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Jahreswechsel-Bilanz Böller-Tote und Angriffe auf Einsatzkräfte zum Jahresstart

Die allermeisten Menschen feiern friedlich und fröhlich. Doch der Start ins Jahr 2025 wird wieder von tödlichen Böller-Unfällen und Attacken auf Polizei und Feuerwehr überschattet.

Von Christian Thiele und Matthias Armborst, dpa Aktualisiert: 01.01.2025, 14:22
Nach Unfällen und Angriffen mit Böllern wird über Konsequenzen diskutiert.
Nach Unfällen und Angriffen mit Böllern wird über Konsequenzen diskutiert. Hauke-Christian Dittrich/dpa

Berlin - Deutschland ist überwiegend friedlich und fröhlich ins Jahr 2025 gestartet. Überschattet werden die Feierlichkeiten aber von Angriffen auf Einsatzkräfte und von Böller-Unfällen: Mindestens fünf Männer starben beim Hantieren mit Pyrotechnik. Etliche weitere Menschen wurden teils lebensbedrohlich verletzt. Schwere Schäden entstanden durch sogenannte Kugelbomben. Weltweit feierten Milliarden Menschen den Jahreswechsel mit farbenfrohen Partys.

In Deutschland blieb es überwiegend friedlich, aber nicht überall: Allein die Berliner Polizei nahm während der Böllerei in der Silvesternacht mindestens 390 Menschen wegen unterschiedlicher Straftaten fest. Nach einer vorläufigen Bilanz seien 15 Polizisten und eine Einsatzkraft der Feuerwehr verletzt worden, teilte Innensenatorin Iris Spranger der Deutschen Presse-Agentur mit. 

Angriffe auf Polizisten gab es auch in Leipzig: Müll brannte, Barrikaden wurden gebaut, etwa 50 Menschen griffen Einsatzkräfte der Polizei mit Feuerwerk und Flaschen an. Bei den registrierten Straftaten sei es vor allem um gefährliche Körperverletzung, Landfriedensbruch und Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz gegangen, so die Ermittler. 

In München randalierten mehrere Hundert Menschen und griffen laut Polizei Beamte an. Eine Polizeisprecherin sprach von schätzungsweise 200 bis 300 Personen aus dem linken Spektrum auf der Wittelsbacherbrücke.

Die Polizei in Kiel wurde nach eigenen Angaben von einer größeren Menschengruppe attackiert, als die Beamten den Einsatz eines Notarztes absichern wollten. Streifenwagen seien vor dem Notarzt eingetroffen und von etwa 70 bis 80 Menschen angegangen worden. Es sei unter Diensthund- und Pfeffersprayeinsatz gelungen, dem Notarzt die Arbeit zu ermöglichen.

Angesichts der erneuten Angriffe auf Einsatzkräfte in der Silvesternacht zeigt sich die Gewerkschaft der Polizei (GdP) mit der Geduld am Ende, was das Auftreten mancher junger Männer in sozialen Brennpunkten angeht. „Ich ertrage dieses Macho-Verhalten auf den Straßen und in den sozialen Medien nicht mehr“, sagte der Bundesvorsitzende Jochen Kopelke den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Immer wieder gebe es junge Männer aus sozialen Brennpunkten, die meinten, sie beherrschten die Straße. 

Mit Blick auf die Attacken gegen Polizisten und Feuerwehrleute forderte Kopelke schnelle Konsequenzen für die Angreifer: „In Leipzig, München, Köln und Hamburg wurden wir gezielt beschossen und verletzt. Das muss schnelle und spürbare Konsequenzen für die Täter und spürbare Auswirkungen auch in die linksextremistische Szene haben.“

Am Bonner Hauptbahnhof schossen Jugendliche mit einer Silvesterrakete gezielt auf einen schlafenden Obdachlosen, wie die Polizei mitteilte. Der Mann habe einen Schock erlitten. Die Verdächtigen sollen die Attacke mit einem Handy gefilmt haben. 

Unfälle mit selbstgebauten und illegalen Böllern

Gleich zwei tödliche Böllerunglücke gab es in Sachsen: In Oschatz östlich von Leipzig starb ein 45-Jähriger, der eine sogenannte Großfeuerwerksbombe der Kategorie F4 gezündet hatte, wie die Polizei mitteilte. Solches Feuerwerk darf in Deutschland nur mit behördlicher Erlaubnis gekauft werden. Der Mann habe bei der Explosion schwere Kopfverletzungen erlitten und sei im Krankenhaus gestorben. Zudem wurde laut Polizei ein 50-Jähriger in Hartha in der Nähe von Chemnitz tödlich verletzt, als er mit Feuerwerk hantierte.

Bei Paderborn starb ein 24-Jähriger beim Hantieren mit einem Feuerwerkskörper. Der Unfall ereignete sich vor dem Jahreswechsel am Ortsrand von Geseke, sagte eine Polizeisprecherin. Rettungskräfte konnten nur noch den Tod des jungen Mannes feststellen. Die Wucht der Explosion lasse darauf schließen, dass es sich um einen nicht zugelassenen Feuerwerkskörper gehandelt haben dürfte. Die Angehörigen wurden seelsorgerisch betreut.

Bei einer Explosion starb auch ein 20-Jähriger in Hamburg, in seinem Fall handelte es sich um einen selbstgebauten Böller. Ein Silvesterböller tötete außerdem einen 21-Jährigen im Norden von Brandenburg. Der Mann habe in Kremmen offensichtlich eine Kugelbombe gezündet, aber keine Erlaubnis dafür gehabt, sagte ein Polizeisprecher.

Schäden durch sogenannte Kugelbomben

Durch illegale Feuerwerkskörper - mutmaßlich sogenannte Kugelbomben - entstanden in Berlin große Schäden entstanden, und etliche Menschen wurden teils schwer verletzt. Nach Angaben der Feuerwehr wurden im Stadtteil Schöneberg bei einer heftigen Detonation zahlreiche Häuserfassaden schwer beschädigt, Fenster gingen massenhaft zu Bruch. 

36 Wohnungen seien nun vorerst unbewohnbar und zwei Menschen in Krankenhäuser gebracht worden, sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr. Er sprach von einem „Schlachtfeld“, das der wohl nicht zugelassene Sprengkörper hinterlassen habe. Experten gehen von einer Kugelbombe aus, die wegen ihrer hohen Explosionskraft hierzulande eigentlich nicht für den Allgemeingebrauch zugelassen ist.

Ein solcher illegaler Böller explodierte laut Feuerwehr auch im Stadtteil Tegel, hier inmitten einer Menschenmenge. Acht Menschen wurden nach Angaben des Sprechers verletzt, darunter zwei lebensbedrohlich. Unter den beiden Schwerstverletzten sei auch ein Kleinkind.

Junge mit Böller beworfen und schwer verletzt

Ein zehnjähriger Junge wurde in Rostock in der Silvesternacht schwer verletzt, als ein Böller unmittelbar vor seinem Gesicht explodierte. Noch sei unklar, wer den Knaller in die Richtung des Kindes warf, so die Polizei. In Güstrow musste ein 50 Jahre alter Mann wiederbelebt werden. Er erlitt nach Angaben der Polizei schwerste Gesichtsverletzungen, nachdem er einen Böller in ein Rohr geworfen hatte, der dann darin explodierte.

Schwer verletzt wurde ein Mann in der Silvesternacht bei Traunstein beim Zünden einer Feuerwerks-Batterie. Der 39-Jährige hatte die Batterie gezündet und sich nicht weit genug von ihr entfernt, wie die Polizei mitteilte. Teile der Sprengladung trafen demnach sein Gesicht. Der Mann wurde den Angaben zufolge mit schwersten Gesichts- und Augenverletzungen in eine Spezialklinik gebracht.

Allein das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) meldete am Neujahrsmorgen 15 Bölleropfer. Fünf von ihnen seien durch sogenannte Kugelbomben schwer an Händen, Gesicht und Augen verletzt worden, darunter auch Kinder, teilte die Klinik auf dem Portal X mit. Andere Menschen zogen sich demnach Brandwunden zu oder erlitten einen Hörverlust.



„Viele Eltern mussten in dieser Nacht ihre verletzten Kinder in die Notaufnahme bringen“, sagte der Bundesgeschäftsführer, der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch. „Ich bitte alle Eltern, auch heute noch auf ihre Kinder zu achten, denn oft verletzen sich Kinder am Neujahrstag an den Augen, weil sich in den Überresten der vergangenen Nacht Bildgänger verstecken.“

Falscher Umgang mit Feuerwerk zerstört Einfamilienhaus

Zudem gab es etliche Brände mit teils hohem Schaden. Häuser, Garagen, Schuppen, Autos und Müllcontainer standen in Flammen. Ein Einfamilienhaus in Leuterod im Westerwald brannte in der Silvesternacht komplett aus, wie die Polizei mitteilte. Es werde vermutet, dass falscher Umgang mit Feuerwerkskörpern das Feuer ausgelöst habe. Den Schaden schätzt die Polizei auf rund 350.000 Euro.

Mutmaßlich eine Silvesterrakete setzte im rheinland-pfälzischen Neuwied eine Lagerhalle in Brand, in der unter anderem Holz gelagert worden war. Durch die starke Hitze seien auch angrenzende Häuser beschädigt worden.

Ein ganz anderes Problem hatten viele Berliner: Ausgerechnet am Silvesterabend fiel in Teilen der Stadt wegen eines Rohrbruchs im Stadtteil Wedding die Wasserversorgung aus. Kurz vor Mitternacht gaben die Wasserbetriebe aber Entwarnung. 

Stürmischer Jahresstart

Deutschlands größte Silvesterparty ging am Brandenburger Tor über die Bühne. Laut dem Veranstalter kamen 60.000 Menschen. Zum Silvester-Showprogramm gehörten Auftritte der Rapperin Shirin David („Bauch Beine Po“) und weiterer Stars wie Maite Kelly, Bausa und Peter Schilling. 

Mancherorts fiel der Jahreswechsel wetterbedingt anders aus als geplant: Auf Sylt wurden die Feierlichkeiten an der Strandpromenade wegen Sturms abgesagt. In Großbritannien mussten gleich an mehreren Orten Feuerwerk und Feiern ausfallen. Aufgrund von „extremen Orkanböen“ gab der Deutsche Wetterdienst für den Brocken im Harz am Neujahrstag eine Unwetterwarnung heraus.

Gigantisches Feuerwerk in Sydney, „Ball Drop“ in New York

Im australischen Sydney war das große Feuerwerk diesmal besonders gigantisch. Rund neun Tonnen Pyrotechnik erleuchteten den Himmel über dem Hafenviertel. Die Feuerwerkskörper wurden an 264 verschiedenen Punkten gezündet, deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. 

Aufsehenerregende Lichtershows oder traditionelle Veranstaltungen gab es in vielen asiatischen Metropolen, etwa in Tokio und Hongkong. Hunderttausende Menschen feierten auf dem weltberühmten Times Square in New York ins neue Jahr. Um Mitternacht richteten sich wie in jedem Jahr alle Augen zum „Ball Drop“ weit nach oben: Um 23.59 Uhr fuhr vom Dach des 26-stöckigen Hochhauses Times Square One an einer speziellen Stange eine fast 5.400 Kilo schwere Kugel, verziert mit 2.688 Kristall-Dreiecken, rund vierzig Meter nach unten - bis exakt um Mitternacht.