Bundesliga Kovac-Kritik und Wolfsburger Krise: „Müssen aufwachen“
Der VfL Wolfsburg hinkt seinen hohen Ansprüchen weit hinterher. Vor dem Pokalspiel in Mönchengladbach ist die Frage: Wie lange geht das noch gut?
Bochum - Die Stimmung kippt langsam beim VfL Wolfsburg. Die verdiente 1:3 (1:2)-Niederlage beim Abstiegskandidaten VfL Bochum war am Samstag ein weiterer sportlicher Rückschlag, für den sich der ambitionierte Volkswagen-Club hinterher deftige Kritik von den eigenen Anhängern anhören musste. „Ich bin enttäuscht und sauer - gerade für die Fans“, sagte Mittelfeldspieler Yannick Gerhardt. „Wir müssen langsam aufwachen.“
Der DFB-Pokal und das Achtelfinal-Spiel bei Borussia Mönchengladbach sind am Dienstagabend (20.45 Uhr/ARD und Sky) Chance und Risiko zugleich für die Wolfsburger: Dieser Wettbewerb kann eine bislang enttäuschende und zunehmend festgefahrene Saison retten. Oder die Diskussionen über Trainer Niko Kovac und die Arbeitseinstellung dieses teuren Kaders werden noch lauter und schärfer.
Beim Anhang hat der frühere Bayern-Coach anders als in der sportlichen Leitung wenig Kredit. Schon in der vergangenen Saison verspielte der VfL am letzten Bundesliga-Spieltag die Qualifikation für die Europa League durch eine Heimniederlage gegen den Absteiger Hertha BSC. In diesem Sommer konnte der Club dann nach den lukrativen Verkäufen von Felix Nmecha (Borussia Dortmund) und Micky van de Ven (Tottenham Hotspur) mehr als 70 Millionen Euro in die Verstärkung des Kaders investieren.
Die Zwischenbilanz ist allerdings ernüchternd: sechs Auswärtsniederlagen am Stück in der Bundesliga, ein Tabellenplatz im Mittelfeld, überhaupt keine spielerische Weiterentwicklung. Der Hauptvorwurf an Kovac lautet, dass er mit seinen vielen Wechseln und seinem fordernden Stil überhaupt erst die große Verunsicherung auslöst, die er hinterher bei seinen Spielern immer beklagt.
Auch am Samstag distanzierte sich der 52-Jährige deutlich von seinem Team. „Wir haben in den letzten fünf Auswärtsspielen 16 Gegentreffer kassiert“, sagte er. „Wenn man in einem Trainingsspiel drei kassiert, wird es schwierig, vier zu schießen. Und in der Bundesliga wird das noch schwieriger.“
Und weiter: „Ich habe vor dem Spiel klipp und klar gesagt: Der VfL Bochum spielt im Ruhrstadion vor 26.000 Zuschauern - das heißt: Es geht erstmal zur Sache. Es müssen alle Elf mitmachen. Wenn sich der eine oder andere gerade im Ballbesitz des Gegners 'rausnimmt, dann geht das nicht. Es geht darum, dass mehr Leidenschaft an den Tag gelegt werden muss.“
Fehlende Leidenschaft und Professionalität ist das Letzte, was sich dem früheren Profi und heutigen Trainer Kovac vorwerfen lässt. Über seinen enormen Fleiß und seine Arbeitsmoral hat er sich immer definiert. Bei dem ehemaligen Spieler von Bayer Leverkusen und Bayern München schimmert aber häufig eine „Früher-war-alles-besser“-Haltung durch, die die heutige Spielergeneration manchmal verstört.
„Es ist allgemein ein Problem in der heutigen Zeit, dass die Spieler auf dem Platz überhaupt nicht kommunizieren und sich überhaupt nicht helfen und zurechtweisen verbal“, sagte Kovac in Bochum. „Das ist das, was uns abgeht.“
Die Wolfsburger Spieler widersprechen ihm da nicht einmal. „Du kannst Spiele verlieren. Aber die Art und Weise, wie wir heute verloren haben, fühlt sich nicht gut an“, sagte der Schwede Mattias Svanberg. Nur die Art und Weise, wie man aus dieser Krise wieder herauskommt - darüber gibt es beim VfL offenbar sehr unterschiedliche Auffassungen.