Tourismus Kaum noch Platz für „Touri-Tafeln“ an Thüringer Autobahnen
Die Hinweistafeln in Braun und Weiß für Sehenswürdigkeiten an Autobahnen sind in Thüringen sehr gefragt. Preisschocks wie jüngst in Bayern sind im Freistaat aber bislang kein Thema.
Halle/Erfurt (dpa/th) – - Sie sind in Braun und Weiß gehalten und säumen Autobahnen: Sogenannte touristische Unterrichtungstafeln werben auch in Thüringen für nahegelegene Sehenswürdigkeiten. Aber: Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben sind potenzielle Stellplätze für die Tafeln in Thüringen fast ausgeschöpft. „Die Anzahl der möglichen Standorte ist schon ziemlich ausgereizt, teilweise sogar übererfüllt“, sagte Tino Möhring von der Niederlassung Ost der Autobahn GmbH. Aktuell seien in Thüringen 243 der braunen Tafeln installiert.
Dass beantragte Tafeln aufgrund von Platzmangel abgelehnt werden, komme aber nur selten vor – in der Regel würden Anträge abgelehnt, weil sie geltende Richtlinien nicht erfüllten. Insgesamt gebe es im gesamten Niederlassungsgebiet Ost, das sich über Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen erstreckt, aktuell zehn Antragsverfahren für neue Tafeln.
Großer touristischer Wert
In der Regel seien sich Antragsteller bewusst, dass es kaum noch Standorte für neue Schilder gebe, sagte Maja Neumann von der Thüringer Tourismus GmbH (TTG). Das Interesse und der touristische Wert seien dennoch sehr groß: „Aus unserer Sicht haben die touristischen Unterrichtungstafeln eine sehr hohe Bedeutung“, so Neumann. Die Tafeln sorgten für Aufmerksamkeit und beeinflussten aktuelle und zukünftige Reiseplanungen. „Sie entschleunigen und machen den Weg zum Ziel.“
Die TTG unterhalte deshalb selbst Tafeln, unter anderem am Erfurter und am Hermsdorfer Kreuz, die für Thüringer Themenjahre werben. Aus Sicht der Tourismusexperten seien die braunen Schilder alleine aber nicht genug: Nötig sei auch eine zusätzliche Besucherlenkung entlang der Landstraßen bis zum Ziel - daran mangele es in Thüringen teilweise noch.
Keine Kostenexplosion wie in Bayern, trotzdem keine Peanuts
In Bayern war Anfang des Jahres ein Fall bekanntgeworden, bei dem die Stadt Straubing beim Neubau einer Unterrichtungstafel mit immensen Kosten konfrontiert war. Die hohen Aufwendungen für ein Hinweisschild seien zwar auch in den Thüringer Kommunen ein Thema, so Neumann. Aber: „Bisher haben sie unseres Wissens noch keine weiteren Schilder verhindert.“ Auch dem Gemeinde- und Städtebund Thüringen sei kein solcher Fall bekannt, sagte ein Sprecher.
Die genauen Ausgaben für eine Unterrichtungstafel seien vom jeweiligen Fall abhängig und ließen sich nicht genau beziffern, erklärte Autobahn-Sprecher Möhring. In der Regel lägen sie im mittleren bis höheren fünfstelligen Bereich. Neben den eigentlichen Kosten für das Schild flössen unter anderem auch die spätere Demontage und die Entsorgung in die Kalkulation mit ein. Allein die vorgeschriebene Verkehrssicherung mache – abhängig von den Gegebenheiten vor Ort – oft etwa ein Viertel der Gesamtkosten aus.
Von Land zu Bund
In Thüringen lag die Zuständigkeit für die Unterrichtungstafeln bis zum Jahresbeginn 2021 beim Land. Seitdem ist die Autobahn GmbH zuständig und es gelten bundeseinheitliche Standards. Die vor 2021 aufgestellten Schilder hätten zwar einen Bestandschutz über die bei der Vergabe eingeräumte Lebensdauer, so Möhring. Sobald sie etwa verschlissen seien oder erneuert werden müssten, würden jedoch die neuen Richtlinien gelten, die den alten Landes-Regeln teilweise gegenüberstünden.
Den neuen Regeln zufolge müssen die genannten Ziele von der Autobahn aus sichtbar sein oder sich in einem Radius von zehn Kilometern Luftlinie befinden. Nur in Ausnahmefällen könne auch auf weiter entfernte Ziele hingewiesen werden, so Möhring. Zudem dürfen höchstens zwei Unterrichtungstafeln zwischen zwei Anschlussstellen stehen. Alle neuen Schilder sind zeitlich auf 15 Jahre begrenzt, danach muss erneut das gesamte Antragsverfahren durchlaufen werden.