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Insel Usedom Insel Usedom: Minischwein fühlt sich in Zinnowitzer Hotel sauwohl

Von Martina Rathke 05.02.2007, 07:13
Sabine Schlechter, Hotelbesitzerin in Zinnowitz auf der Insel Usedom, spaziert am 08.01.2007 mit ihrem Mini-Schwein «Lilly» am Strand des Seebades Zinnowitz. (Foto: dpa)
Sabine Schlechter, Hotelbesitzerin in Zinnowitz auf der Insel Usedom, spaziert am 08.01.2007 mit ihrem Mini-Schwein «Lilly» am Strand des Seebades Zinnowitz. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Zinnowitz/dpa. - Vor knapp fünf Jahren schenkteihr ihr Bruder eine Minisau. «Damals war das Tier so groß wie einUnterarm und wog zwei bis drei Kilogramm», erinnert sich SabineSchlechter. Begeistert war die Hotelbesitzerin zunächst nicht. «Ichhatte keine Ahnung, was ich mit dem Tier anfangen sollte», erklärtsie.

Mittlerweile ist der Hängebauchschwein-Mischling namens Lilly eineausgewachsene Schweinedame von 45 Kilogramm Gewicht und einer Längevon einem Meter. Mit einem schmatzenden «Öff, öff» läuft die Saudurch das Hotel - die Gäste lieben das Glücksmaskottchen, das sichbereitwillig streicheln lässt.

Sabine Schlechter wusste damals nicht, worauf sie sich einließ undinformierte sich zunächst im Internet und bei Züchtern über dieHaltung von Minischweinen. «Schweine sind sehr soziale Tiere. Siebrauchen eigentlich immer Beschäftigung, außer wenn sie schlafen»,erklärt die Besitzerin. Ein Problem, das die Hotelbesitzerin löste,indem sie die Schweinedame in ihren Alltag integrierte. Lilly wohntezunächst zusammen mit Sabine Schlechter im Hotel. Auch heute, nachdemdie 39-Jährige in eine Wohnung außerhalb des Hotels zog, ist Lillyständig an der ihrer Seite. Trotzdem will Sabine Schlechter nichtverhehlen, dass die Minischweinehaltung anstrengend ist und die ganzeFrau fordert. «Dieses Tier verlangt die ganze Aufmerksamkeit»,erzählt sie während eines Strandspazierganges mit dem tierischenBegleiter.

Bundesweit gibt es immer mehr Liebhaber von Minischweinen. DieUrsache für den Anstieg sieht der Verein Schweinefreunde e.V. imostfriesischen Eversmeer vor allem in den aus den USA kommendenFernsehserien und Kinofilmen mit sprechenden Minisauen odergrunzenden Schweinchen, die wie kleine Hündchen im Körbchenherumgetragen werden. Der Verein sieht die Entwicklung sehr kritisch.«Schweine gehören in den Stall und nicht in das Wohnzimmer», erklärtdie Schweineliebhaberin und Vereinsvorsitzende Sabine Dudakategorisch. Kein Tag vergehe, an dem nicht ein überforderterMinischwein-Besitzer anrufe, um sein Tier los zu werden. Rund 1000Internet-User tauschen sich mittlerweile über ihre Fragen undProbleme im Forum des Schweinefreunde e.V. aus. Der Verein gibt Tippsfür die artgerechte Haltung der Vierbeiner. «Ein Minischwein hat diegleichen Bedürfnisse wie ein großes Schwein.»

Schwein Lilly, immer an der Seite von seinem Frauchen, scheintsich in Zinnowitz sauwohl zu fühlen. Für das Hotel ist dieSchweinedame sogar zum unverwechselbaren Glücksbringer geworden. DieGäste lieben das Tier. Das Hotel wirbt mittlerweile mit dem Slogan«saumäßig gut», vertreibt Postkarten mit einer Lilly-Bildergalerie.Auch auf den Tassen prangt der Hotel-Slogan.

Überhaupt widerspricht das Tier fast allen Schweine-Klischees.Weder ist die Sau dreckig, noch ist sie dumm. Lilly kann die Zeitungholen, einen Teppich rollen und: «Lilly ist stubenrein», berichtetSabine Schlechter. Anfangs ging die Schweinedame aufs Katzenklo.Mittlerweile geht Sabine Schlechter mit dem Minischwein Gassi undsorgt bei Strandspaziergängen für den erforderlichen Auslauf. Auchist Lilly keineswegs faul, räumt die Hotelbesitzerin mit weiterenVorurteilen auf. Erst Anfang Januar absolvierte Lilly eine Wanderungin das drei Kilometer entfernte Trassenheide, ohne konditionelleSchwäche zu zeigen. Doch in einem Punkt beweist Lilly, dass sietatsächlich ein richtiges Schwein ist: Pro Tag verzehrt sie mehrereKilogramm frisches Gemüse und Obst. Dazu kommen spezielle Pellets mitMineralstoffen und Vitaminen und zwischendurch trockenes Brot.Besonders wild ist die Sau auf Rosinen, wie Sabine Schlechtererklärt.