Strommarkt Kohlekraftwerk Mehrum geht endgültig vom Netz
Es war das erste Alt-Kraftwerk, das 2022 in der Gaskrise aus der Reserve geholt wurde. Jetzt wird der Kohlemeiler in Mehrum wieder vom Netz genommen, dieses Mal für immer.
Mehrum - Das Kohlekraftwerk Mehrum ist am Donnerstag endgültig vom Netz gegangen. Nach 20 Monaten im Reservebetrieb werde die Anlage nun wieder heruntergefahren, erklärte Geschäftsführer Armin Fieber auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Am Gründonnerstag produzieren wir letztmalig Strom aus Kohle.“ Damit ende die Kohleverstromung drei Tage vor dem bisher gesetzten Stichtag 31. März, bis zu dem die Anlage per Ausnahmeregelung am Strommarkt teilnehmen durfte.
„Das endgültige Aus für das Alt-Kraftwerk Mehrum ist eine gute Nachricht und ein Meilenstein für den Klimaschutz“, sagte Umwelt- und Energieminister Christian Meyer. Kohlestrom werde angesichts des Ausbaus der erneuerbaren Energien nicht mehr gebraucht und „immer mehr aus dem Netz verdrängt“, so der Grünen-Politiker.
Mehrum war im August 2022 das erste von bundesweit 14 Steinkohlekraftwerken, die in der Energiekrise aus der Reserve zurückgeholt wurden. Seither lieferte die Anlage im Landkreis Peine, die ursprünglich schon Ende 2021 stillgelegt worden war, wieder Strom. Allerdings nicht durchgängig, wie Fieber erläuterte. „Das war abhängig von den Strompreisen. Es gab Phasen der Produktion und auch Phasen mit Stillständen.“ In den letzten Tagen des Betriebs habe man die Anlage bereits auf die Stilllegung vorbereitet und Behälter mit Betriebsstoffen gezielt entleert.
Eine erneute Rückkehr aus der Reserve werde es nicht geben, fügte Fieber hinzu. Das Kraftwerk, das dem tschechischen Energiekonzern EPH gehört, werde nun abgerissen. „Die Vorbereitungen laufen bereits.“ Stattdessen, so der Plan des Betreibers, soll dort dann ein neues Gaskraftwerk entstehen. Das Steinkohlekraftwerk Mehrum war 1965 erstmals in Betrieb gegangen. Der zuletzt genutzte Block 3 kam 1979 hinzu. Der heutige Eigner EPH des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský übernahm die Anlage 2017 von den Versorgern Enercity (Hannover) und BS Energy (Braunschweig).