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Kolumbien Kolumbien: Guerilla verschleppt drei Deutsche in Kolumbien

19.07.2001, 05:57

Bogota/Berlin/Frankfurt/dpa. - «Das wird eine Entführung von kurzer Dauer sein», sagte derProvinz-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die FARC wolltendie deutsche Regierung zur Vermittlung zwingen. Die Rebellen hättenvor, den Geiseln einen Brief an Präsident Andres Pastrana mitzugeben.Eine Delegation des Roten Kreuzes, der Provinz-Regierung Cauca unddes kolumbianischen Menschenrechts-Büros seien am Donnerstagmorgen(Ortszeit) in den Dschungel aufgebrochen, um mit den Kämpfern Kontaktaufzunehmen. Die FARC habe schon lange gegen die Vergiftung desTrinkwassers in dem Indio-Schutzgebiet protestiert, sagte derSprecher.

Die beiden Ehefrauen der Künzels harren nach den Angaben weiterhinin einem Hotel in der Ortschaft Silvia aus, in dessen Nähe die dreientführt wurden. Beim Auswärtigen Amt (AA) in Berlin wurde einKrisenstab gebildet. Bundesentwicklungsministerin HeidemarieWieczorek-Zeul (SPD) forderte die kolumbianische Regierung auf,sofort für die Freilassung der drei entführten Deutschen zu sorgen.

   Die GTZ teilte mit, es handele sich bei den Entführten um dieBrüder Ulrich und Thomas Künzel und deren Freund Rainer Bruchmann.Nach Angaben aus Entwicklungshilfe-Kreisen in Bogota wohnt derDiplom-Volkswirt Ulrich Künzel (58) in Barsinghausen (LandkreisHannover) und sein Bruder Thomas in Nienstädt (Landkreis Schaumburg).«Wir sind sehr betroffen über die Entführung und hoffen auf einemöglichst schnelle Freilassung der Geiseln», sagte GTZ-PressesprecherJohannes Seifen.

   Laut GTZ ist Ulrich Künzel seit Februar 1999 in Kolumbien tätig.Er arbeitet an einem Projekt mit, das Indios Alternativen zum Anbauillegaler Drogen bieten will. Ziel des Projekts sei es, dieökologisch wichtige Region zu fördern und lokale Verwaltungen zustärken. Die von Mohnanbau und Coca-Produktion lebenden Kleinbauernseien wegen ihrer wirtschaftlich schlechten Lage anfällig für dieAngebote der Drogenproduzenten. Eine Ausweitung der Anbaufläche fürDrogen gefährde auch die artenreichen Wälder.

   Die Männer wollten laut GTZ ein Projekt in der Region Caucabesichtigen. Sie waren dazu nach Silvia gefahren, das rund eineAutostunde nordöstlich von Künzels Einsatzort Popayan entfernt liegt.Die GTZ hat nach eigenen Angaben zur Zeit 14 Mitarbeiter in Kolumbienim Einsatz. Sie betreuten zusammen 21 Projekte in dem Land. Insgesamtbeschäftigt die Entwicklungshilfeorganisation rund 10 000 Mitarbeiterin 120 Ländern.  

 Aus Kolumbien werden weltweit die meisten Entführungen gemeldet.Nach Angaben der kolumbianischen Tageszeitung «El Tiempo» wurden seit1996 insgesamt 21 Deutsche in dem Land von unterschiedlichen Bandenentführt. Davon befänden sich inklusive der drei GTZ- Mitarbeitersechs zum Teil seit Jahren in Gefangenschaft. Vor allem linkeRebellen finanzieren sich durch die Lösegelder. Im vergangenen Jahrverschleppten die verschiedenen Gruppen mehr als 2000 Menschen. InCauca sind sowohl marxistische Rebellen der FARC als auch das an Kubaorientierte «Nationale Befreiungsheer» (ELN) sowie ultrarechteParamilitärs aktiv.