Italien Italien: Zugunglück durch Bergrutsch in Südtirol

Bozen/dpa. - Unter den Verletzten sind auchzwei Touristen, deren Nationalität aber noch nicht bekannt sei, sagteder Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder. Nach italienischenMedienberichten soll es sich um Deutsche handeln. Das Auswärtige Amthatte dagegen keinerlei Hinweise auf deutsche Opfer.
Die Regionalbahn war am Morgen im Meraner Land in einer engenSchlucht von den Erd- und Gesteinsmassen erfasst und aus den Schienengeschleudert worden. Nach ersten Informationen könnte eineBeregnungsleitung eines Obstanbaugebietes oberhalb der Schlucht überNacht geplatzt sein und das ausströmende Wasser das Geländeaufgeweicht haben. Das könnte die Mure, also die Schlamm- undGeröllmassen, ausgelöst haben. Darauf ließen auch erste technischeÜberprüfungen am Unfallort schließen.
Passagiere sprachen von einem Knall, der kurze Zug sei stehengeblieben. Schlammmassen drangen durch die zerborstenen Scheiben insWageninnere. Eine Frau wurde in die Etsch geschleudert, berichteteSüdtirol-Online. Alle neun Opfer kamen aus der Region. Sie waren 18bis 73 Jahre alt.
«Ein Wagen wurde bei diesem Sturz direkt getroffen», sagte derRettungshelfer Florian Schrofenneger dem italienischen FernsehsenderSky TG24. Mehrere Bäume in der Nähe des Gleises verhinderten, dassder erste von zwei Waggons in das Kiesbett des Etsch gedrückt wurde.Die Feuerwehren sicherten den Waggon mit einem Flaschenzug. Zusammenmit dem Zivilschutz gruben sie mit Schaufeln und Händen nach Opfern.
«Es können immer noch Opfer in dem Schlamm stecken», sagte derbestürzte Durnwalder mittags an der Unfallstelle zwischen Mals undMeran im Vinschgau. Die etwa 40 Menschen in dem Zug seien alle vonder gewaltigen Wucht der herabrutschenden Schlammlawine entwedergetötet oder verletzt worden. Italiens Transportminister AlteroMatteoli reiste noch am Montag nach Südtirol und überbrachte eineSolidaritätsbotschaft von Regierungschef Silvio Berlusconi, der aufdem Weg zum internationalen Nukleargipfel in den USA war.
«Das ist ohne jeden Zweifel die schlimmste Zugtragödie, die wirjemals in der Provinz Bozen gehabt haben», sagte Durnwalder. DieSchlamm- und Gesteinsmassen bewegten sich in einer Breite von 10 bis15 Metern talwärts und drangen auch in die Waggons ein, erläuterteder Bozener Chefgeologe Ludwig Nössing. Die Leichen mussten unterschwierigsten Bedingungen aus den Schlamm- und Geröllmassen geborgenwerden. Die Verletzten wurden auf mehrere Südtiroler Krankenhäuserverteilt.
«Die Rettungshubschrauber sind pausenlos im Einsatz», sagte MarkusPerwanger vom Studio Bozen des Senders Rai der Nachrichtenagenturdpa. Die Mure erfasste den Regionalzug R108 gegen 09.00 Uhr auf demWeg nach Meran. Die angrenzende Straße wurde zeitweise gesperrt,damit Rettungsmannschaften zum Unfallort gelangen konnten. Dieeingleisige Bahnlinie gehört zu den modernsten SchienensträngenSüdtirols.
