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Sonderausstellung Klangvolles für die Welt - Berühmte Klavierbauer im Fokus

Ein Flügel ist für einige Menschen eher Prunkstück als Musikinstrument. Die Geschichte berühmter Hersteller mit Ursprung in Niedersachsen wird nun ausgestellt. Die Perspektive ist aber getrübt.

Von dpa Aktualisiert: 23.01.2025, 16:50
Salon-Konzertflügel von Grotrian-Steinweg: Kuratorin Antje Becker zeigt eines der Ausstellungs-Highlights in Braunschweig.
Salon-Konzertflügel von Grotrian-Steinweg: Kuratorin Antje Becker zeigt eines der Ausstellungs-Highlights in Braunschweig. Ella Wenzel/dpa

Braunschweig - Nicht nur für Liebhaber und Kenner sind „Steinway & Sons“ und „Grotrian-Steinweg“ klangvolle Namen: Eine Sonderschau in Braunschweig nimmt die gemeinsame Geschichte der beiden weltberühmten Klavierbauer in den Blick und zeichnet den gemeinsamen Ursprung in Niedersachsen nach. Das Leben der Pioniere habe große musikgeschichtliche Bedeutung, ihr Wirken sei für den Instrumentenbau entscheidend gewesen, teilten die Organisatoren vom Städtischen Museum Braunschweig mit. 

Mit rund 30 Instrumenten, aber auch Fotografien, Briefen, Gemälden und Kuriositäten wollen die Ausstellungsmacher um Kuratorin Antje Becker vom 28. Januar bis 27. April Besucher anlocken. Zu den Highlights soll ein Nachbau des „Küchenflügels“ von Heinrich Engelhard Steinweg zählen, der erste überlieferte Flügel des Klavierbauers, den er noch in seiner Werkstatt in Seesen fertigte. Dort beginnt auch die Erzählung der historisch eng miteinander verbunden Firmen, die heute keinerlei Berührungspunkte mehr haben. 

Aus Seesen am Harzrand zum Welterfolg in den USA 

Beide Unternehmen verdanken ihre Entstehung Heinrich Engelhard Steinweg, der sich Mitte des 19. Jahrhunderts aus Seesen am Harzrand in die USA aufmachte. Wie Kuratorin Becker beim Rundgang berichtet, gelang ihm dort mit „Steinway & Sons“ ein beispielloser Erfolg. Die Geschäfte in Europa führte zunächst sein ältester Sohn, der die Firma 1865 unter anderem an Wilhelm Grotrian verkaufte und damit die Trennung einleitete.

Noch heute produziert Grotrian-Steinweg in Braunschweig Klaviere, heißt es im Begleitprogramm zu Ausstellung. Die wirtschaftliche angespannte Lage droht diese Aussage aber zu überholen. Für das Traditionsunternehmen, das seit 2015 zur Parsons Music Group aus Hongkong gehört, wurde im vergangenen Jahr Insolvenz angemeldet. Für noch etwa 30 Mitarbeiter scheint es nach mehreren Medienberichten wenig Hoffnung auf eine Zukunft zu geben. 

Entwicklung in China als Auslöser der Klavierbau-Krise

Die aktuelle Lage könne sie nicht kommentieren, sagt Kuratorin Becker. Aus den Infos zur Ausstellung lässt sich aber entnehmen, dass der Klavierbau in China als ein wichtiger Faktor für die Krise gesehen wird. Viele Jahre habe die Regierung dort die Ausbildung von Kindern stark gefördert, wodurch ein großer Bedarf und ein wichtiger Markt entstanden sei. Die Einstellung des staatlichen Förderprogramms führte demnach zu einem drastischen Rückgang und einer Krise. Mit kurzfristiger Erholung sei nicht zu rechnen. 

Kuratorin Becker und Museumsdirektor Peter Joch betonen, dass für die erzählerische Ausstellung die Geschichte und die Entwicklung des Klaviers auch als ästhetischer Gegenstand wichtig sei. Vor allem in einer bürgerlichen Kultur gelte ein Flügel häufig als Prunkstück im Wohnzimmer. 

Nahezu zwei Jahre erarbeitete Becker nach eigenen Angaben die Schau. Mit ihren Recherchen in Deutschland und den USA stellte sie zahllose Hingucker für das Braunschweiger Museum zusammen. Ein Begleitprogramm mit mehreren Konzerten soll die Ausstellung zum Erfolg werden lassen.