Joseph-König-Gymnasium Joseph-König-Gymnasium: Schule in Haltern kommt nicht zur Ruhe

Düsseldorf/Haltern - Die Stadt Haltern und das Joseph-König-Gymnasium, sie kommen nicht zur Ruhe – die neue Entwicklung mache ihn „wütend, ratlos, fassungslos“, sagte Schulleiter Ulrich Wessel am Donnerstag. Alles sei noch viel schlimmer, als man gedacht habe. Der Direktor, der sich seit Tagen mit allen Kräften bemüht, seinen Schülern einen geschützten Raum für ihre Trauer zu schaffen, war noch einmal zu einer kurzen Pressekonferenz ins nahe gelegene Rathaus gekommen.
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) habe ihn am Mittag angerufen und über die neuen Erkenntnisse der Ermittler informiert, erzählte Wessel, dessen Schule durch den Absturz 16 Schüler und zwei Lehrerinnen verloren hat. Die Schüler habe er nicht mehr informieren können, sie seien schon auf dem Heimweg gewesen. Seine Schule habe aber die betroffenen Angehörigen angerufen, erzählte Wessel.
Vor Medien abgeschirmt
Dass Co-Pilot Andreas L. die Maschine mutmaßlich bewusst hat abstürzen lassen, „macht es wirklich noch eine Dimension viel, viel unvorstellbarer“, sagte Wessel, dann ergänzte er: „Die Frage , wie Eltern damit umgehen, die kann ich ihnen nicht beantworten.“ Der Schuldirektor war wie schon am Tag zuvor gemeinsam mit Bürgermeister Bodo Klimpel zur Pressekonferenz erschienen – ihre Präsenz in der Öffentlichkeit ist auch der Versuch, Schüler und Angehörige vor dem großen Medieninteresse abzuschirmen. „Ich frage mich, wann der Albtraum endlich aufhört“, sagte Klimpel zu den Nachrichten aus Marseille.
Für diesen Freitag, dem letzten Schultag vor den Osterferien, plant das Joseph-König-Gymnasium erstmals eine größere Trauerfeier in der großen Stadtkirche, die seit Tagen neben der Schule der erste Anlaufpunkt für die aufgewühlten Halterner ist. Lehrer und Schüler möchten aber unter sich bleiben, die Öffentlichkeit ist während Messe nicht zugelassen.
Dass man mittlerweile vielleicht einen Teil der Antwort auf die Frage nach dem Warum kenne, mache es nicht leichter, das Geschehene zu verarbeiten, meint Josef Hovenjürgen, ein Halterner, der für die CDU im Landtag sitzt. „Jetzt kommt auch noch die Wut dazu.“
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft entschied sich am Nachmittag gegen ein weiteres Pressestatement. Stattdessen schickte sie über den Nachrichtendienst Twitter nur einen Satz: „Ich habe keine Worte für die grausame Wahrheit.“
Kraft trifft Angehörige
Am Morgen noch, bevor die französische Staatsanwaltschaft ihre neuen Erkenntnisse geteilt hatte, war Kraft auf dem Düsseldorfer Flughafen mit Angehörigen der Absturzopfer zusammengekommen, die auf dem Weg nach Frankreich waren. Sie habe „versucht, ihnen Trost zu geben“ , erzählte die Regierungschefin, als sie sich später in das Kondolenzbuch des Landtags eintrug: „Ich konnte vermitteln, wie tief das Mitgefühl der Menschen in Nordrhein-Westfalen ist.“ Das habe auch die landesweite Teilnahme an der stillen Gedenkminute um 10.53 Uhr gezeigt, sagte Kraft.
Der Absturz ist seit Donnerstagabend auch ein Fall für die nordrhein-westfälische Justiz: Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen und mit Durchsuchungen in Düsseldorf und Montabaur begonnen, wo der Pilot Andreas L. wohnte.