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Jean Pütz Jean Pütz: «Hobbythek»-Erfinder wird 70 Jahre alt

Von Yuriko Wahl 15.09.2006, 09:16
Jean Pütz, Hobbythek-Macher und Moderator vieler WDR-Sendungen, mit seinem Sohn Jean am Freitag (25.08.2006) in seinem Haus in Velbert. (Foto: dpa)
Jean Pütz, Hobbythek-Macher und Moderator vieler WDR-Sendungen, mit seinem Sohn Jean am Freitag (25.08.2006) in seinem Haus in Velbert. (Foto: dpa) dpa

Köln/dpa. - Der KölnerJournalist und «Hobbythek»-Erfinder Jean Pütz vermittelte 30 Jahrelang bis 2004 im Westdeutschen Rundfunk (WDR) auf unterhaltsam-lockere Art Wissen und erreichte damit Traumquoten. Mit dutzendenBegleitbüchern über selbst gemachtes Parfüm oder eigen-gebrautes Bierschaffte Pütz eine Gesamtauflage von gut sechs Millionen Exemplaren.Der gelernte Elektriker, Studienrat, Redakteur und Produzent ist auchim «aktiven Ruhestand» umtriebig. «Ich könnte noch Bäume ausreißen»,sagt der Moderator mit der wuscheligen Haarmähne und dem buschigenSchnauzbart kurz vor seinem 70. Geburtstag am 21. September.

Die Wissenschaft und ihre qualitativ hochwertige journalistischePräsentation liegen Pütz, der derzeit im ZDF zwei Mal pro Woche dasMorgen-Servicemagazin «Volle Kanne» moderiert, noch immer am Herzen.«Die Wissenschaft ist der Schlüssel zum Verständnis und zum Erfolg»,lautet sein Credo. «Die Vermittlung von Verständnis für Wissenschaft,Forschung und Technik und ihre Umsetzung ist in so einemressourcenarmen Staat wie Deutschland der einzige Rohstoff, den wirzu bieten haben.» Er sei als Visionär an den Start gegangen und macheJournalismus «für die kleinen Leute, die verstehen wollen», betontder Fernsehmann. Um die Menschen zu erreichen, sollten auch etwa inUnterhaltungssendungen mehr wissenschaftliche Themen eingebautwerden, meint Pütz.

Der in Köln geborene, aber in Luxemburg aufgewachsene Journalistwar zunächst Elektromechaniker, besuchte dann bis 1959 eineIngenieurschule, studierte bis 1964 an der Kölner Uni Physik,Mathematik und Chemie und wurde später Studienrat. 1970 kam Pütz zumWDR, baute dort die Redaktion Naturwissenschaften und Technik auf undpräsentierte Wissenschaft auf eine völlig neue Weise. «Das war dasGlück meines Lebens», erinnert sich der bekannte Moderator. «Nie habeich Anweisungen bekommen, was ich zu tun oder zu lassen hatte». Die1974 erstmals ausgestrahlte «Hobbythek» für Tüftler und Wissbegierigewurde zum Publikumshit. «Ich wusste, die Leute wollen unterhaltenwerden, und ein Aha-Erlebnis ist Unterhaltung par excellence.»

Durch Zusehen und Zuhören allein könne man wenig lernen, meintPütz. «Die Rückkoppelung, die Beteiligung der Zuschauer ist wichtig,bei meiner "Hobbythek" hatten alle Sendungen diese Elemente.» EinigeJahre moderierte er auch die «Wissenschaftsshow», die er 1984 aus derTaufe gehoben hatte und die ab 1991 als «Quarks & Co» mit RangaYogeshwar fortgesetzt wurde. 1989 bis 1992 präsentierte der KölnerJournalist in der ARD die «Bilder der Wissenschaft» und später dasWDR-Umweltmagazin «Dschungel». Wichtig sei es auch, das Interesseauch bei der Jugend früh zu wecken, betont Pütz, der nach seineminzwischen erwachsenen Sohn - einem anerkannten Biochemiker - alsNachzügler noch den kleinen Jean (7) bekam.

Derzeit reist er auch zu Vorträgen durchs Land und ist weiter fürdie hochkarätige Wissenschafts-Pressekonferenz (WPK) tätig. «Die WPKhabe ich vor 20 Jahren mitbegründet aus Sorge um die Qualität desWissenschaftsjournalismus», erzählt Pütz. «Gerade mit derWissenschaft kann man so viel Schindluder treiben.» Von 1990 bis 2003war er Vorstandsvorsitzender der WPK, in der sich die profiliertestendeutschen Wissenschaftsjournalisten zusammenfanden. Bei allen gutenSendungen vor allem in den öffentlich-rechtlichen Sendern gebe esauch zahlreiche «arme» TV-Beiträge, etwa über Schönheitschirurgie,die den Titel Wissenschaft nicht verdienten.

Pütz macht sein Alter nicht zu schaffen. Er hält sich fit durchRadfahren und gesundes Essen. Mit dem Schmunzeln, mit dem er stetsseine «Hobbythek» moderierte, begeht er auch seinen rundenGeburtstag: «Wir machen ein großes Fest und werden mit vielenFreunden meinen Eintritt ins Greisenalter feiern.»