Kriminalität Kriminalität: Anklage gegen Ex-Freund wegen Doppelmordes

Hannover/dpa. - Im Fall einer seit fast drei Monaten vermisstenFrau und ihrer sieben Monate alten Tochter ist jetzt gegen den Ex-Freund Anklage wegen zweifachen Mordes erhoben worden. Der 37-Jährigehabe den Plan gefasst, die Frau zu töten, weil sie seinerpersönlichen Lebensplanung im Weg stand, sagt Thomas Klinge von derStaatsanwaltschaft Hannover am Dienstag. Anschließend soll der Manndas gemeinsame Kind umgebracht haben, um den Mord an der Ex-Freundinzu vertuschen.
Der 37-Jährige hatte sich laut Ermittlungen mit der Frau in derenWohnung zu einem Gespräch über Unterhaltszahlungen getroffen. «Ob ersein arg- und wehrloses Opfer anschließend erschlagen oder erstochenhat, ist noch unklar, weil die Leichen noch nicht gefunden wordensind», erläutert Klinge. Aber auch wenn die Leichen nie entdecktwerden, reichten die Beweise für einen Indizienprozess aus.
Die Eltern der Verschwundenen seien froh und erleichtert, «dassdie Ermittler so gründlich gearbeitet haben», sagt deren RechtsanwaltMatthias Waldraff. Seine Mandanten hätten nun keine Angst mehr, dassder Angeschuldigte wegen verpasster Fristen frei gelassen werdenmüsste. Im Deutschen Strafrecht muss innerhalb von sechs Monatennachdem der Verdächtige in Haft genommen wurde, der Prozess beginnen.
Der verdächtigte Ex-Manager hatte in den ersten Vernehmungenzugegeben, am Tag des Verschwindens von Mutter und Kind in derWohnung der Frau gewesen zu sein. Der 37-Jährige, der inzwischen miteiner anderen Frau ein Baby hat, bestreitet aber, etwas mit demVerschwinden von Mutter und Tochter zu tun zu haben. NachdemKriminaltechniker an seinen Turnschuhen Blutspritzer der Frau und inseinem Mietauto ihre DNA-Spuren fanden, schweigt der Mann zu denVorwürfen.
Prozesse um einen «Mord ohne Leiche» gibt es in Deutschland immerwieder. Erst 2003 wurde am Landgericht Hannover ein 32-Jähriger Mannverurteilt, weil er einen 44-Jährigen erschossen haben soll. DieRichter stützten sich auf Indizien und Zeugenaussagen. Die Leiche desOpfers ist bis heute nicht entdeckt worden.
Auch im Fall der verschwundenen Mutter und ihrer Tochter müssendie Ermittler befürchten, dass die Leichen niemals gefunden werden.Mehr als ein Dutzend Mal haben Polizisten mit Hilfe vonLeichenspürhunden Waldgebiete durchkämmt oder mit Tauchern und einemSonarbott Gewässer abgesucht - jedes Mal erfolglos. «Die Suche wirdaber unvermindert fortgesetzt», betont Thomas Klinge. Die Eltern derFrau hatten mehrfach versucht, den Verdächtigen zum Reden zu bewegen.«In der kommenden Woche wollen wir bei einem Fernsehauftritt einenletzten Versuch unternehmen, Zeugen ausfindig zu machen», sagtMatthias Waldraff.