1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Kindesmissbrauch: Kindesmissbrauch: Mutmaßlicher Kinderschänder Oliver Shanti vor Gericht

Kindesmissbrauch Kindesmissbrauch: Mutmaßlicher Kinderschänder Oliver Shanti vor Gericht

Von Caroline Wadenka 24.08.2009, 11:03
Der Esoterik-Musiker sitzt in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim. (FOTO: DPA)
Der Esoterik-Musiker sitzt in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim. (FOTO: DPA) dpa

MÜNCHEN/DDP. - Die Taten,die ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft, liegen teilweise 24 Jahrezurück. Seit 2002 wurde international nach Shanti gefahndet, doch bis2008 gelang es ihm, unterzutauchen. Erst dann wurde er in Portugalfestgenommen und anschließend nach Deutschland ausgeliefert.

Shanti war der Anführer einer hierarchischen Sekte, die sich inden 70er Jahren gebildet hatte. Die Mitglieder der Gruppierungbewohnten zeitweise einen Bauernhof im niederbayerischen Viechtachund eine Wohnung in München, bevor Shanti Mitte der 80er Jahre eineFinca in Portugal bezog. Sowohl in München als auch in Portugalhielten sich mehrere Kinder seiner Anhänger auf. Shanti stand inenger Beziehung zu den oft noch Minderjährigen.

Die Ermittler werfen dem gebürtigen Hamburger vor, diese Stellungausgenutzt zu haben, um sich den Kindern unsittlich zu nähern.Zwischen 1985 und 1998 soll Shanti sechs Kinder sexuell missbrauchthaben, darunter vier Jungen und zwei Mädchen. Insgesamt werden ihm314 Fälle zur Last gelegt. Neben Küssen, unsittlichen Berührungen undOralverkehr soll es in einem Fall auch zum Geschlechtsverkehrgekommen sein. Das könnte jedoch nur die Spitze des Eisbergs sein: Ineinem Interview sagte Oberstaatsanwalt Anton Winkler nach derAnklageerhebung im April: «Wir fürchten, dass es noch mehr Opfergibt, die aber nicht bereit waren, sich zu melden.»

2002 gab ein Opfer den Ermittlern einen Hinweis auf ShantisMachenschaften, so kamen die Fahnder auf die Spur desEsoterik-Musikers. Jahrelang fahndeten sie per Haftbefehlinternational nach Shanti. Mehrfach gelang es ihm jedoch, sich demZugriff zu entziehen. Erst Ende Juni 2008 wurde er von einemMitarbeiter der deutschen Botschaft in Lissabon erkannt, als er einenneuen Reisepass beantragen wollte. Offenbar wollte er zur Behandlungseiner Blutkrebserkrankung nach Brasilien reisen. Beim Verlassen desGebäudes wurde Shanti festgenommen. Die portugiesischen Behördenlieferten ihn rasch nach Deutschland aus. Seit dem 4. Juli 2008befindet sich Shanti in Untersuchungshaft in derJustizvollzugsanstalt Stadelheim.

Shantis Pflichtverteidiger Thomas Novak und Sebastian Bartelswollten sich auf Anfrage vor Prozessbeginn nicht zu den Vorwürfenäußern. Bartels stellte in Aussicht, dass Shanti während desProzesses eine Einlassung abgeben werde. Für die Verhandlung sind bis24. September zunächst acht Prozesstage angesetzt. Dabei soll nachVorstellung der Staatsanwaltschaft auch geprüft werden, obSicherungsverwahrung anzuordnen ist.