Hoffnung und Fantasie Kinderbuchautorin: Kindern nicht zu viel vom Krieg erzählen
In der Kinderbuchautorin Ursel Scheffler hat der Ukraine-Krieg böse Erinnerungen an ihre Jugend geweckt. Heute ruft sie dazu auf, jungen Menschen nicht die Hoffnung und die Fantasie zu nehmen.
Hamburg - Die Kinderbuchautorin Ursel Scheffler (86, „Kommissar Kugelblitz“) hat bei Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 Flashbacks erlebt. „Plötzlich war ich das Kind, das im Luftschutzkeller sitzt. Habe die Flieger gehört, den Staub und den Brandgeruch wieder in der Nase gehabt“, sagte Scheffler in ihrem Wohnort Hamburg der Deutschen Presse-Agentur. Mit sechs Jahren hatte sie 1944 erlebt, wie ihre Geburtsstadt Nürnberg von alliierten Bombern zerstört wurde.
Einen Ausweg für die Fantasie lassen
Heute plädiert die dreifache Mutter und dreifache Großmutter mit Millionen verkaufter Bücher und Hörbücher dafür, junge Menschen nicht noch zusätzlich mit Erzählungen über Kriegsereignisse zu belasten. „Im Frühjahr habe ich auf der Leipziger Buchmesse eine ukrainische Autorin getroffen. Sie hat mir erzählt, was sie alles schreibt – über den Krieg und die vielen Verletzten“, sagte Scheffler der dpa. „Da habe ich ihr gesagt, bitte gönnen Sie Kindern die Kindheit – die ist so schnell vorbei. Und erzählen Sie nicht das Leid. Sondern geben ihnen einen Ausweg für den Kopf und für die Fantasie.“
Seit einigen Jahren setzt Scheffler sich vor allem für die Leseförderung ein. Sie ist Lesebotschafterin der „Stiftung Lesen“ (Mainz) und hat 2011 das Programm „Büchertürme“ initiiert. Für ihre Verdienste hat die Autorin 2018 die angesehene Biermann-Ratjen-Medaille der Hansestadt Hamburg erhalten.