Klonen Klonen: Boisselier will zu ewigem Leben verhelfen

Washington/dpa. - Das angeblich erste Klonbaby war nur ein erster Schritt im Plan der Brigitte Boisselier. Die ehrgeizige und umstrittene Biochemikerin und so genannte Bischöfin der Ufo-gläubigen Raelianer-Sekte will Menschen ewiges Leben schenken, wie sie sagt. Sie ist überzeugt davon, dass Klonen zur Ewigkeit führe und dass Erinnerungen und Bewusstsein von einem Klon zum anderen übertragen würden.
In Fernsehinterviews kündigte sie am Wochenende an, auf jedem Kontinent «wenigstens eine Klinik» einrichten und das Klonen von Menschen zur Standardprozedur machen zu wollen. «Es ist faszinierend, sich vorzustellen, wie Kinder künftig empfangen und geboren werden», sagte die selbstbewusst auftretende Französin, die das Unternehmen Clonaid mit Hauptsitz in Las Vegas leitet.
Allerdings blieb Boisselier bis heute jeden Beweis für die Machbarkeit ihrer Theorie schuldig. Frühestens in einer Woche könnte ein DNA-Test bestätigen, dass die kleine «Eve» tatsächlich das identische Erbgut ihrer 31-jährigen Mutter hat und damit deren Tochter und Zwillingsschwester ist. Skeptiker fragen sich, warum Boisselier den Test nicht gleich selbst vornahm und mit der Pressekonferenz bis zu seinem Ergebnis wartete.
«Wir wollen keine Ankündigung, sondern von Daten gestützte Aufklärung», sagte Harold Varmus, der frühere Direktor der Nationalen Gesundheitsforschungsinstitute (NIH) und derzeitige Präsident des Memorial-Sloan-Kettering-Krebskrankenhauses in New York. «Ich wäre wirklich überrascht, wenn das stimmt», äußerte sich auch die Klonexpertin Tanja Dominko von der Firma Cellthera in Southbridge (US-Bundesstaat Massachusetts) zu Boisellier. «Ich glaube ihr nicht eine Minute.»
Dominko ist federführend an Klon-Studien mit Affen beteiligt. Nach drei Jahren Arbeit und mehr als 300 Versuchen haben sie und ihre Kollegen am Oregon-Primatenforschungszentrum nicht eine einzige Schwangerschaft bei den Affen herbeiführen können. Laut «New York Times» haben Forscher in aller Welt weitere sechs Säugetierarten seit dem Klonschaf «Dolly» geklont, aber mit Schimpansen oder anderen Primaten keinen Erfolg gehabt.
Selbst bei Schweinen, Katzen und Mäusen scheiterten zwischen 95 und 99 Prozent, sagt Randall Prather von der Universität von Missouri. Das heißt, dass pro 100 Eizellen nur eine bis fünf einen Klon hervorbringen. Forscher glauben, dass das Ei das genetische Material der erwachsenen Spenderzelle zu hastig zu reprogrammieren versucht und damit Fehler heraufbeschwört. Diese könnten wichtige Gene zu spät oder zu früh einschalten.
Boisselier hatte ihr Vorgehen erst kürzlich mit den Worten begründet: «Wissen Sie, die DNA enthält viele Informationen, die etwas über unsere Persönlichkeit aussagen. Sie macht uns einzigartig. Durch sie können wir alles lernen. Wenn sie nun nach der Seele fragen: Ich glaube nicht an die Seele, ich glaube auch nicht an Gott. Ich glaube, dass die DNA das ist, was Sie als Seele bezeichnen».
Für diese DNA hatte die Chemikerin Ende der 90er Jahre ihren Job bei Air Liquide in Frankreich an den Nagel gehängt, ihren Mann verlassen und war nach Nordamerika gezogen. Ihre 24-jährige Tochter lebt heute bei ihr, und auch sie soll ihren Unterleib zum Austragen eines fremden Klonbabys zur Verfügung stellen wollen.
