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Kriminalität Kriminalität: Minderjährigen Opfern mit Tod gedroht

09.12.2008, 15:40

Dresden/dpa. - OhneRücksicht auf die Gefahr für Leib und Leben nahm er sich in einemviele Kilometer entfernten Waldstück in seinem Wagen, was erbrauchte. Danach setzte er die Mädchen jeweils nahe des Ortes aus, ander er sie Stunden zuvor gekidnappt hatte. Seit Dienstag sitzt derstämmige mittelgroße Kraftfahrer auf der Anklagebank im LandgerichtDresden. «Schwerer sexueller Missbrauch, Vergewaltigung undKörperverletzung», verlas Staatsanwältin Bettina Ball zuProzessbeginn die Anklagepunkte. Dem 33-jährigen Mann droht eineFreiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren.

Der im Juni mit Hilfe von Deutschlands größtem Massengentestgefasste mutmaßliche Kinderschänder wiederholte vor Gericht seinGeständnis, das er schon nach seiner Festnahme abgelegt hatte - nachAngaben seines Anwalts Stefan Heinemann mit tränenerstickter Stimmeund Reue. Die Öffentlichkeit war zum Schutz seiner Opfer zur gutdreistündigen Vernehmung ausgeschlossen worden. Er entführte dieMinderjährigen auf dem Nachhauseweg mit Gewalt, zwang sie unterTodesandrohung zu sexuellen Handlungen und vergewaltigte eine vonihnen. «Er hat ihre schutzlose Lage ausgenutzt», so StaatsanwältinBall.

Der Fall hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Die Fahndung nachdem mutmaßlichen Täter dauerte fast drei Jahre. Bei der DNA-Reihenuntersuchung wurden rund 30 000 Männer zwischen 25 und 45Jahren zur Speichelabgabe gebeten und überprüft, auch der jetzigeAngeklagte. Auf dessen Spur waren die Ermittler auch perRasterfahndung gekommen. Der freiwillig abgegebene Speichel vonProband 18 753 war dann identisch mit den Tatort-Spuren. Bis zuseiner Festnahme lebte der Lkw-Fahrer unauffällig und zurückgezogen,hatte eine Freundin. «Er war sozial integriert, spielte imFußballverein, wurde bei der Arbeit geschätzt, führte einkleinbürgerliches Leben», sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft,Christian Avenarius.

Still, emotionslos, mit gesenktem Kopf und Augen verfolgte derschwarzhaarige Mann auch die Verhandlung im Gerichtssaal. Nurmanchmal blickte er zur Richterbank auf, rieb unentwegt die Händeunter der Anklagebank gegeneinander. Laut Anklage hatte er damals aufein Mädchen gewartet, das er überfallen und missbrauchen konnte. Erhabe seinen Zufallsopfern gedroht, sie zu töten, wenn sie sichwehrten. Den Widerstand der Elfjährigen habe er mit einemSchraubendreher gebrochen, den er ihr an den Hals hielt, und ihreHilfeschreie mit der Hand auf den Mund erstickt. «Sie dachte, es istein Messer», sagte die Polizistin, die das Opfer in der Klinikbefragt hatte. Das Kind musste im Intimbereich operiert werden.

Die beiden Mädchen, die sich nackt ausziehen mussten, seien seinensexuellen Wünschen «aus Angst vor körperlicher Gewalt» gefolgt, soStaatsanwältin Ball. Dabei habe er die Schmerzensschreie und Bittender Neunjährigen, aufzuhören, ignoriert. Sie habe weiterhin Angst vordem Mann gehabt, da dieser ihre Adresse kenne, berichtete diePolizistin. Bis er die Schülerinnen wieder aussteigen ließ, hatte ersie über ihr Schicksal im Unklaren gelassen. Der Neunjährigen gab erdann drei Euro und verlangte dafür Schweigen. Mit seinem Geständnishat er den Mädchen wenigstens eine erneute Begegnung vor Gerichterspart. Der Prozess soll an diesem Mittwoch fortgesetzt werden.