Indonesien Indonesien: Mehr als 60 Tote bei Vulkanausbruch

Argomulyo/afp. - Beim schwersten Vulkanausbruch auf der indonesischen Insel Java seit mehr als einem Jahrhundert sind am Freitag mindestens 64 Menschen ums Leben gekommen. Die meisten Opfer, darunter mehrere Kinder, starben nach Angaben der Rettungskräfte durch eine Hitze- und Aschewolke des Merapi in dem Dorf Argomulyo. Die Eruption des Vulkans mitten in der Nacht löste Panik aus, tausende Menschen flohen aus ihren Häusern.
Bislang seien 64 Menschen gestorben, sagte ein Arzt des Sarjito-Krankenhauses in der Provinzhauptstadt Yogyakarta. Dutzende weitere Menschen würden wegen Verbrennungen und Atemproblemen behandelt. Er warnte, die Opferzahl könne weiter steigen, da viele Gegenden wegen heißer Asche noch nicht erreichbar seien.
Tausende verließen ihre Wohnungen in Panik, als der Vulkan vor Sonnenaufgang brennende Asche auf umliegende Dörfer und Städte regnen ließ. Die meisten Opfer fanden Rettungskräfte in dem 18 Kilometer vom Vulkankrater entfernten Dorf Argomulyo. Dort ergoss sich eine Welle aus heißem Schlamm und Asche in das Dorf. Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono kündigte an, eine Armeebrigade für Rettungs- und Wiederaufbaumaßnahmen abzustellen.
Der Merapi, Indonesiens aktivster Vulkan, war bereits vergangene Woche ausgebrochen. Die Zahl der Todesopfer stieg am Freitag auf insgesamt mehr als einhundert. Das Sperrgebiet um den Vulkan wurde nach dem erneuten Ausbruch von 15 auf 20 Kilometer erweitert. Die Anwohner in dieser Zone mussten ihre Häuser verlassen. Erst am Mittwoch war das Gebiet wegen der erhöhten Aktivität des Vulkans von zehn auf 15 Kilometer vergrößert worden. Seitdem stieg die Zahl der in Notunterkünften untergebrachten Menschen von 75.000 auf rund 100.000, viele davon in einem Sportstadion in Yogyakarta.
Nach Angaben von Caritas international, der Auslandshilfe des deutschen Caritasverbandes, müssen Notunterkünfte nun abgebaut und außerhalb des Sperrgebietes wieder aufgebaut werden. Starke Regenfälle erschwerten zudem den Transport von Hilfsgütern und die Evakuierung der Menschen, erklärte Caritas in Freiburg. Caritas-Mitarbeiter vor Ort berichteten von schweren Schäden vor allem in der Landwirtschaft. Ascheregen habe die Ernten vieler Bauern komplett zerstört, auf den Weiden liege verendetes Vieh. Die Caritas versorgt nach eigenen Angaben rund 10.000 Menschen unter anderem mit Nahrungsmitteln, Decken, Atemmasken und Augentropfen.
Seit dem Ausbruch des Merapi am 26. Oktober, als 36 Menschen getötet wurden, spuckte der 2914 Meter hohe Vulkan immer wieder Asche und Lava. Die Eruption am Freitag war nach Angaben eines Vulkanexperten der indonesischen Regierung die heftigste seit 1872. 1930 waren bei einer Eruption des Merapi etwa 1300 Menschen ums Leben gekommen.
Wegen der Aschewolken über dem Vulkan ist der Überflug derzeit verboten. Das indonesische Verkehrsministerium forderte Piloten auf, mindestens zwölf Kilometer Abstand zu halten. Am Freitag schlossen die Behörden vorübergehend den Flughafen in Yogyakarta, dessen Landebahn von grauer Asche bedeckt war, wie ein Sprecher des Verkehrsministeriums mitteilte. Der Flughafen sollte bis mindestens Samstag geschlossen bleiben.
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