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Kriminalität Kriminalität: Mord an einem Berliner Polizisten ist aufgeklärt

Von Thomas Kunze und Aliki Nassoufis 25.03.2006, 16:59
Polizisten in Zivil und in Uniform nehmen am Donnerstag (23. März 2006) an einem Trauermarsch im Berliner Bezirk Neukölln teil. Die Beamten gedachten ihres erschossenen Kollegen Uwe Lieschied (42). (Foto: dpa)
Polizisten in Zivil und in Uniform nehmen am Donnerstag (23. März 2006) an einem Trauermarsch im Berliner Bezirk Neukölln teil. Die Beamten gedachten ihres erschossenen Kollegen Uwe Lieschied (42). (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Wie Polizeipräsident Dieter Glietsch mitteilte, hat der Älteredie Tat gestanden. Die beiden arbeitslosen Männer aus Neukölln sindder Polizei bereits durch frühere Gewaltstraftaten bekannt. Gegen dieMänner wurden noch am Samstag Haftbefehle wegen gemeinschaftlichenschweren Raubes und Mordes erlassen. Der Haupttäter wurde durchDNA-Spuren und Zeugenaussagen überführt.

Mit «grimmiger Befriedigung», wie es ein Beamter formulierte,nahmen Berlins Polizisten die Festnahme auf. Polizeipräsident DieterGlietsch sagte erleichtert: «Es ist eine gute Nachricht für alle, dieum das Opfer trauern.» Die Tat hatte in der Hauptstadt großeTrauer und Bestürzung hervor gerufen. Mit einem Schweigemarschgedachten am Donnerstag rund 7000 Polizisten ihres toten Kollegen.Viele Berliner schickten Beileidsschreiben oder trugen sich in dieKondolenzbücher bei der Polizei ein.

Der 42 Jahre alte Polizeihauptkommissar Lieschied war am 17. Märzniedergeschossen worden. Der mutmaßliche Täter hatte nach einemStraßenraub sofort mehrere Schüsse abgefeuert, als der Zivilbeamtemit zwei Kollegen ihn und einen Komplizen nahe dem Park Hasenheide -einem berüchtigten Drogenumschlagplatz - kontrollieren wollte.Lieschied war seit 1982 Polizist und seit 1992 im Streifendienst inNeukölln.

Die beiden Festgenommenen waren bereits Mitte vergangener Woche indas Visier der Ermittler geraten. In der Nacht zu Samstag griffenBeamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) dann kurz nach Mitternachtzu: Sie nahmen die beiden Tatverdächtigen in einem Auto in derSchulstraße im Bezirk Wedding fest. Generalstaatsanwalt HansjürgenKarge sagte, angesichts der überwältigenden Beweise könne sicher baldAnklage erhoben werden. Er hoffe, dass die Männer binnen drei Monatenvor Gericht stehen.

Neukölln mit seinem hohen Ausländeranteil, Arbeitslosigkeit undGewalt gilt bundesweit als Beispiel für Probleme bei derAusländerintegration. In einzelnen Gegenden erreicht der Anteil derArbeitslosen knapp 40 Prozent, unter den Ausländern ist oft jederZweite ohne Job. Am Samstag folgten hier rund 200 Menschen einemAufruf arabischer Vereine zum Trauermarsch für den toten Polizisten.

Das Verbrechen hat auch die Debatte um die Eigensicherung vonPolizisten im Einsatz neu angeheizt. Nach Angaben derPolizeigewerkschaft nimmt die Gewalt gegen die Beamten seit Jahrenzu. Besonders in Problemstadtteilen wie Neukölln ist der Dienst derPolizisten lebensgefährlich geworden. Seit 1945 sind demnach 387Beamte von Straftätern getötet worden.

Lieschied war durch die Schüsse am Kopf getroffen worden, einProjektil drang in seine Schläfe. Er lag mehr als drei Tage im Komaund rang mit dem Tod. Der am vergangenen Dienstag gestorbene Polizisthinterlässt eine Frau und zwei Söhne im Alter von 16 und 18 Jahren.Die Beisetzung findet an diesem Freitag (31.3.) in Neukölln statt.