Kriminalität Kriminalität: Vater von «Sasser» gesteht Verbreitung der Internet-Würmer

Verden/dpa. - Im Prozess um die Computerattacken der Internetwürmer «Sasser» und «Netsky» hat der Angeklagte zum Prozessauftakt die Programmierung und Verbreitung der Schädlinge gestanden. Der 19-Jährige aus dem niedersächsischen Waffensen (Kreis Rotenburg/Wümme) habe am Dienstag ein umfassendes Geständnisabgelegt, sagte die Sprecherin des Landgerichts in Verden, Katharina Krützfeldt. Im vergangenen Jahr hatten die virtuellen Schädlinge weltweit Computersysteme lahm gelegt und sollen damit Schäden in Millionenhöhe verursacht haben.
Der Schaden laut Anklageschrift beläuft sich jedoch nur auf130 000 Euro. «Im Prozess geht es auch um die wirkliche Schadenshöhe, die sicher im Millionenbereich liegt», sagte Oberstaatsanwältin Silke Streichsbier. Zudem seien bisher 143 Geschädigte namentlich bekannt.Strafanzeigen größerer Unternehmen aus dem In- und Ausland lägennicht vor. Virenexperten vermuten, dass diese sich bewusstzurückhalten. Sollte sich herausstellen, dass ihreSicherheitsmaßnahmen unzureichend oder lückenhaft waren, könnten dieFirmen schnell in die Kritik geraten.
Der Computerfreak sitzt wegen Datenveränderung in acht Fällen,Computersabotage und Störung öffentlicher Betriebe auf derAnklagebank. Das Verfahren findet nach dem Jugendstrafrecht unterAusschluss der Öffentlichkeit statt. Dem Angeklagten, der zur Tatzeit17 Jahre alt war, droht nur unter bestimmten Voraussetzungen eineGefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren. Sie darf nach dem Gesetz nurverhängt werden, wenn beim Täter schädliche Neigungen vorliegen oderdie besondere Schwere der Schuld gegeben ist. «Vorstellbar sindansonsten Zuchtmittel wie Verwarnung, gemeinnützige Arbeit oderJugendarrest», sagte Krützfeldt.
In der Anklageschrift werden 173 Zeugen genannt, von denen aberinsgesamt nur fünf gehört werden sollen, unter anderem einMitarbeiter einer Anti-Virenfirma und Vertreter geschädigter Firmen.Bereits nach drei Verhandlungstagen ist am Donnerstag lautStaatsanwaltschaft mit einem Urteil zu rechnen.
Im Mai 2004 hatte «Sasser» sich über eine schon länger bekannteSchwachstelle von Microsoft Betriebssystemen XP und 2000 in dieRechner eingeschleust. Dadurch schalteten sich die Rechnerselbstständig ab. Bei einem Neustart wiederholte sich die Prozedur.Der Wurm fand seinen eigenen Weg durchs Netz und infizierte weitereComputer. «Netsky» attackierte per E-Mail fremde Rechner. Dadurchwurden unter anderem Computeranlagen in zwei Bildungseinrichtungenund einer Medizinfirma gestört.
