Kulturfinanzierung Knapper Haushalt: Dresdens Kultur soll Millionen einsparen
Dresden muss sparen. Kosten steigen, Schlüsselzuweisungen des Landes sinken. Die Haushaltslage ist extrem angespannt. Empfindliche Kürzungen drohen - und in Hellerau eine deutlich kürzere Spielzeit.
Dresden - Dresdens städtische Kulturbetriebe sollen im nächsten und übernächsten Jahr jeweils 4,76 Millionen Euro bei den Sachkostenzuschüssen einsparen. Betroffen sind auch die Beiträge für die Stiftung Deutsches Hygiene-Museum und das Europäische Zentrum der Künste Hellerau. Bei ihnen muss um 665.000 Euro und 600.000 Euro im Vergleich zu diesem Jahr gekürzt werden. Wegen fehlender Eigenmittel gehen auch Fördermittel verloren. Für Hellerau bedeute das „nur noch vier statt zehn Monate Spielbetrieb“, sagte Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) der Deutschen Presse-Agentur.
Die Stiftung Deutsches Hygiene-Museum warnte am Dienstag bereits vor der Kürzung. Da Stadt und Freistaat sie gemeinsam finanzieren, sprach sie von einem Einschnitt von insgesamt 1,33 Millionen Euro pro Jahr und einer „bedrohlichen Schieflage“ und drohendem Verlust des Renommees.
Auch Theater und freie Szene betroffen
Für die Staatsoperette - Deutschlands einziges selbstständiges Operettentheater - sind 400.000 Euro weniger als 2023 geplant, für das auch überregional bekannte tjg. Theater Junge Generation 300.000 Euro, für die Bibliotheken ein Minus von 400.000 Euro und bei der Förderung der Freien Szene fehlen 785.000 Euro.
„Die Kardinalfrage ist, können Kommunen einen so angespannten Haushalt von 2,4 Milliarden Euro sanieren, indem bei der Kultur nochmal mehr als vier Millionen Euro weggenommen werden, oder macht man so gewachsene Strukturen und Vertrauen kaputt“, sagte Klepsch. Kulturfinanzierung sei wie Bildung und Sport Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge für alle Generationen wie für eine befriedete Stadtgesellschaft.
Die Kulturbetriebe wüssten längst, dass sie trotz Inflation und gestiegener Kosten für Honorare und Dienstleistungen einen Beitrag zur Konsolidierung des Haushalts erbringen müssen und täten das auch mit Einsparungen und Vermietungen. 2023 waren es fünf Prozent und 2024 gilt eine Sperre der Sachkosten von 20 Prozent.
„Eintrittspreise und Entgelte haben wir in diesem Jahr in allen Einrichtungen erhöht.“ Das sei aber sei mit Rücksicht auf Besucher und Nutzer nur begrenzt vertretbar und sinnvoll.
Klepsch fordert Erhaltung kultureller Infrastruktur
Laut Klepsch fahren die Kulturbetriebe mit angezogener Handbremse. Orchester, Bühnen- und Museumsbetriebe aber haben langfristige Verträge über mehrere Jahre im Voraus, sind zugleich Auftraggeber für die regionale Wirtschaft wie Handwerk und Dienstleister. „In krisengeprägten Zeiten braucht es eine Fortschreibung des Zuschussbudgets von 2024, um wenigstens die kulturelle Infrastruktur zu erhalten“, forderte Klepsch. Auch damit Dresden mit seinem breiten kulturellen Erbe weiter konkurrenzfähig ist.