Streit um Castor-Standort Initiative befürchtet längere Atommülllagerung in Gorleben
Das Salzbergwerk Gorleben im Wendland ist als Endlager für Atommüll ungeeignet. Daher soll die Anlage zurückgebaut werden. Doch es gibt Verzögerungen.
Gorleben - Atomkraftgegner fordern einen zügigen Rückbau des Salzbergwerks Gorleben, das nicht mehr als Atommüll-Endlager infrage kommt. „Das Salz muss unter die Erde“, sagte Wolfgang Ehmke, Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) der Deutschen Presse-Agentur. Ursprünglich habe der Rückbau Mitte 2024 beginnen sollen. „Es könnte auch sein, dass man einen Plan B verfolgt und es deshalb offenhält“, befürchtet Ehmke. „Wir haben Angst, dass aus der Zwischenlagerung eine Langzeitlagerung wird für 80 bis 100 Jahre. Und auf solche langen Zeiträume sind die Behälter und die Halle nicht ausgelegt.“
An diesem Montag (12.30 Uhr) will sich Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer einen Überblick über das Zwischenlager für radioaktiven Abfall im Wendland verschaffen. Vor der Besichtigung des streng gesicherten Geländes will der Grünen-Politiker um 10.30 Uhr mit Vertretern der Bürgerinitiative sprechen.
Genehmigung für Zwischenlager läuft 2034 aus
Nach jahrelangem Streit war der Salzstock Gorleben im Jahr 2020 aus der Endlagersuche für Atommüll herausgefallen. Er bleibt aber noch lange Atommüllstandort: Gorleben hat ein Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle sowie ein Lager mit Transportbehältern mit hochradioaktivem Müll (Castorlager). Die Genehmigung für das Zwischenlager Gorleben erlischt 2034.
Das Bundesumweltministerium geht allerdings davon aus, dass erst bis 2050 ein Endlager gefunden sein wird. Ursprünglich war 2031 als Zieljahr anvisiert worden.
Im August hatte der Landrat des bayerischen Landkreises Landshut, Peter Dreier von den Freien Wählern, für Empörung in Niedersachsen gesorgt. Er schlug vor, die bundesweit 16 Zwischenlager für Atommüll am Standort Gorleben zu vereinen. „Die Forderung aus Bayern ist an Dreistigkeit und Unverschämtheit nicht zu überbieten“, sagte Umweltminister Meyer damals.
Schutzwand und Sicherungszentrale gegen Angriffe
Nach Angaben der bundeseigenen Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) soll Gorleben durch Baumaßnahmen besser geschützt werden, zum Beispiel gegen mögliche Terrorangriffe. Aus Sicht der Atomkraftgegner reicht jedoch eine zehn Meter hohe Mauer rund um die Halle mit hochradioaktiven Abfällen nicht aus. „Uns interessiert, wer zuständig ist, was die Abwehr von Drohnenangriffen angeht“, sagte Ehmke.
Laut BGZ soll darüber hinaus eine neue Sicherungszentrale für den Werkschutz in Gorleben gebaut werden. Danach könne die sogenannte Pilotkonditionierungsanlage (PKA) stillgelegt und abgerissen werden. Die Anlage zur Verpackung von Brennelementen für die Endlagerung ist nicht mehr notwendig. In der PKA befinden sich aber noch technische Einrichtungen zur Sicherung des Zwischenlagers.