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Kalender Kalender: Woher weiß man, dass das Jahr 365 Tage hat?

30.12.2011, 09:06

Berlin/München/dapd. - Und warum muss alle vier Jahre einzusätzlicher Tag eingeschoben werden, um unseren Kalender auf demLaufenden zu halten?

«Die Ermittlung der wahren Jahreslänge hat schon die ältestenHochkulturen beschäftigt», sagt Felix Lühning von derArchenhold-Sternwarte und dem Zeiss-Großplanetarium in Berlin. Dennder Jahreslauf sei sehr eng mit der landwirtschaftlichen Produktionund damit der Steuerabgabe verknüpft gewesen.

Menschen kennen Jahreslänge schon seit langem

«Wichtig für das Jahr war in allen Kulturen die periodischeWiederholung des Wetters und damit die periodische Abfolge hoher undtiefer Sonnenstände», sagt Roland Waldi von der Universität Rostock.So stehe die Sonne etwa beim astronomischen Frühlingsanfang am 20.oder 21. März genau senkrecht über dem Erdäquator. Die frühenAstronomen hätten deshalb den Stand der Sonne, sowie ihren Auf- undUntergang und den höchsten Sonnenstand zur Mittagszeit gezieltbeobachtet. Sie fanden heraus, dass sich bestimmte Positionen derSonne alle 365 Tage wiederholten. Grund dafür ist, dass die Erde ineiner elliptischen Bahn um die Sonne kreist. Um nach einemkompletten Umlauf an einen bestimmten Punkt ihrer Bahnzurückzukehren, benötigt sie exakt ein Jahr.

«Bereits vor Tausenden von Jahren kannten die Menschen die Längedieser Periode», sagt Waldi. Das wüsste man nicht nur ausAufzeichnungen im alten Ägypten. Dies könne man auch aus derAnordnung der Steine im steinzeitlichen Observatorium Stonehenge inEngland schließen. Die ägyptischen Gelehrten hätten die Jahreslängesogar bereits erstaunlich genau auf 365,25 Tage bestimmt.

Ein Jahr ist 365,242188 Tage lang

«Heute können wir die Positionen der Sonne viel präziservermessen», erläutert der Rostocker Physiker. So sei das sogenanntetropische Jahr, das auf dem Abstand zwischen zwei astronomischenFrühlingsanfängen basiert, genau 365,242188 Tage lang. Der im Jahr1582 von Papst Gregor XIII. eingeführte und bis heute gültigeGregorianische Kalender orientiert sich an diesem tropischen Jahr.«Die Regelung, alle vier Jahre einen Schalttag einzuführen unddiesen alle 100 Jahre, aber nicht alle 400 Jahre ausfallen zulassen, trägt dem Rechnung», erklärt Thorsten Ratzka von derUniversitäts-Sternwarte München. Sie gleicht im Mittel die Zeit aus,die das tropische Jahr von den 365 Kalendertagen abweicht.

Änderungen der Erdrotation machen Schaltsekunden nötig

Was aber hat es mit den Schaltsekunden auf sich, von denen manimmer wieder liest? Warum sind die dann noch nötig? «Sie sind einTribut an die nicht immer exakte Erdrotation», sagt Lühning. DerenÜberwachung erfolge heute mit Hilfe von speziellen, automatischgesteuerten Teleskopen und Atomuhren. Sobald eine Verlangsamung derErdrotation um mehr als 0,9 Sekunden pro Jahr zur erwarten sei,werde eine Schaltsekunde eingeschoben.

Schalttage und -sekunden dienen damit letztlich dazu, unsereZeitrechnung und unseren Kalender möglichst harmonisch an dietatsächliche Dauer des Umlaufs der Erde um die Sonne anzupassen.

Auf einem Kalender steht das Datum vom 01. Januar 2012. (FOTO: DPA)
Auf einem Kalender steht das Datum vom 01. Januar 2012. (FOTO: DPA)
dpa