Katholische Kirche Katholische Kirche: Premiere für «elektronischen Klingelbeutel»

Bonn/dpa. - Gläubige können seit Donnerstag inder ehrwürdigen Basilika auch bargeldlos mit ihrer Kreditkarte guteZwecke unterstützen. Wie beim Bezahlen an einer Tankstelle oder imSupermarkt kann der Kirchenbesucher an dem verankerten Kartenleser-Terminal seine Geheimnummer (PIN) eingeben und den von ihmgewünschten Spendenbetrag eintippen.
Das Gerät in einer diebstahlsicheren Edelstahlbox akzeptiert alledeutschen und europäischen Bankkarten (EC-Karten) sowie einigeKreditkarten. Die Summe wird dann vom Konto des Spenders abgebucht.Münsterpfarrer Wilfried Schumacher ist mit der Neuerung des«electronic cash» in der katholischen Kirche in Deutschland einPionier. Sein Schritt könnte das Ende des indiskreten Gangs vonMessdienern in die Reihen der Gläubigen einläuten.
Auch beim Erzbistum Köln und der Deutschen Bischofskonferenz lagenkeine Informationen vor, dass eine andere katholische Pfarrei imBundesgebiet diesen Weg bereits beschritten hat. Die Aktion derBonner war dort auch gar nicht bekannt. Es gebe hierzu keine Regelungoder Richtlinie, sagte der Sprecher des Erzbistums, ChristophHeckeley. «Eine solche Sache liegt im Ermessen der jeweiligenPfarrei.» Das Erzbistum müsse dazu auch nicht gefragt werden.
Als erste Kirche in Deutschland überhaupt hatte die evangelischeKirchengemeinde Bernhausen (Stuttgart) 1998 die Spendenzahlung mitPlastikkarte in ihrer Petrus-Kirche ermöglicht. Die Erfahrungen dortzeigten, dass bereits 20 Prozent der gesamten Spenden elektronischerfolgten, sagte Schumacher. Besonders bei Katastrophenhilfen habesich dieser Weg bewährt. Auch im Linzer Dom in Österreich steht schonein elektronisches Spendengerät, von dem sich Schumacher inspirierenließ.
«Ein solcher Opferstock ist sicher ungewohnt», sagte der Pfarrer.«Ich bin sicher, dass dieser Service von den Menschen angenommenwird. Das wird irgendwann etwas Selbstverständliches sein.» Es sei inletzter Zeit häufig vorgekommen, dass bei Sonderkollekten dieGottesdienstbesucher bedauerten, zu wenig Bargeld dabei zu haben,nannte Schumacher einen Grund für «das bargeldlose Opfer». Er weistaber zugleich darauf hin, dass das Gerät «bewusst» am Ausgangplatziert worden sei, «weil das Geld nicht im Mittelpunkt stehen»dürfe. «Aber wir brauchen es, um unsere Aufgaben zu erfüllen.»
Partner der Münsterpfarrgemeinde ist die Volksbank Bonn Rhein-Sieg. Die Spende fließe zu 100-Prozent ihrem Zweck zu, erläuterteBanksprecher Wilhelm Wester. Provisionszahlungen für Kreditkartenübernehme die Kirche. Die Spender blieben für die Kirche anonym, eswerde ihr nur eine Transaktionsnummer übermittelt. Bis 100 Euro gelteder Kontoauszug auch als Spendenquittung. Für größere Beträge stelledas Pfarramt diese Quittung gegen Vorlage des Belegs aus demKartenlesegerät aus.
Für was jeweils in einer Zeitspanne gespendet werden kann - etwafür Misereor oder Adveniat - steht auf dem Terminal. Während derFastenzeit bis Ostern gehen die Karten-Spenden direkt an dasBischöfliche Hilfswerk. Trotz Plastikkarte will Schumacher aber am«traditionellen Kollektenkörbchen» festhalten. «Denn das Spenden vonGaben ist bereits biblisch bezeugt.»