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Kriminalität Kriminalität: Ring von Organschmugglern wurde ausgehoben

04.12.2003, 16:30
Badeparadies Durban in Südafrika: Hierher wurde er zur Entfernung seiner Niere geflogen , berichtete ein Mann im brasilianischen Fernsehen. Foto: dpa)
Badeparadies Durban in Südafrika: Hierher wurde er zur Entfernung seiner Niere geflogen , berichtete ein Mann im brasilianischen Fernsehen. Foto: dpa) gms

Brasilia/Johannesburg/dpa. - Bei einem Schlag gegen international operierende Organschmuggler sind in Brasilien und Südafrika 13 Männer festgenommen worden. Die meisten von ihnen stehen im Verdacht, arme Brasilianer mit Geld zum Organspenden nach Südafrika gelockt zu haben. Für eine Niere seien den Spendern zwischen 6000 und 15 000 Dollar (bis zu 12 500 Euro) gezahlt worden, teilte die Bundespolizei in Brasilien nach Medienberichten vom Donnerstag mit.

«Wir glauben allerdings, dass die Bande nicht nur Organe von freiwilligen Spendern gekauft und im Ausland verkauft hat, sondern dass sie auch in den Menschenhandel verwickelt ist», meinte in Sao Paulo der Staatsanwalt Luiz Fernando Vaggione. Man suche Verbindungen zwischen der Bande und in Brasilien verschwundenen Kindern und Babys. Vaggione ist der führende Menschenhandel-Experte seines Landes.

Im brasilianischen Fernsehen erzählte ein Mann unterdessen, wie er seine Niere verkaufte. Er habe 15 000 Dollar bekommen und sei zur Nierenentfernung nach Durban geflogen worden, sagte er dem TV-Sender «Globo», während er eine 40 Zentimeter lange Narbe zeigte. Der Mann, der aus Angst vor Repressalien sein Gesicht nicht zeigen wollte, verriet: «Man sagte mir, die Niere sei für einen reichen Iraker.» Er sei von einem Polizeioffizier und dessen Frau kontaktiert worden.

Begonnen hatte die Aktion im ländlichen Nordosten Brasiliens, wo am Dienstag elf Männer festgenommen worden waren. Unter ihnen befand sich auch ein Polizeioffizier und zwei Israelis, teilte die Bundespolizei in Recife (Land Pernambuco) mit. In der südafrikanischen Hafenstadt Durban wurde die Festnahme zweier Männer israelischer Abstammung gemeldet. Einem von ihnen soll unmittelbar zuvor eine neue Niere eingepflanzt worden sein.

Die Polizei Südafrikas geht davon aus, dass das Schmuggel-Netzwerk weiter verbreitet ist als bisher ersichtlich und schließt weitere Festnahmen nicht aus. «Wir haben Mitglieder überall auf der Welt im Visier», sagte Polizeisprecherin Mary Martins-Engelbrecht am Donnerstag. Sie bestätigte Kontakte zur brasilianischen Polizei via Interpol. Demnach haben die südafrikanischen Behörden schon vor Monaten einen Tipp erhalten und eigene Ermittlungen angestellt. Sie gehen davon aus, dass das Netzwerk bereits seit mehr als einem Jahr aktiv war.

Ähnliche Vermutungen gibt es auch in Brasilien. «Im Rahmen des illegalen Handels mit Organen wurden allein hier in Recife nach unseren Erkenntnissen mindestens 30 Operationen durchgeführt», erklärte Wilson Damazio, Chef der brasilianischen Bundespolizei in Land Pernambuco. Die Zahl der illegal gehandelten Organe könne aber deutlich höher liegen. Mit Hilfe der südafrikanischen Behörden wolle man in Brasilien herausfinden, in welchen Kliniken solche Operationen durchgeführt worden seien, wer die wichtigsten Verantwortlichen seien und wie die internationale Verbindung zu Stande gekommen sei.

Nach Angaben des Fernsehsenders «Globo» wissen Brasiliens Behörden bereits, dass eine Autowerkstatt in Recife «Schaltzentrale» der Bande vor Ort war. Ferner stehe fest, dass mehrere Polizisten dem Ring angehörten. Nach südafrikanischen Medienangaben sollen seine Mitglieder in Brasilien nach Organspendern gesucht haben, die sich unter anderem in Durban eine ihrer Nieren entfernen lassen sollten. Die südafrikanische Hafenstadt sei ein Zentrum für den Schmuggel mit menschlichen Organen geworden.