1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Kreismuseum Osterburg: Kreis Stendal: Wenn der Backenzahn eines Mammuts auftaucht

Kreismuseum Osterburg Kreis Stendal: Wenn der Backenzahn eines Mammuts auftaucht

Das Kreismuseum Osterburg hat ein Jahr mit vier Wirkungsstätten hinter sich. Neben den Sonderausstellungen punktet Leiter Florian Fischer mit der Inventur des Stadtarchivs.

Von Astrid Mathis Aktualisiert: 20.01.2025, 22:00
Florian Fischer zeigt im Kreismuseum Osterburg den Backenzahn eines Mammuts aus Groß Rossau.
Florian Fischer zeigt im Kreismuseum Osterburg den Backenzahn eines Mammuts aus Groß Rossau. Foto: Astrid Mathis

Osterburg. - Das Kreismuseum Osterburg (Kreis Stendal) blickt auf 2024 als ein Jahr mit vier Wirkungsstätten zurück. Vier Arbeitsplätze – das gab es noch nie.

Als das Museum in Osterburg im November 2023 wegen Baufälligkeit geschlossen wurde, war für dessen Leiter Florian Fischer der Rattenschwanz nicht abzusehen, den die Hiobsbotschaft nach sich ziehen würde. Er hat aus der Herausforderung das Beste gemacht und vielerorts Unterstützung gefunden.

Erste Ausstellung im Rathaus

Zunächst in der Stadt Osterburg. Die ersten beiden Ausstellungen des Jahres – „Schoolmix“ und „Magdeburgs Mitte: Betrachtungen“ – konnte das Museum in das Rathaus der Hansestadt verlegen. Über die Sommermonate lockte die Eisenbahn-Ausstellung in das ALS-Gebäude. „Das war auch für Touristen interessant, so dass wir im Sommer so gut besucht wie noch nie waren“, schätzt Fischer ein. „Wenn wir die Sonderausstellungen betrachten, können wir sogar von einem Rekordjahr sprechen.“ Zwischen Januar und Juli fehle aus organisatorischen Gründen die Übersicht über genaue Besucherzahlen. Von September bis November war die frühere als „Denkanstößiges“ bekannt gewordene Kooperation mit dem Markgraf-Albrecht-Gymnasium mit einer neuen Auflage der Reihe „HomMAGe“ zu Gast.

Lesen Sie auch: Kreismuseum Osterburg präsentiert homMAGe 2024

Zuletzt stieß die fundiert vorbereitete Tafelausstellung anlässlich des Jubiläums des Landratsamtes Stendal auf großes Interesse. „Ich habe dank Antje Reichel vom Prignitzmuseum Havelberg und Zuarbeit von Bibliothek, Stadtarchiv Stendal und Kreisarchiv viel Material zusammengetragen. Besonders spannend war für mich die Geschichte des Neubaus.“ 1897 wurde beschlossen, dass der Sitz der Kreisämter ein neues Gebäude braucht. Für 217.000 Reichsmark. Zwei Jahre später war der imposante Bau schon fertig. 125 Jahre befindet sich das Amt nun im Kreishaus 1, wo auch der Landrat sitzt. Fischers Tafeln wurden in Stendal in der Bürgerhalle ausgestellt und mit positiver Resonanz überschüttet.

Im Kreismuseum katalogisiert Florian Fischer die Sammlung archäologischer Funde in Osterburg.
Im Kreismuseum katalogisiert Florian Fischer die Sammlung archäologischer Funde in Osterburg.
Foto: Astrid Mathis

Zu Osterburg: „Brauchten wir zur Vorbereitung einer Ausstellung vor der Schließung eine Woche, sind wir jetzt bei zwei Wochen“, berichtet der Museumsleiter. Nehmen wir das Beispiel HomMAGe: Die Schülerarbeiten kamen ins Museum, wurden dort gerahmt und dann, inklusive Vitrinen, ins ALS-Gebäude getragen. Der Vorteil gegenüber dem Rathaus: „Wir konnten rund um die Uhr arbeiten. Im Rathaus mussten wir uns an die Schließzeiten halten.“ Logistisch ein schwieriges Jahr. Nichtsdestotrotz ist Fischer dankbar für Rathaus und ALS-Gebäude. Obwohl der Besuch der Dauerausstellung wegfiel, um die Geschichte der Region zu betrachten, fanden Stadtführungen statt – mit dem Modell von Osterburg als Aufhänger im Rathaus war immerhin ein Anhaltspunkt gegeben. Doch dem, was sonst im Lehrplan mit Stadtgeschichte und Quellenkritik vereinbar war, mangelt es an praktischen Beispielen.

Stilecht füllt Florian Fischer die Karteikarten für die Sammlung archäologischer Funde in Osterburg mit Schreibmaschine aus.
Stilecht füllt Florian Fischer die Karteikarten für die Sammlung archäologischer Funde in Osterburg mit Schreibmaschine aus.
Foto: Astrid Mathis

Die packt Florian Fischer – inzwischen mit sechs Helfern – ein, katalogisiert und digitalisiert. Die Kisten hat das Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege Halle spendiert – drei volle Europaletten und acht Müllsäcke voll. „Wir sind gerade mit Groß Rossau fertig geworden"“, resümiert der Museumschef. „Man kann sagen: Wir machen eine Vollinventur mit Digitalisierung.“ Diese sei auch für Dr. Andreas Hille, den Regionalleiter der Archäologie im Landesamt für Denkmalpflege in Wittenberge, von größtem Interesse.

Lesen Sie auch:Mammutaufgabe: Fundstücke aus dem Kreis Stendal

Denn diese Arbeit bildet die Grundlage für zukünftige Publikationen. 2026 sieht Florian Fischer aufgrund dessen als das Jahr für eine Archäologie-Ausstellung in Osterburg. Das Interesse der Bevölkerung sei da.

Wort an die Arbeiterschaft

„Ein Museum macht eben mehr als nur Ausstellungen.“ Zu seinen Entdeckungen beim Katalogisieren gehört neben dem Backenzahn eines Mammuts aus Groß Rossau Material von Heinz Braune über „Probleme bei der Entwicklung des Landfilms im Kreise Osterburg und die sich daraus ergebende Perspektive". „Die Schriften hätte ich zu gerne schon vor meiner Kinoausstellung 2022 gehabt“, erklärt Fischer. Braunes jüngerer Bruder Rudi war wohlbemerkt der letzte Filmvorführer, bevor die „Lichtspiele" geschlossen wurden.

Das könnte Sie auch interessieren: Ein Kinostuhl und seine Ausstellung in Osterburg

Entdeckung aus dem Jahre 1959: ein Aufruf für gute Taten jeden Tag.
Entdeckung aus dem Jahre 1959: ein Aufruf für gute Taten jeden Tag.
Foto: Astrid Mathis

Außerdem stieß Florian Fischer auf interessante Dokumente aus dem 20. Jahrhundert, die ebenfalls eine Präsentation wert seien. „Warum müssen wir durchhalten? Ein Wort an die deutsche Arbeiterschaft“ von 1917 sei ein interessantes Dokument, bemerkt Fischer. Ebenso der folgende Aufruf an die Einwohner des Kreises Osterburg aus dem Jahre 1959, jeden Tag eine gute Tat für die damalige DDR zu leisten: „In Siebenmeilenstiefeln vorwärts für des Volkes Wohlstand, Frieden, Glück decken wir den Tisch der Republik!“

Lange Titel waren mal Mode. Dieser gefällt dem Museumsleiter am besten.
Lange Titel waren mal Mode. Dieser gefällt dem Museumsleiter am besten.
Foto: Astrid Mathis

Fischers Lieblingstitel lautet allerdings: „Schon vor 5.000 Jahren fertigte man in der jetzigen Neuhaldenslebener Gegend Keramiken, hier eine kleine Auswahl davon“, der längste Buchtitel, den er je gesehen hat. Dass er eines Tages wieder zu Ausstellungen ins Kreismuseum einlädt, steht für Florian Fischer außer Frage. Nur noch nicht 2025.