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Karin Tietze-Ludwig Karin Tietze-Ludwig: «Eine Art Glücksbringer»

Von Ira Schaible 30.05.2011, 08:15
Karin Tietze-Ludwig war von 1967 bis 1998. (FOTO: DPA)
Karin Tietze-Ludwig war von 1967 bis 1998. (FOTO: DPA) dpa

Frankfurt/Main/dpa. - Die Fernsehansagerin mit der blondenFöhnfrisur war für die Deutschen mehr als 30 Jahre lang GlücksgöttinFortuna. An diesem Dienstag (31. Mai) wird Lottofee KarinTietze-Ludwig 70 Jahre alt. «Es gab Hans Rosenthal, Hans-JoachimKulenkampff, Heinz Schenk und dann kam gleich Karin Tietze-Ludwig»,sagt Franziska Reichenbacher über die TV-Präsenz ihrer Vorgängerin.Zusammen mit «Tagesschau»-Sprecherin Dagmar Berghoff zähltTietze-Ludwig zu den bekanntesten Frauen des öffentlich-rechtlichenFernsehens der vergangenen Jahrzehnte.

«Wer ist heute noch 30 Jahre auf dem TV-Schirm zu sehen? Sie hateine beeindruckende Marke gesetzt», formuliert es Reichenbacher. Dazugehört einer der legendärsten Sätze der deutschen TV-Geschichte, derbis Mai 1986 jeden Samstagabend bei der ARD-Ziehung der Lottozahlenzu hören war: «Der Aufsichtsbeamte hat sich vor der Ziehung vomordnungsgemäßen Zustand des Ziehungsgeräts und der 49 Kugelnüberzeugt.»

Zwölf Jahre später, also 1998, machte Tietze-Ludwig auspersönlichen Gründen Schluss mit dem Fernsehen. «Ich freue mich nunauf ein ganz normales Hausfrauendasein, das ich bisher ja nurnebenbei geführt habe», hatte die Mutter eines Sohnes nach ihrerVerabschiedung gesagt. Ihr Mann, der Redakteur Hans-Jürgen Tietze,starb nur wenige Jahre später. Karin Ludwig-Tietze zog sich danachaus der Öffentlichkeit zurück. Inzwischen habe sie diesen Schlagüberwunden und nehme wieder regen Anteil am kulturellen Leben etwa inFrankfurt, heißt es bei ihrem Sender, dem Hessischen Rundfunk (hr).

Eigentlich wollte Tietze-Ludwig, die im mittelhessischenBiedenkopf aufwuchs, Stewardess werden. Dies soll ihr aber der Vaterverboten haben. Fernsehen kam für sie erst gar nicht infrage. «Dazubist Du nicht schön genug», dachte sie ursprünglich. Doch 1964 bewarbsich die Fremdsprachenkorrespondentin, die damals noch in derPressestelle der US-Fluggesellschaft TWA arbeitete, als Sprecherinbeim hr.

Die Lottozahlen präsentierte sie erstmals 1967 - noch vor derEinführung des Farbfernsehens im selben Jahr. «Wir mussten uns ganzneue Kleidung suchen», erinnerte sie sich 40 Jahre später an diesenUmbruch im TV. «Es war oft so, dass Kleider schön geschnitten, aberdie Farben schlecht waren.»

Die Leute hielten sie noch immer «für eine Art Glücksbringer»,sagte Tietze-Ludwig, die auch Bücher über das Glück geschrieben hat,vor rund einem Jahr dem Magazin «Stern». «Es gibt eine ganze MengeLeute, die noch gar nicht mitbekommen haben, dass ich seit über zehnJahren nicht mehr im Fernsehen bin.»

«Sie hatte etwas Formvollendetes und sieht auch heute genauso aus,wie wir sie in guter Erinnerung haben, sie ist einfach die LottofeeKarin Tietze-Ludwig. Die Lottofee for ever (für immer)», sagt ihreNachfolgerin Reichenbacher. Dazu gehört auch Disziplin, dieTietze-Ludwig von ihrer Mutter gelernt habe, heißt es im Sender. Sowürde sie beispielsweise nie ungeschminkt zum Briefkasten gehen.

Die Blondine, die jahrzehntelang Woche für Woche Menschen zuMillionären machte, hat selbst nur sporadisch getippt. «Mein höchsterGewinn waren mal 3,95 Mark für drei Richtige», sagte sie derZeitschrift «Frau im Spiegel» im Jahr 2007. Und: Mit einemMillionengewinn würde sie unter anderem «ein paar Reisenunternehmen». Reisen gehört neben Golf zu ihren großenLeidenschaften. So ist die Grande Dame der Lottozahlen auch Wochenvor ihrem 70. Geburtstag auf Achse und dem hr zufolge weder in ihremHaus in Spanien noch in dem in der Wetterau zu erreichen.