1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Indonesien: Indonesien: Hilfe für Erdbeben-Überlebende auf Java rollt an

Indonesien Indonesien: Hilfe für Erdbeben-Überlebende auf Java rollt an

29.05.2006, 06:34
Im Krankenhaus von Bantul auf Java haben sie gerade erfahren, dass ihre Angehörigen gestorben sind. (Foto: dpa)
Im Krankenhaus von Bantul auf Java haben sie gerade erfahren, dass ihre Angehörigen gestorben sind. (Foto: dpa) EPA

Yogyakarta/dpa. - Nach der Erdbebenkatastrophe in Indonesien mitmehr als 5000 Toten haben die Hilfsaktionen für HunderttausendeObdachlose und Verletzte begonnen: Auf dem wiedereröffneten Flughafenvon Yogyakarta landeten die ersten Maschinen mit Zelten, Nahrung undMedikamenten. Dutzende Lastwagen mit Hilfslieferungen waren am Montagauf dem Weg zu den Überlebenden. Die Zahl der Toten stieg nachAngaben der Provinzregierung vom Montag auf mindestens 5135. Etwa15 000 Menschen wurden verletzt. Nach Schätzungen des Roten Kreuzeswurden durch das Beben der Stärke 6,2 vom Samstag bis zu 200 000Menschen obdachlos.

Trotz schwindender Hoffnung, unter den Trümmern noch Überlebendezu finden, setzten Einsatzkräfte und Freiwillige am Montag die Suchenach Verschütteten fort. Mehrere Zehntausende Überlebende hatten beiheftigem Regen auch die zweite Nacht nach dem Beben im Freienverbracht und bereiteten sich auf eine weitere vor. Der indonesischeVizepräsident Jusuf Kalla erklärte die Katastrophenregion fürmindestens drei Monate zum Notstandsgebiet. Die Regierung werdevoraussichtlich umgerechnet 100 Millionen Euro für die Nothilfe undden Wiederaufbau zur Verfügung stellen.

In entlegeneren Gegenden des Erdbebengebietes klagten Überlebendeam Montag, Hilfe erreiche sie nur schleppend. Die Behörden räumtenmit Blick auf das Ausmaß der Schäden und die Zahl der Betroffenenein, zunächst noch Mühe mit der Verteilung von Hilfsgütern zu haben,da es an Lastwagen und Personal fehlte. Einige Dörfer seien nur zuFuß zu erreichen, sagte ein Sprecher. Nach wie vor sind die Klinikenwegen der großen Zahl Verletzter hoffnungslos überfordert. Dort wirdebenfalls zusätzliches Personal benötigt. Die häufigsten Verletzungenseien Knochenbrüche und Schnittwunden.

Im Katastrophengebiet seien inzwischen viele internationale undeinheimische Hilfsorganisationen eingetroffen, sagte Patrik Bolte vomDeutschen Roten Kreuz (DRK), der seit Sonntag in Yogyakarta ist, derdpa. Es würden aber noch immer Zelte benötigt. Die indonesischenBehörden bewältigten die Koordinierung der Hilfsmaßnahmen «denUmständen entsprechend gut», sagte der Rettungsspezialist.

Auch andere Internationale Helfer zeigten sich bislang zufriedenmit dem Stand der Hilfe. «Die internationalen Hilfsorganisationen unddie der Regierung haben soweit gut reagiert», sagte der Sprecher desUN-Kinderhilfswerks UNICEF, John Budd. «Jeder hätte natürlich gerne,dass alles schneller geht. Aber wir müssen angesichts einerKatastrophe dieser Größenordnung einfach realistisch sein.»

Die indonesischen Behörden hätten aus der Tsunami-Katastrophe vonDezember 2004 Lehren gezogen, sagte Ronnie Bala von derInternationalen Organisation für Migration IOM. Sie verstünden nundie Bedeutung von Koordinierung und wie Dinge schnell geliefertwerden. Die IOM wollte am Montag damit beginnen, 35 Tonnen Hilfsgütermit 30 Lastwagen zu den Überlebenden zu bringen.

UNICEF brachte mit einem ersten Transportflug 15 Wassertanks,Plastikplanen, 350 Kerosinöfen, Medikamente und Hygieneartikel in dasErdbebengebiet. Aus der indonesischen Hauptstadt Jakarta trafen achtLastwagen mit 12 000 Hygienepaketen ein. Gemeinsam mit den lokalenBehörden überprüft das Kinderhilfswerk den Impfstatus der Kinder, umbei Bedarf zügig eine Impfkampagne starten zu können. Eine mobileKlinik mit Notfallmedikamenten und Verbandsmaterialen der Maltesertraf am Montag in Bantul ein, dem am schwersten getroffenen Bezirk.Den Maltesern würden immer wieder neue Orte ohne Versorgung gemeldet,teilte die Organisation mit. Das DRK richtete in Bantul einFeldlazarett ein und forderte eine Wasseraufbereitungsanlage an.UNICEF öffnete dort ein Kinderzentrum, um traumatisierte Kinder zuversorgen.

Der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono verlegteseinen Amtssitz vorübergehend nach Yogyakarta, um die Hilfsmaßnahmenpersönlich zu überwachen. Der Gouverneur von Yogyakarta, Sri SultanHamengkubuwono X, ordnete an, eintreffende Hilfsgüter direkt an dieÜberlebenden und nicht mehr über die Verwaltungsstellen zu verteilen.«Die Bürokratie verzögert nur alles», sagte er.

Der Deutsche Reiseverband in Berlin riet Urlaubern, die einePauschalreise nach Java geplant haben, sich an den Veranstalter zuwenden, um nachzufragen, ob Teile der Reise ausfallen oderUmbuchungen möglich seien.

Das riesige Inselreich Indonesien wird wegen seiner Lage in einerseismisch äußerst aktiven Zone, dem so genannten Ring aus Feuer,jedes Jahr von hunderten von Erdbeben heimgesucht. Die meisten vonihnen richten jedoch keine größeren Schäden an. Auf Java rumort seitWochen der sehr aktive Vulkan Merapi. Ein Zusammenhang mit demErdbeben vom Samstag schließen Experten nicht aus.

Wo war das Erdbeben? (Grafik: dpa)
Wo war das Erdbeben? (Grafik: dpa)
dpa
Infografik zu tektonischen Platten (Grafik: dpa)
Infografik zu tektonischen Platten (Grafik: dpa)
dpa