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Kinder Kinder: In Koblenzer Klinik wurden zwei Babys verwechselt

Von Jens Albes 31.07.2003, 15:55
Im Koblenzer Krankenhaus Marienhof (Foto vom 31.07.2003) wurden zwei Neugeborene vertauscht. (Foto: dpa)
Im Koblenzer Krankenhaus Marienhof (Foto vom 31.07.2003) wurden zwei Neugeborene vertauscht. (Foto: dpa) dpa

Koblenz/dpa. - Der Albtraum kommt am Tag nach der Geburt: Verzweifelt läuft eine Mutter durch die Neugeborenen-Abteilung des Koblenzer Klinikums Marienhof - auf der Suche nach ihrem Baby Lasse. Ihrer Überzeugung nach ist ihr Säugling mit einem anderen Jungen vertauscht worden. Schließlich ist sie sicher, Lasse bei einer anderen Mutter entdeckt zu haben. Erst rund 24 Stunden nach der Geburt der beiden Babys steht nach der Überprüfung von Blut, Gewicht und Aussehen fest: Es ist tatsächlich zu einer Verwechslung gekommen. Das bestätigte die Klinik am Donnerstag auf dpa-Anfrage.

Beide Mütter haben schließlich ihr leibliches Kind zurückbekommen, sie brachen in Tränen aus. «Mir war es, als ob man mir etwas aus dem Herzen gerissen hätte», berichtet die Mutter von Luca, dem anderen neugeborenen Jungen. Ihren Namen möchte sie nicht nennen. «Ich hatte Schwierigkeiten, mich an mein eigenes Kind zu gewöhnen. Das andere Kind konnte ich dann nicht mehr anschauen.» Zur «tausendprozentigen Sicherheit» werde nun auch noch ein DNA-Test gemacht.

Nach Aufklärung des Irrtums habe jede Mutter ihr vermeintliches Kind erst nicht hergeben wollen, berichtet Kliniksprecherin Franziska Holl. Beide Mütter hätten gedacht, sie hätten das richtige Kind bei sich - nur mit falschen Namen auf den Armbändchen. In Wirklichkeit war es aber genau umgekehrt.

Eine Vertauschung von Neugeborenen in Krankenhäusern ist nach Aussage von Ärzten äußerst selten, weil die Namensbändchen den Babys sofort nach der Geburt um das Handgelenk gebunden werden. Offizielle Zahlen gibt es nach Auskunft der Deutschen Krankenhausgesellschaft nicht. «Eine Verwechslung kann aber schon mal passieren, wenn im Krankenhaus sehr viel los ist», räumt eine Bonner Kinderärztin ein, die ungenannt bleiben will.

Für Aufsehen sorgen auch vereinzelt Fälle, bei denen die Vertauschung zweier Babys erst nach mehreren Jahren bemerkt wird. Fälle dieser Art in den vergangenen Jahren in Italien und in den USA schlugen hohe Wellen. Die Eltern hatten die ihnen gegebenen Sprösslinge lieb gewonnen, fühlten sich aber auch zu ihren leiblichen Kindern hingezogen.

Die Mutter von Luca erinnert sich: Die Verwechslung sei ihr trotz des Namens Lasse auf dem Armbändchen nicht aufgefallen. «Nach einer Geburt läuft man erst mal neben der Spur. Ich konzentrierte mich auf das Kind in meinen Armen und sog sein Bild in mich auf», berichtet die 29-Jährige. Plötzlich sei Lasses Mutter zu ihr gekommen und habe ihren Sohn betrachtet.

Die zweifelnden Frauen hätten sich an die Kinderschwestern gewandt, die den Chefarzt gerufen hätten. Dieser habe das Blut beider Babys überprüfen lassen, sagt Lucas Mutter. «Jede Minute kam mir wie eine Stunde vor. Als wir das Ergebnis bekamen, dachte ich, ich kippe um», beschreibt die 29-Jährige, die mittlerweile mit ihrem Sohn wieder zu Hause ist. «Die andere Mutter heulte gleich, ich erst später.»