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Jubiläum Jubiläum: Ingo Insterburg wird 70 Jahre alt

Von Klaus Koch 05.04.2004, 06:19
Eine künstliche Rose hält der Kabarettist Ingo Insterburg am Donnerstag (01.04.2004) vor Beginn seiner abendlichen Vorstellung im Kabarett "Kartoon" in Berlin in den Händen. (Foto: dpa)
Eine künstliche Rose hält der Kabarettist Ingo Insterburg am Donnerstag (01.04.2004) vor Beginn seiner abendlichen Vorstellung im Kabarett "Kartoon" in Berlin in den Händen. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Er und seine Truppe «Insterburg und Co» standen für das musikalische Blödeln schlechthin: Ingo Insterburg, der sich nach der ostpreußischen Stadt nennt, in der er seine ersten Lebensjahre verbracht hat. Nach Riesenerfolgen in den 70er Jahren auf Bühne, Bildschirm, Leinwand und in Plattenstudios tritt Insterburg nun in Berlin wieder auf - in kleinem Rahmen mit dem Programm «Ach, nu bin ich 70». So heißt auch das Filmporträt, das das NDR-Fernsehen am Gründonnerstag (8. April) um 23.30 Uhr ausstrahlt. Zwei Tage zuvor wird Ingo Insterburg tatsächlich 70 Jahre alt.

Für den TV-Film wandert er noch einmal mit seinem Co- «Insterburger» Karl Dall, inzwischen 63, an der Krummen Lanke, und beide singen zur Gitarre das Lied über Ingo, der mit seiner Freundin um die Krumme Lanke wandern wollte. Früher, als er noch Marathon lief, hat er den See im Grunewald über tausend Mal umrundet. Mit asketischer Lebensweise - Nichtraucher, Antialkoholiker, Vegetarier - hält er sich bis heute fit.

Gemeinsam mit Dall, Jürgen Barz und Peter Ehlebracht hatte Insterburg Ende der 60er Jahre einen neuen Typ von Unterhaltung auf die Bühne gebracht: schräge Lieder, auf teils selbst gebauten Instrumenten (Stuhlbein-Klarinette, Tannenbaum-Geige, Eimer-Cello, Brillen-Harfe) begleitet - das Ganze als Mix aus Dilettantismus und Brillanz. Das Quartett brachte bis zum Ende der 70er Jahre 14 LP- Alben heraus mit Titeln wie «Sketsch Up» oder «Nur Engel singen schöner». Das bekannteste Lied wurde der Endlos-Reim «Ich liebte ein Mädchen aus...», von Ingo Insterburg vorgetragen.

Irgendwann hatte sich jedoch der spezielle Humor der «Insterburger» überlebt, 1979 war der letzte Auftritt. Danach blieb nur Karl Dall bundesweit in den Medien präsent, aber Insterburg hörte nie auf zu schreiben, zu musizieren, zu malen und zu basteln. Er hat sich auf das Alleinleben eingestellt, in der Berliner Wohnung, in die er vor 30 Jahren eingezogen ist. Dort stehen und hängen auch seine Kunstwerke - wie etwa das Ölgemälde, auf dem die «Insterburger» gleichrangig neben dem Mann mit dem Goldhelm, der Mona Lisa und Nofretete abgebildet sind.

In seine jetzige Heimat Berlin war der junge Mann 1953 gekommen, als die Familie aus Bernburg an der Saale, wohin sie nach dem Krieg gezogen war, in die «Frontstadt» West-Berlin flüchtete. Und der eigentliche Wendepunkt seines Lebens kam, als Klaus Kinski jemanden suchte, der ihn auf der Gitarre zu seinen Brecht-Balladen begleiten konnte. Das sei sein «Schritt zum freien Beruf» gewesen, sagt Insterburg in dem TV-Film. Ein dreiviertel Jahr hat er Wand an Wand mit Kinski gewohnt. Im Abstand weniger Monate wurden Kinskis Tochter Nastassja und Insterburgs Sohn Wolf geboren.

Feste Beziehungen waren jedoch auf die Dauer nichts für ihn; jedes Mal begann etwas zu «kratzen», sagt er. Liebe sei etwas, das «drei Stunden, drei Tage, drei Monate oder drei Jahre» dauern könne. Filmsternchen Andrea Rau etwa war ihm eine «Drei-Monats-Freundin», die ihn ebenso verließ wie Gila von Weitershausen - diese allerdings war eine «ganz große Liebe». Die Schauspielerin spricht rückblickend über den «hochmusikalischen» Menschen und seinen «ungewöhnlichen, surrealen Humor». Für sie war es eine «wunderschöne kurze Liebe, an die ich mich gern erinnere».