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Italien Italien: Neapel versinkt weiter im Müll

22.11.2010, 21:47
Italienischen Medienberichten zufolge türmten sich am Montag bis zu 3600 Tonnen Müll in den Straßen Neapels. (FOTO: DPA)
Italienischen Medienberichten zufolge türmten sich am Montag bis zu 3600 Tonnen Müll in den Straßen Neapels. (FOTO: DPA) ANSA

Rom/AFP. - «Die Situation hat sich nicht groß geändert, auf den Straßen ist immer noch Müll», sagte die Leiterin des Inspektoren-Teams, Pia Bucella, am Montag in Neapel. «Dieses Mal werden sich die Inspektoren nicht damit zufriedengeben, dass ihnen bloß ein Plan präsentiert wird, wir wollen ihn auch in die Tat umgesetzt sehen.»

Italienischen Medienberichten zufolge türmten sich am Montag bis zu 3600 Tonnen Müll in den Straßen Neapels. Anwohner berichteten von einer steigenden Zahl von Ratten, Tauben und Möwen in den am meisten mit Unrat übersäten Straßenzügen. «Es gibt ernsthafte Gesundheitsrisiken, ausgehend von Ratten, Kakerlaken oder anderen Insekten, die von den Abfällen angelockt werden», sagte die Gesundheitsexpertin Maria Triassi der Nachrichtenagentur AFP.

Auch Neapels Bürgermeisterin Rosa Iervolino Russo äußerste sich zutiefst besorgt. «Die Stadt ist nicht nur dreckig, sie ist schmierig», beklagte die Bürgermeisterin. «Wir sind in einem Notstand», sagte auch der Regierungschef der Region Kampanien, Stefano Caldoro, im italienischen Fernsehen. «Wir müssen schnell handeln, denn wir sind bei der Lösung dieses Problems 20 Jahre im Rückstand.»

Der Großraum Neapel leidet seit mehr als einem Jahrzehnt unter einem chronischen Müllproblem. Deponien und Wiederaufbereitungsanlagen sind überlastet. Zuletzt war die Region außerdem Schauplatz teils gewaltsamer Zusammenstöße zwischen der Polizei und den Anwohnern von Müllkippen. Diese wenden sich gegen die weitere Benutzung oder Vergrößerung der offenen Deponien, nachdem diese ihren maximalen Füllstand erreicht haben.

Die Müllkrise ist auch eine politische Belastung für Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi, der 2008 unter anderem aufgrund seines Versprechens wiedergewählt worden war, die Müllprobleme des Landes in den Griff zu bekommen. Ende Oktober versprach er, dass die Müllkrise in Neapel in drei Tagen gelöst sein werde.

Sollte es den italienischen Behörden weiter nicht gelingen, das Müllproblem zu beseitigen, könnten auf das Land Strafen in Millionenhöhe zukommen. Wenn die EU-Kommission - wie bereits im Jahr 2008 - zu dem Schluss kommt, erneut vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg zu ziehen, könnte dieser wegen der anhaltenden Müllkrise Bußgelder gegen Italien verhängen.