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Wohnungen Krise im Wohnungsbau bleibt - aber kein Arbeitsplatzabbau

In Thüringen werden immer weniger neue Wohnungen gebaut. Eine Trendwende ist bisher nicht in Sicht, sagt der Verband der Bauindustrie. Arbeit gibt es in anderen Bereichen.

Von dpa Aktualisiert: 23.01.2025, 17:08
Verband: Keine Entlassungen von Bauarbeitern
Verband: Keine Entlassungen von Bauarbeitern Marcus Brandt/dpa

Ettersburg - In der Thüringer Bauwirtschaft soll es nach Verbandsangaben trotz anhaltender Wohnungsbaukrise keinen nennenswerten Stellenabbau geben. „Die Beschäftigtenzahl ist mit etwa 25.000 weitgehend stabil im Bauhauptgewerbe“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Hessen-Thüringen, Burkhard Siebert, bei einem Branchentreffen auf Schloss Ettersburg bei Weimar. Nach wie vor seien Berufsnachwuchs im gewerblichen und akademischen Bereich sowie Fachkräfte gefragt. 

Prognose: Umsatz 2025 auf Vorjahresniveau 

Der Umsatz im Bauhauptgewerbe im Freistaat sei mit rund 3,6 Milliarden Euro „einigermaßen stabil“. Andere Bereiche, vor allem Infrastrukturinvestitionen in Straßen und Brücken, Energietrassen oder Bauprojekte von Industrie, Handel oder Bahn würden insgesamt für eine recht stabile Entwicklung jenseits des Wohnungsbaus sorgen. „Wir erwarten in diesem Jahr eine Seitwärtsbewegung beim Umsatz“, so der Verbandsgeschäftsführer. 

„Wichtig ist, dass wirklich Geld für Investitionen zur Verfügung steht.“ Das Land Thüringen komme dabei seiner Verantwortung nach Einschätzung des Verbandes nach. „Das freut uns.“

Manchmal Ausschreibungen gestoppt 

Problematischer sei die Investitionsfähigkeit vieler Kommunen - dort fehle oft das Geld für Schulbauvorhaben oder Straßen. „Manchmal werden sogar Ausschreibungen aufgehoben, weil die Projekte einer Kommune zu teuer sind.“ Eine gute Infrastruktur und bezahlbarer Wohnraum seien entscheidend für die Aufstellung Thüringens als attraktiver Standort – für die Bürger genauso wie für die Wirtschaft, erklärte die CDU-Landtagsfraktion. „Deshalb ist es für den Erfolg der neuen Landesregierung von größter Bedeutung, dass Investitionen ermöglicht, bürokratische Hürden abgebaut und der Wohnungsbau gezielt gefördert werden.“

Krise im Wohnungsbau 

Laut Siebert wird Thüringen keinen schnellen Aufschwung im Wohnungsbau erleben. „2025 sehen wir keine Trendwende. Wir kommen im Wohnungsbau von einem sehr, sehr niedrigen Niveau“, sagte er. Grund seien vor allem die immer noch hohen Kreditzinsen sowie vergleichsweise hohe Materialkosten. 

Investoren würden sich vor neuen Projekten scheuen, weil die Kosten pro Quadratmeter zwischen 3.800 und 4.200 Euro lägen. „Das würde hohe Mieten nach sich ziehen.“ Trotz des hohen Bedarfs an Wohnungen und den vorhandenen Baukapazitäten werde der Wohnungsbau nach der Prognose nicht schnell wieder anspringen. 

Sozialer Wohnungsbau schwer finanzierbar 

Das gelte auch für preisgebundenen Wohnraum. „Im Neubau auch noch Sozialwohnungen zu schaffen, das geht derzeit nur sehr schwer“, sagte Siebert. Die hohen Kosten seien über Mieten von im Schnitt sieben Euro pro Quadratmeter und trotz staatlicher Förderung von den Unternehmen und Investoren kam zu stemmen. 

Nach Angaben von Siebert ist der Umsatz im Thüringer Wohnungsbau bis Ende Oktober um fast ein Viertel gesunken. Der Auftragseingang sank bei einem ohnehin schon geringen Volumen im Vorjahr nochmals um 3,8 Prozent. Potenzial sehe der Verband beim Aufstocken von Etagen auf vorhandene Gebäude. Dafür müssten die Kommunen vielfach aber erst Bebauungspläne aktualisieren. Bremsend wirkten sich zudem eine Reihe von staatlichen Vorgaben aus. 

Laut dem Statistischen Landesamt wurden von Januar bis Oktober 2024 insgesamt 2.415 Anträge für Bauvorhaben in Thüringen gestellt - darunter 1.182 für Neubauwohnungen und für 692 Wohnungen in bestehenden Gebäuden. Das waren laut Landesamt 29 Prozent weniger Wohnungen als im Vorjahreszeitraum - bei den Neubauwohnungen der niedrigste Wert seit Beginn der Auswertungen im Jahr 1995.