Gesellschaft Interesse an Feiern zum Erwachsenenleben ungebrochen
Ob Jugendweihe, Konfirmation, Firmung oder „Lebenswende“: Im Freistaat stehen die Feste zum Ende der Kindheit weiter hoch im Kurs.
Erfurt/Hohenfelden - Feste zum Übergang ins Erwachsenenalter sind in Thüringen weiter beliebt. „Seit 2005 haben sich die Teilnehmerzahlen an Jugendweihen stetig gesteigert“, sagt Anke Lappann, Vorstandsassistentin im Verein Jugendweihe Thüringen. Aktuell seien rund 7970 Jugendliche über den gesamten Freistaat verteilt zur Jugendweihe angemeldet. „Wir erwarten jedoch, in dieser Saison die 8000 zu übertreffen.“ Es gebe immer noch Anmeldungen und einzelne freie Plätze. 2023 hatten 8145 Teilnehmer die Jugendweihe absolviert.
Die ersten Jugendweihen des Verbands in diesem Jahr, in dem sich sechs Vereine zusammengeschlossen haben, fanden bereits am 31. März in Eisfeld, Dorndorf, Sömmerda und Wechmar statt. Die letzten Termine in Thüringen seien für den 15. Juni in Altenburg und Neustadt am Rennsteig geplant. Insgesamt würden im gesamten Freistaat in diesem Jahr fast 160 Jugendweih-Feiern ausgerichtet, hieß es. Die erste Jugendweihe in Deutschland wurde 1852 in Nordhausen abgehalten.
Konfis und Firmlinge
Auch bei Konfirmation und Firmung im Freistaat sei die Nachfrage gut, erklärten Sprecher der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland (EKM) und des Bistums Erfurt. Bei den Zahlen der katholischen Firmlinge gebe es seit Jahren ständige Auf- und Abwärtsbewegungen, fasste Andrea Wilke vom Bistum Erfurt zusammen. So habe die Zahl im Jahr 2016 bei nur rund 760 gelegen, im Jahr darauf bei fast 1260. Seit 2018 habe es allerdings nie mehr als 1000 Firmlinge in einem Jahr gegeben. In diesem Jahr werden voraussichtlich rund 760 Jugendliche im Bistum gefirmt. Zur Feier der „Lebenswende“, die im Bistum Erfurt für Konfessionslose angeboten wird, gebe es jedes Jahr zwischen 60 und 75 Anmeldungen, die Zahlen seien stabil, hieß es. Mit der Firmung bekräftigen Katholiken ihren Glauben. Meist wird das Sakrament an Jugendliche ab 14 Jahren gespendet.
Bei der EKM würden die Zahlen für 2023 aktuell noch berechnet, es werde mit 2300 bis 2400 Konfirmanden gerechnet, sagte Sprecherin Susanne Sobko. Für 2024 gebe es noch keine belastbaren Zahlen. Der Höchststand wurde in den vergangenen fünf Jahren im Jahr 2021 mit insgesamt 2632 Konfirmanden verzeichnet. Auch hier variierten die Zahlen aber stetig. Zudem seien bis heute die Nachwirkungen der Corona-Zeit spürbar, ergänzt Landesjugendpfarrer Peter Herrfurth. Damals seien die bei Jugendlichen sehr beliebten Konfirmanden-Freizeiten ausgefallen, die eine große Rolle bei der Jugendarbeit spielten. Bis heute seien die Fehlstellen beim Aufbau neuer Gruppen spürbar. Bei den Jugendweihen gebe es hingegen keine negativen Nachwirkungen aus der Corona-Zeit, so Lappann: Unter Berücksichtigung der Auflagen hätten damals alle Feiern durchgeführt werden können.
Expertin: Übergangsriten wie überall auf der Welt
Die Gründe für die ungebrochen hohe Nachfrage sind nach der Einschätzung von Juliane Stückrad von der Volkskundlichen Beratungsstelle vielfältig. Geschenke spielten zwar auch eine Rolle, aber es gehe um mehr: Jugendweihe, Konfirmation, Firmung oder „Lebenswende“ seien Formen von Initiationsritualen, die eine wesentliche Übergangsphase im Leben eines Menschen markierten und deshalb überall auf der Welt gefeiert würden. Für welche Form sich Jugendliche letztlich entschieden, hänge stark von den persönlichen Umständen ab - etwa von der Rolle des Glaubens in einer Familie. Themen wie die Geschlechtsreife, die in anderen Kulturen einen wichtigen Schwerpunkt bildeten, seien in unserer Gesellschaft zwar weniger wesentlich, spielten aber weiterhin eine Rolle - etwa, wenn junge Mädchen zum ersten Make-up trügen.
„Grundsätzlich können solche Feiern eine wichtige Unterstützung für das Selbstbewusstsein in der Pubertät sein“, so Stückrad. Sie stellen nach Stückrads Angaben die jungen Menschen in den Mittelpunkt und geben ihnen die Gelegenheit, sich in festlicher Kleidung zu präsentieren - eine wichtige Hilfe in einer Zeit, in der Pubertierende oft mit sich, ihrem Selbstbild und ihrem Umfeld haderten.