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"Das Leben ist kurz" Krebs: Kölner Polizist bewegt mit emotionalem Facebook-Beitrag

28.08.2017, 08:21

Köln/Halle (Saale) - Die Diagnose Krebs kommt als Blitz aus heiterem Himmel. Oder als schleichende Angst, die dann plötzlich zur lähmenden Gewissheit wird. Die Diagnose zerstört von einem Tag auf den anderen den Lebensalltag der Patienten.

In der Facebook-Gruppe „Schockdiagnose Krebs. Und plötzlich ist alles anders“ erzählen Betroffene von ihrem Kampf gegen die heimtückische Krankheit. Einer von ihnen ist Don, Polizist aus Köln. Er berührt mit einem emotionalen Beitrag.

In der Facebook-Gruppe erzählt Don nicht nur von seinem Kampf gegen den Krebs, er berichtet auch von seinen Einsätzen in der Domstadt. Von einem skurrilen Streit zweier Mitbürger handelt ein Beitrag, der auch eine wichtige Botschaft beinhaltet - für alle Streithähne: „Seid lieb gegrüßt und genießt das Leben. Streitet nicht über unsinnige Dinge. Manchmal lässt sich Streit sicher nicht vermeiden, aber oft kann man auf ihn verzichten“.

Der ganze Facebook-Post im Wortlaut:

Streit über sinnlose Dinge.....

Vor ein paar Tagen regnete es derart stark, dass ich auf das Kradfahren verzichtete und mir den hier auf dem Foto abgebildeten Streifenwagen nahm und in der Kölner Innenstadt Einsätze wahrnahm. Der Funker hatte dann auch direkt einen Verkehrsunfall auf dem Hansaring für mich und ich fuhr mit der 3 (das ist ein Computerstatus und bedeutet "auf dem Weg zum Einsatzort") in diese Richtung. An der "Unfallörtlichkeit" angekommen, erwarteten mich eine ältere Dame und ein jüngerer Herr. Beide standen auf dem Gehweg.
Die Stimmung zwischen den beiden war sehr angespannt. Das konnte ich deutlich spüren. Als ich fragte, was passiert sei, redeten beide gleichzeitig drauf los. Der Eine wollte den Anderen nicht aussprechen lassen. Wechselseitig beschuldigten sich beide, aber niemand kam richtig zu Wort. Also ergriff ich dann das Wort und meinte "Wir können alle zusammen singen, aber nicht sprechen".

"Erst der Eine, und bitte ausreden lassen, dann der Andere...."

Letztendlich stellte sich der Sachverhalt so dar, dass beide gleichzeitig in eine große Parklücke hineingefahren waren und die ältere Dame als hinteres Fahrzeug den PKW des jungen Herrn leicht mit der Stoßstange angefahren hatte.
Als dieser ausstieg um zu sehen, ob ein Schaden vorhanden war, fuhr die ältere Dame dem jungen Herrn im Einparkvorgang leicht gegen das Bein. Hier wurde nun beidseitig ein Riesendrama veranstaltet und man rief die Polizei.

Meine erste Frage lautete an den jungen Herrn: "Sind Sie verletzt?"

Das verneinte dieser.

Meine 2. Frage lautete:" Ist denn an den beiden Fahrzeugen ein Schaden entstanden?"

Auch das verneinten beide und auch meine Nachschau an den beiden PKW ergab keinen Schaden.

Mmmmhhh, dachte ich mir....Wenn ich jetzt die rechtlichen Fakten aufzähle und wieder fahre, werden die beiden nicht nur aufeinander sauer sein, sondern auch noch auf die Polizei.

Also griff ich spontan zu einem "härteren Argument" und zeigte den beiden, die direkt vor mir standen, meine riesigen Narben am Hals, von denen mein geschätzter Kollege Dieter E. sagte:" Alter Schwede, Deine Narben am Hals sind so geil, da würde ich eine Legende draus stricken. Du wurdest von mehreren Personen mit dem Messer angegriffen oder so was in der Art";-)

Dann erklärte ich den beiden, dass ich Krebs hatte und nun durch diese Krankheit schwer behindert sei und ich auch nicht wissen würde, ob ich diese Krankheit am Ende überleben werde....."Wissen Sie", sagte ich...."Wir haben nur dieses eine Leben und sollten dankbar sein, dass wir es haben und wir sollten uns nicht über sinnlose Dinge ärgern und uns darüber streiten. Sie sind Gott sei dank unverletzt und an beiden Autos ist nix dran. Also ist doch alles ok. Genießen Sie diesen Tag, auch wenn es regnet und vertragen Sie sich und geben sie sich doch einfach die Hand. Das Leben ist zu kurz und zu wertvoll um sich zu streiten."

Die beiden sahen mich ein paar Sekunden lang erstaunt an und dann sagten beide wie aus einem Mund:" Sie haben völlig Recht." Dann wandten sich die zwei einander zu und gaben sich die Hand. Wir verabschiedeten uns und die beiden gingen zusammen, friedlich miteinander sprechend, wohin auch immer sie gehen mussten. Ich blickte den beiden noch eine Zeitlang hinterher, bevor ich in meinen Streifenwagen stieg um den nächsten Einsatz entgegenzunehmen.

Eine sicherlich unkonventionelle Maßnahme, aber sie führte doch zum Erfolg :-)

Seit lieb gegrüßt und genießt das Leben. Streitet nicht über unsinnige Dinge. Manchmal lässt sich Streit sicher nicht vermeiden, aber oft kann man auf ihn verzichten ;-)

Don

Der berührende Beitrag von Don wurde bislang über 1.000 Mal geteilt und erhielt mehr als 6.000 Likes. Hoffentlich ist seine Botschaft dadurch nicht nur bei den beiden Kontrahenten dauerhaft angekommen. (mz)