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Kriminalität Kriminalität: Mord an Ursula Herrmann nach 25 Jahren noch ungeklärt

Von Sabine Dobel 14.09.2006, 06:29
Das Foto zeigt die in einem Waldstück bei Eching am Ammersee (Landkreis Landsberg am Lech) vergrabene Holzkiste, in der die elfjährige Ursula Herrmann am 04.10.1981 tot aufgefunden worden war (Archivfoto vom 05.10.1981). (Foto: dpa)
Das Foto zeigt die in einem Waldstück bei Eching am Ammersee (Landkreis Landsberg am Lech) vergrabene Holzkiste, in der die elfjährige Ursula Herrmann am 04.10.1981 tot aufgefunden worden war (Archivfoto vom 05.10.1981). (Foto: dpa) dpa

Eching/München/dpa. - Derzeit suchen die Ermittler nach neuen DNA-Spuren.Hoffnungen geben zwei Gen-Proben vom Tatort, die noch niemandemzugeordnet werden konnten und die von dem oder den Tätern stammenkönnten. «Es sind Spuren wie alle anderen - sie können auch vor derTat von anderen Personen auf den Gegenständen hinterlassen wordensein», warnt die Augsburger Oberstaatsanwältin Brigitta Baur vor zugroßen Erwartungen. Nicht erhärtet hat sich bisher der Verdacht gegeneinen in Taiwan inhaftierten Deutschen.

Das Mädchen war am Abend des 15. September 1981 entführt worden,als es mit seinem Fahrrad zwischen Schondorf und Eching am Ammerseeunterwegs war. Unbekannte verlangten von den Eltern zwei MillionenMark Lösegeld. Dann riss der Kontakt ab. «Die Entführer haben ineinem Erpresserbrief die Forderungen gestellt, dann kam nichts mehr»,sagt Baur. Am 4. Oktober wurde das Kind tot in der Kiste entdeckt -es war erstickt.

Mehrfach schien es, als habe die Ermittlungsgruppe «UrsulaHerrmann» die entscheidende Spur. 1986 geriet ein Garmischer unterVerdacht, der mehrere Entführungen geplant haben soll. 1998ermittelte die Polizei einen anonymen Anrufer, der sich des Mordes ander Schülerin bezichtigt hatte. Der arbeitslose Maler aus Düsseldorfhatte den Anruf aber nur aus Geltungsbedürfnis getätigt - er wurdewegen Vortäuschens einer Straftat angezeigt.

Nach mehreren TV-Sendungen kamen zahlreiche Hinweise. Vor vierJahren rollte die 350. Ausgabe der ZDF-Sendung «AktenzeichenXY...ungelöst» den Fall erneut auf, Zimmermann als «Vater» derSendung trat noch einmal vor die Kamera. «Es war für mich derschlimmste Fall in 35 Jahren "XY..ungelöst"», sagte er. «Das Mädchensaß eingepfercht in der Kiste. Es war tot. Trotzdem schaute es michmit flehenden Augen an. Bis jetzt verfolgen mich diese Augen.» DieSendung löste ein riesiges Echo aus - der entscheidende Hinweis warnicht dabei. Mit Erscheinen seiner Biografie 2005 stockte Zimermanndie von der Polizei ausgesetzte Belohnung von 50 000 Euro auf 100 000Euro auf. Es kamen 130 neue Hinweise - und wieder kein heißer Tipp.

Die Entführung war akribisch geplant. Den Ermittlern zufolge wurdeder «Sarg» Wochen vor der Tat vergraben. Der Raum, in dem die Kistegebaut wurde, muss mit Werkzeug zum Bohren, Schweißen und Schleifenund einer Hochdruckspritzanlage ausgerüstet gewesen sein. Der grüneKistendeckel bestand aus einer 60 mal 72 Zentimeter großenTischlerplatte. In die Plastikrohre für die - nicht funktionierende -Belüftung waren 2400 Löcher gebohrt worden. Die Kiste wurde über eineAutobatterie mit Strom versorgt und war mit rosarotem Deko-Stoffausgestattet. Gefunden wurden auch ein Radio, ein blau-roterJogginganzug und zwei gemusterte Reisedecken.

Die Tat muss umfangreiche Vorbereitungen erfordert haben, so dasssie kaum unbemerkt bleiben konnte. Mit der DNA-Analyse schöpften dieErmittler neue Hoffnung. Acht Haare aus der Kiste - von einem Mann,einer Frau und einem Tier - brachten keine Erkenntnisse. Vor einemJahr konnte eine neue DNA-Spur isoliert werden. Sie wurde mit 400 000Daten des Bundeskriminalamts abgeglichen. Doch am Ende wiederEnttäuschung: Die DNA stammte von einem Kriminaltechniker, der dieKiste untersucht hatte.

Seit Juli haben die Ermittler einen 47-jährigen Deutschen imVisier, der in Taiwan wegen Drogenhandels in Haft sitzt. SeineSpeichelprobe stimmte bisher nicht mit den Spuren überein, die amTatort sichergestellt worden waren. «Der Verdacht ist aber nichtvollständig ausgeräumt» sagt Baur. Denn noch immer werden die Kisteund die übrigen Fundstücke auf neue Gen-Spuren untersucht. DieUntersuchungen sind aber sehr aufwendig und können Monate oder garJahre dauern. Für die Experten ist es ein Wettlauf mit der Zeit. Dennmit den Jahren wird es immer schwieriger, die DNA zu identifizieren.Doch geschlossen wird die Akte nicht: Mord verjährt nicht.