Kristina Schröder Kristina Schröder: Ministerin im Praxistest

Berlin/MZ. - Vom Ressortzuschnitt herpasst die Nachricht perfekt: BundesfamilienministerinKristina Schröder (CDU) bekommt ein Kind,die Geburt wird im Juli erwartet. Damit istdie 33-Jährige die erste Bundesministerin,die während ihrer Amtszeit niederkommt.
Die so oft geforderte "Vereinbarkeit von Familieund Beruf" wird für die CDU-Politikerin undihren Ehemann Ole Schröder nicht so leichtumzusetzen sein. Denn auch der werdende Vater,den die gebürtige Wiesbadenerin vor knappeinem Jahr ehelichte, ist als ParlamentarischerStaatssekretär im Bundesinnenministerium nichtso leicht abkömmlich. Erst am vergangenenFreitag hatte Ministerin Schröder zum Nachdenkendarüber aufgefordert, "wie wir die Arbeitszeitenso gestalten können, dass Menschen sowohlLeistung in ihrem Beruf bringen können alsauch genügend Zeit für ihre Familie haben".Nun also ist es auch ein Nachdenken in eigenerSache.
"Wir sind zuversichtlich, dass wir das auchmit Unterstützung unserer Familien hinbekommen",sagte Kristina Schröder der "Bild"-Zeitung,die die frohe Botschaft am Mittwoch verbreitete.Besagte Herausforderungen sind in der Tatnicht zu unterschätzen. Denn der Ministerinsteht, anders als abhängig Beschäftigten,keine Elternzeit zu. Zwar werde Frau Schröderden gesetzlichen Mutterschutz von sechs Wochenin Anspruch nehmen, sagte eine Ministeriumssprecherin.Ihr Ministeramt werde sie aber selbst in dieserZeit nicht ruhen lassen. Politik also nochim neunten Monat, Reformen aus dem Wochenbett?
Ganz so arg wird es wohl nicht kommen. Den"normalen Geschäftsbetrieb" werde der beamteteStaatssekretär im Familienministerium, JosefHecken, in den Wochen vor und nach der Niederkunftübernehmen, die Vertretung des Hauses nachaußen übernehme der Parlamentarische StaatssekretärHermann Kues, hieß es. RegierungssprecherSteffen Seibert sieht der Babypause Schrödersebenfalls gelassen entgegen. Es habe auchin anderen europäischen Kabinetten schwangereMinisterinnen gegeben, ohne dass die Regierungstätigkeitbeeinträchtigt worden wäre.
Das stimmt allerdings nur bedingt. Der ehemaligenfranzösischen Justizministerin Rachida Dati,die am 2. Januar 2009 niederkam, geriet ihreSchwangerschaft gar zum politischen Verhängnis,da sie den Namen des Vaters nicht preisgebenmochte. Im Juni 2009 trat sie zurück. Wiegut Ministeramt und Nachwuchs unter einenHut zu bringen sind, demonstrierte hingegendie spanische Verteidigungsministerin CarmeChacon. Noch vier Wochen vor ihrer Niederkunftim Mai 2008 besuchte sie die in Afghanistanstationierten spanischen Truppen. Als ersteAmtshandlung nach ihrer Rückkehr ins politischeGeschäft Anfang Juli 2008 feuerte die damals37-Jährige die militärische Führung der spanischenArmee. Dagegen wirken die Vorhaben der MinisterinSchröder, etwa eine Pflegezeit für berufstätigeAngehörige einzuführen, recht friedfertig.