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Italien Italien: Lawine trifft Hotel in Erdbebengebiet - Mindestens 25 Tote

19.01.2017, 12:30
Die Schneelawine ist ins Innere des Hotels eingebrochen.
Die Schneelawine ist ins Innere des Hotels eingebrochen. Italian Finance Police

Rom - Nach dem Lawinenabgang auf ein abgelegenes Berghotel im italienischen Erdbebengebiet rechnen die Rettungskräfte mit dem Schlimmsten. „Die Situation ist dramatisch. Es gibt keinerlei Lebenszeichen“, sagte Feuerwehrsprecher Luca Cari am Donnerstag. Mindestens 25 Menschen wurden in dem unter meterhohen Schneemassen verschütteten Hotel „Rigopiano“ vermutet. Rund 35 Feuerwehrleute mit Spürhunden waren im Einsatz, um unter den Schneemassen nach Opfern zu suchen.

Das Gebäude sei frontal von der Lawine getroffen und begraben worden, sagte Cari. „Matratzen wurden hunderte Meter weit mitgerissen, das Suchgebiet ist also sehr groß“, schilderte er. „Es gibt Tonnen von Schnee, Baumstämme und Trümmer überall.“ Nach Behördenangaben zählte das Hotel „Rigopiano“ zur Zeit des Unglücks am Mittwoch 20 Gäste und sieben oder acht Angestellte.

Vier Menschen überlebten das Unglück

Zwei Menschen überlebten das Unglück, weil sie sich zum Zeitpunkt des Lawinenabgangs außerhalb des Hotels aufhielten. Erst in der Nacht zum Donnerstag erreichten Retter das einsam in 1200 Metern Höhe gelegene Hotel am Hang des Gran Sasso-Berges nach einem stundenlangen Weg per Ski. „Es gibt viele Tote“, sagte ein Sprecher der Rettungskräfte örtlichen Medien. Die Rettungskräfte bargen zunächst eine Leiche aus den Schneemassen und orteten eine zweite.

Zwei Menschen konnten mit Unterkühlungen lebend gerettet werden. „Ich bin am Leben, weil ich rausgegangen war, um etwas aus dem Auto zu holen“, sagte der Überlebende Giampiero Parate dem Fernsehsender Rai. Nach seinen Worten wurde er zwar vom Schnee verschüttet, konnte sich jedoch selbst befreien.

In seinem Wagen wartete er dann auf Rettung. Seine Frau und die beiden Kinder wurden jedoch unter den Schneemassen vermisst. Parates Freund Quintino Marcella sagte der Nachrichtenagentur AGI, dieser habe ihn am Mittwochnachmittag angerufen und von dem Unglück berichtet. Am Donnerstagmorgen habe er ihn erneut gesprochen: „Er war verwirrt und weinte vor Verzweiflung, weil er sich Sorgen um seine sechs und acht Jahre alten Kinder und seine Frau machte.“

Gäste versammelten sich zum Unglückszeitpunkt im Erdgeschoss

Die Gäste des Vier-Sterne-Hotels hatten sich zum Unglückszeitpunkt im Erdgeschoss des Gebäudes versammelt, um nach dem Erdbeben auf die Evakuierung zu warten. Diese verzögerte sich jedoch, weil die Zufahrtsstraßen durch meterhohen Schnee blockiert waren. Vier Erdbeben mit einer Stärke von bis zu 5,7 hatten am Mittwoch die Region in Mittelitalien erschüttert, in der bei einem schweren Erdbeben im Sommer fast 300 Menschen ums Leben gekommen waren.

Die Epizentren lagen in der Nähe des malerischen Bergdorfs Amatrice, das bei dem schweren Beben im August fast völlig zerstört worden war. Nach den Erdstößen vom Mittwoch wurde eine Leiche unter den Trümmern eines eingestürzten Hauses in Castel Castagna gefunden. Zahlreiche Menschen mussten in Notunterkünften untergebracht werden. Rund 130.000 Haushalte waren wegen beschädigter Stromleitungen und Umspannwerke ohne Strom. (afp)