Insekten Insekten: Regen juckt Mücken nicht
Washington/dapD/DPA. - Dabei halten die Mücken kurzfristig eine Beschleunigung von bis zu 300 g aus, also dem 300-fachen der Erdbeschleunigung. Bei einem Menschen hingegen kann bereits eine Beschleunigung von 14 g zum Tode führen. Als g-Kraft bezeichnen Wissenschaftler die Belastung, die ein Körper bei einer plötzlichen Beschleunigung erfährt. Zum Vergleich: Astronauten sind in einer startenden Raumkapsel nur etwa drei bis sechs g ausgesetzt.
Von Regentropfen getroffene Insekten erzielen damit vermutlich die höchste Widerstandskraft gegen Beschleunigung im Tierreich, schreiben US-Forscher um Andrew K. Dickerson vom Georgia Institute of Technology in Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS"). Zu verdanken haben die Stechmücken diese Widerstandsfähigkeit ihrem Exoskelett, das eine stabile äußere Hülle bildet, und ihrem geringen Gewicht von 0,2 Gramm. Dadurch werden sie von einem Regentropfen, der sie direkt trifft, mitgerissen, ohne dass Flugbahn und Geschwindigkeit des Tropfens sich sehr verändern. Sie können sich jedoch schnell vom Tropfen befreien und wieder ihre ursprüngliche Flughaltung einnehmen. Allerdings werden sie bis zu 20 Körperlängen nach unten geschoben, so dass es für die Mücken sehr gefährlich werden kann, im Regen tief zu fliegen. Mehr als drei Viertel aller auftreffenden Tropfen berühren jedoch nur die Beine oder die Flügel der Stechmücken, was sie ins Trudeln bringt. Sie benötigen oft nur eine Hundertstelsekunde, um ihre Flugbahn wieder zu stabilisieren. Anhand von Aufnahmen einer Hochgeschwindigkeitskamera mit 4 000 Bildern pro Sekunde konnten die Wissenschaftler diesen Vorgang sichtbar machen. Fliegt eine Mücke jedoch zu dicht am Boden, wenn sie getroffen wird, dann reicht ihr die Zeit nicht aus, um sich vom Tropfen zu lösen und seitlich davonzufliegen.
Ausweichmanöver der Stechmücken beobachteten Andrew K. Dickerson und sein Team übrigens nicht. Das hätte auch nicht viel Sinn, denn die Mücken könnten dabei höchstens die Hälfte ihrer Maximalgeschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde erreichen, was in den meisten Fällen nicht ausreichen würde, um einem von ihnen wahrgenommenen Regentropfen zu entkommen.