adventswochen Zeit für ihren Einkauf»,sagt Hertel. Das verleite dazu, den Weihnachtseinkaufhinauszuschieben.

Zwtl.: Selbst gebackene Kekse für den Geschenkkorb

Geschenkemanagerin Belitz ist schon seit Oktober imWeihnachtsfieber. «Da ich ja weiß, dass viele Anfragen auf denletzten Drücker kommen, bereite ich mich entsprechend vor und fragebei Stammkunden schon einmal an», sagt die Unternehmerin, derenHandy in diesen Tagen besonders häufig klingelt. Heute organisiertsie beim Feinkosthändler Manfred Baltzer in Berlin-Friedrichshagenweihnachtliche Frühstückskörbe für ein Unternehmen.

Rohmilchkäse aus Frankreich, frisches Baguette und selbsthergestellter Honig stehen schon auf der Liste. «IrgendwasWeihnachtliches muss noch rein. Vielleicht Stollen?», fragt Belitzund runzelt nachdenklich die Stirn. «Stollen wird zu teuer. Aber ichbacke dir drüben in unserer Hofküche lecker Kekse mit Marmelade undZuckerguss», sagt Händler Baltzer. Die beiden kommen ins Geschäft.

Auch die 92 Prozent der Deutschen, die nach Angaben derGesellschaft für Konsumforschung (GfK) in diesem JahrWeihnachtsgeschenke kaufen, stehen vor der Qual der Wahl, wie sieihr Weihnachtsbudget von durchschnittlich 241 Euro investieren.

«Die Angst, etwas Falsches zu schenken, ist verbreiteter als mandenkt», sagt Belitz. Anstatt beim Beschenkten mit ausgefallenenGeschenkideen womöglich ein fragendes Gesicht zu riskieren, greifenviele Verbraucher lieber zu Standardpräsenten. «Jedes vierteGeschenk unterm Baum wird in diesem Jahr Bargeld oder ein Gutscheinsein», sagt Hertel. Ebenso unspektakulär wie beliebt sind Bücher,CDs, Parfüm und Kleidung.

Zwtl.: Ratgeberbücher und Deo gehen gar nicht

Schlimmer als 0815-Geschenke sind für Unternehmerin BelitzAufmerksamkeiten, die dem Beschenkten signalisieren, dass diesersich ändern muss. «Dazu gehören beispielsweise Ratgeberbücher oderKosmetika wie Deo. Das geht gar nicht», sagt Belitz. Sie rät allenverzweifelten Weihnachtseinkäufern, einfach mal über einen Flohmarktzu schlendern. «Da findet man recht häufig schöne und urige Sachen,die dem Beschenkten das Gefühl geben, etwas Besonderes erhalten zuhaben», sagt die junge Frau, die gerne in regionalen Geschäfteneinkauft.

Auch im Internet tauschen sich die Nutzer alle Jahre wieder überGeschenke in letzter Minute aus. Gehandelt werden dort unter anderemselbst gebackene Kekse, die mit lustigen Formen ausgestochen wurden,Grundstücke auf jedweden Himmelskörpern dieses Sonnensystems undKräutergärten, die in wenigen Minuten selbst aus Orangenkisten undKräutern aus dem Supermarkt gezimmert werden.

Handgefertigt wurde auch das individuelle Kunstwerk, das Belitzso kurzfristig für ihren Kunden zu Weihnachten organisieren musste.«Das war nicht leicht, aber ich hab es geschafft», sagt sie und einwenig Stolz ist in ihrer Stimme zu hören. Am liebsten verschenkt sieaber persönliche Gutscheine für ein gemeinsames Erlebnis mit demBeschenkten: «Das Wichtigste, was den Menschen heutzutage fehlt, istdoch die Zeit, die sie miteinander verbringen.»