Jörg Kachelmann Jörg Kachelmann: Der Prozess gegen den Wetter-Moderator
Mannheim/dpa. - Seit mehr als einem Jahr beschäftigt der FallJörg Kachelmann die Gerichte und Medien. Ein Rückblick auf die Zeitvor dem Prozess sowie die wichtigsten Verhandlungstage:
20. März 2010: Der Moderator und Schweizer Staatsbürger JörgKachelmann wird nach seiner Rückkehr aus Kanada am FrankfurterFlughafen festgenommen, weil er in der Nacht vom 8. auf den 9.Februar 2010 seine Ex-Freundin vergewaltigt haben soll. Kachelmanngehörte zum Team der ARD bei den Olympischen Spielen in Vancouver.
22. März 2010: Kachelmanns Anwalt weist die Vergewaltigungsvorwürfeals «frei erfunden» zurück.
19. Mai 2010: Wegen des Verdachts der Vergewaltigung in einembesonders schweren Fall und gefährlicher Körperverletzung erhebt dieMannheimer Staatsanwaltschaft Anklage.
1. Juli 2010: Das Landgericht Mannheim will den Haftbefehl nichtaufheben. Kachelmann sei weiter dringend tatverdächtig. Sein Anwalthatte Haftbeschwerde eingelegt.
9. Juli 2010: Das Landgericht Mannheim eröffnet das Hauptverfahrengegen den Moderator. Kachelmann soll sich vom 6. September an vorGericht verantworten.
15. Juli 2010: Kachelmann verbringt seinen Geburtstag hinter Gittern.
29. Juli 2010: Das Oberlandesgericht Karlsruhe hebt den Haftbefehlgegen Kachelmann auf. Es bestehe kein dringender Tatverdacht mehr.
6. September 2010: Der Prozess vor dem Landgericht Mannheim beginnt -und wird gleich wieder vertagt. Kachelmanns Anwälte hatten zuvorBefangenheitsanträge gegen zwei Richter gestellt. Das mutmaßlicheOpfer erscheint überraschenderweise vor Gericht.
13. September 2010: 2. Verhandlungstag. Staatsanwalt Lars-TorbenOltrogge verliest die Anklage. Demnach soll Kachelmann seinelangjährige Geliebte mit einem Messer bedroht und vergewaltigt haben.Kachelmann sagt bis auf seine Personalien nichts.
18. Oktober 2010: 10. Verhandlungstag. Die Vernehmung desmutmaßlichen Opfers beginnt unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Siewird vier Verhandlungstage lang dauern.
25. Oktober 2010: 12. Verhandlungstag. Die ehemalige GeliebteKachelmanns hält vor Gericht an ihren Beschuldigungen fest. Bei ihrerAnkunft am Landgericht erregt sie Aufsehen: Um sich vor denFotografen zu schützen, hält sie sich ein Buch vor den Kopf. Titel:«Der Soziopath von nebenan».
27. Oktober 2010: 13. Verhandlungstag. Nach insgesamt mehr als 20Stunden wird die Vernehmung der ehemaligen Geliebten abgeschlossen.Verteidiger Reinhard Birkenstock zeigt sich zufrieden. StaatsanwaltLars-Torben Oltrogge bezeichnet das als «Wunschdenken».
29. November 2010: Kachelmann wechselt überraschend seine Verteidiger-Reinhard Birkenstock und Klaus Schroth beenden das Mandat, esübernimmt der Hamburger Strafverteidiger Johann Schwenn.
1. Dezember 2010: 16. Verhandlungstag. Erster Auftritt vonKachelmanns neuem Verteidiger Johann Schwenn.
8. Dezember 2010: 18. Verhandlungstag. Schwenn beantragt, dieRedaktionen der Zeitschriften «Bunte» und «Focus» durchsuchen zulassen. Er wirft den Blättern vor, sie wollten mit «gekauftenZeuginnen» den Prozess beeinflussen. Deshalb will SchwennSchriftstücke und Datenträger sicherstellen lassen.
20. Dezember 2010: 21. Verhandlungstag. Ein Experte desLandeskriminalamts wird zu den Ergebnissen der genetischenUntersuchungen vernommen. Weder an der Messerspitze noch am Rückender Klinge finden sich DNA-Spuren, auch nicht des mutmaßlichenOpfers. Kachelmann soll der Frau jedoch den Messerrücken an den Halsgedrückt haben.
1. Februar 2011: 25. Verhandlungstag. Der HeidelbergerRechtsmediziner Rainer Mattern kann weder ausschließen nochbestätigen, dass sich das mutmaßlich Opfer seine Verletzungen selbstzugefügt hat.
25. März 2011: 34. Verhandlungstag. Das mutmaßliche Opfer wirdnochmals vernommen. Die Öffentlichkeit bleibt ausgeschlossen. Wie derVorsitzende Richter Seidling anschließend mitteilt, bleibt die Fraubei ihren Vorwürfen.
31. März 2011: 36. Verhandlungstag. Die Staatsanwälte Oskar Gattnerund Lars-Torben Oltrogge berichten, dass Kachelmanns Ex-Geliebte dieErmittler zunächst hartnäckig in einem Punkt belogen hat. AmTatverdacht ändert das für die Staatsanwälte nichts.
5. Mai 2011: 39. Verhandlungstag. Der Psychiater Hartmut Pleines wirdzur Schuldfähigkeit Kachelmanns befragt. Ergebnis: Kachelmann zeige«keinen Hinweis auf gröbere psychische Störungen». Auch einenarzisstische Persönlichkeitsstörung schließt Pleines aus.
18. Mai 2011: 42. Verhandlungstag. Die Staatsanwaltschaft hältKachelmann weiterhin für schuldig. Sie fordert in ihrem Plädoyer eineHaftstrafe von vier Jahren und drei Monaten.
24. Mai 2011: 43. Verhandlungstag. Die Verteidigung beantragtFreispruch für Kachelmann.