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Streaming „Landman“: Öl, Drogen und Billy Bob Thornton in Topform

Nach „Yellowstone“ und „Tulsa King“ startet beim Streamingdienst Paramount+ die nächste Serie von Taylor Sheridan. In „Landman“ brilliert Billy Bob Thornton als Mann fürs Grobe eines Ölkonzerns.

Von Philip Dethlefs, dpa 18.11.2024, 15:53
Billy Bob Thornton brilliert in „Landman“ als Mann fürs Grobe eines Ölkonzerns.
Billy Bob Thornton brilliert in „Landman“ als Mann fürs Grobe eines Ölkonzerns. Paramount/dpa

London - Zu seinem Job gehören gewisse Risiken. Gleich in der ersten Szene von „Landman“ verhandelt Billy Bob Thornton als Tommy Norris mit Mitgliedern eines Drogenkartells. Verhandeln ist dabei noch milde ausgedrückt. Denn Tommy ist an einen Stuhl gefesselt und hat einen Sack über dem Kopf. Doch der Hardliner lässt sich nicht einschüchtern und rettet damit sein Leben. In Westtexas, nahe der Grenze zu Mexiko, muss er mit allen Wassern gewaschen sein. Tommy steht im Mittelpunkt der Serie „Landman“, die seit 18. November auf Paramount+ zu sehen ist.

Blick auf die Menschen in der Ölindustrie

Norris ist ein Landman, vereinfacht gesagt ein Aufseher für die Ölbohrungen eines milliardenschweren Konzerns, der von seinem Boss Monty Miller (Jon Hamm) geführt wird. Ein Landman ist zuständig für die Akquise und Verwaltung von Land- und Mineralrechten, für rechtliche, vertragliche und regulatorische Dinge - im Prinzip für fast alles, das die Dinge am Laufen hält, oder besser: das Öl fließen lässt.

„Es geht nicht nur um das Öl, es geht um Menschen“, sagte Billy Bob Thornton der Deutschen Presse-Agentur in London. Ein Statement pro oder gegen die Ölindustrie sei „Landman“ definitiv nicht „Das wurde nicht mit einer Agenda geschrieben und sollte auch nicht so gesehen werden. Es geht darum, was los ist. Diese Dinge passieren. Ich denke, es ist interessant zu sehen, was in dieser Welt vor sich geht. Wir zeigen die Licht- und Schattenseiten.“

Zehn Folgen vom „Yellowstone“-Schöpfer

Die zehn Folgen, die wöchentlich bei Paramount+ veröffentlicht werden, stammen aus der Feder von Multitalent Taylor Sheridan. Er bescherte dem Streamingdienst bereits viele preisgekrönten Erfolge, darunter „Yellowstone“ mit Kevin Costner sowie die beiden Prequels „1883“ und „1923“ oder auch „Tulsa King“ mit Sylvester Stallone.

„Es gibt nur ein paar Leute, die gerade auf dem Höhepunkt ihres Schaffens sind, und Taylor ist eindeutig einer davon. Und es ist unheimlich attraktiv, dabei mitzuwirken“, sagte Jon Hamm der Deutschen Presse-Agentur in London. „Ich habe diese Geschichte noch nie im Fernsehen gesehen, und das will schon etwas heißen.“

Sheridan kombiniert in seinen Serien Elemente von Western und Drama und zeichnet ein facettenreiches Porträt der USA. Im Fokus steht bei ihm oft der Konflikt zwischen dem traditionellen Amerika und der modernen Welt. Bei „Landman“ ist es die Ölindustrie, die gegen ihren schlechten Ruf kämpft und ihren Platz gegen erneuerbare Energien zu verteidigen versucht, während sie ohnehin auf ihr Ende zusteuert, wie Tommy feststellt: „Das Öl geht uns irgendwann aus.“

Berufliche und private Dramen

Norris war für kurze Zeit selbst reich. Jetzt ist er ein geschiedener, selbst erklärter trockener Alkoholiker mit 500.000 Dollar Schulden. „Und ich bin noch einer, der Glück gehabt hat“, sagt er, während er an seinem Bier nippt. Da sei schließlich kaum Alkohol drin, macht er dem besorgten Wirt klar und erklärt, warum er keinen Whiskey bestellt.

Ein schwerer Unfall, bei dem ein Tanklaster in ein Flugzeug krachte, das für einen Drogendeal auf einer Straße gelandet war, und eine Explosion an einem Bohrloch machen Tommy beruflich zu schaffen. Privat stressen ihn seine verwöhnte Tochter Ainsley (Michelle Randolph) und seine Ex-Frau Angela (Ali Larter), mit der es immer noch knistert. Sohn Cooper (Jacob Lofland) versucht sich als sogenannter Roughneck im lebensgefährlichen Job an der Bohranlage.

Paraderolle für Billy Bob Thornton

Billy Bob Thornton, Hollywoods ewiger Geheimtipp, zeigt in „Landman“ eine der besten Darbietungen seiner Karriere. Das liegt auch an den herrlichen Dialogen und Tommys sarkastischen Sprüchen. Trotz der dramatischen und packenden Story hat die Serie, die auf dem Podcast „Boomtown“ basiert, eine Menge Humor.

„Wenn man Humor und Drama mischt, sagen Kritiker immer: Die können sich nicht entscheiden“, sagte Thornton. „Genauso gut könnte man sagen, dass sich das Leben nicht entscheiden kann. Denn so ist das Leben nun mal. Die Leute benehmen sich der Situation entsprechend, das bedeutet Humor, Drama, schlimme Dinge, Trauer, Freude, alles. So sollte es sein. Und Taylor hat das hervorragend umgesetzt.“

Demi Moore als Milliardärsgattin

Kritiker monieren gelegentlich auch, dass die Serien von Taylor Sheridan zu männlich und zu konservativ sind. Das stimmt hier nur bedingt. Ali Larter („Final Destination“) ist grandios als Angela. Und mit der jungen Anwältin Rebecca Falcone (Kayla Wallace) gibt es einen weiteren starken Gegenpol zu Norris. Der Öl-Cowboy ist auf die nach seinem Empfinden „woke“ Überfliegerin angewiesen, liefert sich mit ihr aber einige Wortgefechte - nicht nur über die Bedeutung von Öl.

„Was man darüber denkt, was man für eine Meinung dazu hat, wird hier nicht diktiert“, stellte Demi Moore im dpa-Gespräch klar. „Das entscheidet jeder für sich.“ Die Hollywood-Veteranin spielt Cami, die Ehefrau von Monty Miller. Welche Bedeutung sie für die Serie hat, wird aber in den ersten Folgen, in denen sie nur kurz auftritt, nicht klar.

Mit tollen Bildern, interessanten Charakteren und einem packenden Soundtrack, der klassische Filmmusik mit Country-Hits mischt, ist „Landman“ ein moderner Western in Serie mit cineastischem Flair. Das Highlight ist dabei Billy Bob Thornton: Seinen raubeinigen Tommy Norris, diesen hartnäckigen Underdog, der trotz harter Schale ein großes Herz hat, muss man einfach gern haben.