Haushalt Koalition prüft eine Stunde mehr für Lehrer in Brandenburg
Der Haushalt für Brandenburg lässt keine finanziellen Spielräume zu - im Gegenteil. Das könnte auch für Lehrerinnen und Lehrer Konsequenzen haben.

Potsdam - Die Lehrerinnen und Lehrer in Brandenburg könnten angesichts enger finanzieller Spielräume nach dem Willen der SPD/BSW-Koalition künftig eine Pflichtstunde mehr unterrichten. Unter dem Strich soll die Zahl der Wochenstunden jedoch nach SPD-Angaben nicht steigen, indem die Lehrkräfte von Bürokratie entlastet werden sollen.
„Es muss keine Lehrerin und kein Lehrer fürchten, dass jetzt die Wochenstundenzahl angehoben wird“, sagte SPD-Fraktionschef Björn Lüttmann. „Es geht darum, innerhalb der Arbeitszeit umzuschichten hin zu einer weiteren Stunde mehr in der Schule und dafür auf der anderen Seite aber (...) vor allem bei den bürokratieaufwendigen Arbeiten zu entlasten.“
Brandenburg hätte dann so viele Pflichtstunden wie Berlin
Das Bildungsministerium äußerte sich auf Anfrage nicht zum Stand des Haushaltsverfahrens vor dem Kabinettsbeschluss. Über die Pläne hatte der „Tagesspiegel“ zuvor berichtet. Alternativ zur Erhöhung der Pflichtstunden könnten auch Stunden gemindert werden, die Lehrern für besondere Aufgaben und Tätigkeiten angerechnet werden.
In Brandenburg fallen bisher an Grundschulen 27 Stunden pro Woche und an Oberschulen, Gesamtschulen und Gymnasien 25 Stunden pro Woche verpflichtend an. Mit einer Pflichtstunde mehr wäre das Niveau der Wochenstunden in Berlin erreicht. Finanzminister Robert Crumbach (BSW) hatte angekündigt, dass der Doppelhaushalt für 2025 und 2026 für Brandenburg nicht ohne Kürzungen auskommen und zu neuen Schulden führen werde.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der BSW-Landtagsfraktion, Falk Peschel, sagte: „Das ist das erklärte Ziel der Koalition: mehr Unterricht.“
AfD warnt vor Belastung der Lehrer
Die Opposition sieht die Pläne unterschiedlich. CDU-Fraktionschef Jan Redmann sagte: „Wir haben gar nicht ganz grundsätzlich etwas gegen diese Stunde. Man muss die Lehrer an der Stelle aber mitnehmen - und zwar mit Anreizen.“
Die AfD-Fraktion ist dagegen. Eine Erhöhung der Pflichtstundenzahl bringe nicht den erhofften Erfolg, belaste die Lehrer mehr und sei deswegen abzulehnen, sagte Bildungspolitiker Dennis Hohloch.
Pläne stoßen auf Kritik bei Gewerkschaften
Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) kündigte Proteste an. „Da wird es Widerstand geben“, sagte der Landesvorsitzende Günther Fuchs der Deutschen Presse-Agentur. „Diese Art der Politik wird nicht dazu führen, dass mehr Unterricht erteilt wird.“ Die Pflichtstunden und der Bürokratieaufwand könnten nicht gegeneinander aufgerechnet werden.
„Wir sind erzürnt, wir sind wütend“, sagte der Präsident des Brandenburgischen Pädagogenverbands, Hartmut Stäker, der „Märkischen Allgemeinen“.
Die Grünen sprachen von einem „bildungspolitischen Armutszeugnis der SPD-BSW-Landesregierung“, die Linke befürchtet mehr Unterrichtsausfall und weniger Lehrerinnen und Lehrer. Brandenburg sucht unter anderem mit einer Werbekampagne nach Lehrkräften.