Eisenach Illegale Graffiti und Parolen: Immer häufiger ein Problem
Gut gemachte Graffiti und Street-Art können Innenstädte aufhübschen. Illegale Krakeleien mit Spraydose oder Permanentmarker sind für Thüringer Kommunen aber häufig ein Ärgernis.
Eisenach - In vielen Thüringer Kommunen nimmt die Zahl von Schmierereien an Hauswänden, Unterführungen oder gar Denkmälern stetig zu. „Das Problem hat sich in den letzten Jahren immer mehr verstärkt“, teilte etwa Stefanie Hoffmann von der Stadtverwaltung Eisenach auf Anfrage mit. Während die Stadt Suhl kein ernstes Problem mit Graffiti hat und Erfurt zumindest in Teilen einen leichten Rückgang meldet, haben auch Gera und Weimar den Sprechern zufolge unverändert stark oder zunehmend mit der Situation zu kämpfen. Auch bei Bahnbetreibern in Thüringen reißt das Problem nicht ab.
Auffallend sei grundsätzlich, dass anstelle von Spray-Bildern verstärkt Sprühstreifen, Initialen oder Namenskürzel sowie politische Parolen angebracht würden, entweder durch Sprühfarbe oder immer öfter durch Permanentmarker, hieß es aus Jena und Erfurt. Zusammenhängende Bilder würden weniger, auch deren Qualität nehme ab. Auf die Werke anderer Sprayer werde zunehmend weniger Rücksicht genommen, hieß es von mehreren Seiten: Während bestehende Graffiti früher nur in Ausnahmefällen mit Schmierereien verunstaltet worden seien, komme dies inzwischen häufiger und deutlich schneller vor.
Hohe Kosten für Beseitigung von Schmierereien
Für die Städte bedeuten die illegalen Schmierereien vor allem Kosten und Arbeit: „Schätzungsweise sind es pro Jahr mindestens 10.000 Euro Sachschaden durch Graffiti, Permanentmarker, Aufkleber und ähnliches“, so Hoffmann. Die Stadt Jena geht jährlich von einem sechsstelligen Betrag aus, in Erfurt wendet die Stadt einer Sprecherin zufolge jedes Jahr rund 100.000 Euro auf. In Gera würden die genauen Kosten zwar nicht erfasst, die Beseitigung sei aber sehr kostenintensiv und teilweise unmöglich, hieß es. Problematisch sei, dass die Verursacher nur in den seltensten Fällen ermittelt werden könnten.
Bereits seit einigen Jahren versuchen die Kommunen, gegenzusteuern - etwa, indem bestimmte Flächen für Graffiti freigegeben werden. So wurden in Weimar einem Sprecher zufolge 2023 Workshops, ein Graffiti-Camp und ein Graffiti-Festival organisiert. Auch für 2024 seien mehrere ähnliche Aktionen geplant. In Jena hatten neben anderen Angeboten 50 Graffiti-Künstler die Möglichkeit, die Lärmschutzwand Jena Nord zu gestalten. In Erfurt gebe es seit mehr als zehn Jahren eine umfassende Zusammenarbeit mit Graffiti-Künstlern, mittlerweile seien Dutzende Flächen in der Stadt nach Absprache mit Kunstwerken versehen worden. Auch in Gera und Suhl hatte es in der Vergangenheit solche Angebote gegeben.
Der gewünschte Effekt ist dadurch allerdings fast nirgends eingetreten: „Wir gehen davon aus, dass diese Maßnahmen nicht geholfen haben, das Problem grundsätzlich zu lösen“, fasst Anke Schleenvoigt von der Stadtverwaltung Jena zusammen. Genaue Auswertungen gebe es aber noch nicht. In Gera stellt die Stadt deshalb mittlerweile keine Flächen mehr zur Verfügung, wie eine Sprecherin mitteilte. Einzig aus Erfurt werden „Ermüdungserscheinungen“ bei Schmierereien beobachtet: Die Kombination aus einem effektiven Graffitischutz-Untergrund und der konsequenten und schnellen Reinigung der Flächen habe zu einem Rückgang beigetragen.
Auch Züge häufig betroffen
Auch an Zügen machen sich illegale Sprayer zu schaffen. Am stärksten betroffen sei hier aber keineswegs die Deutsche Bahn (DB), sagte ein DB-Sprecher. Die private Erfurter Bahn etwa registriert nach Unternehmensangaben durchschnittlich alle zwei Wochen einen Fall, bei der Süd-Thüringen-Bahn seien es im Schnitt etwa zehn Fälle pro Jahr. Die meisten Fälle ereigneten sich nachts, wenn die Züge abgestellt würden, in ländlichen Gebieten. Der Bahnanbieter Abellio berichtet von einem in etwa gleichbleibenden Niveau der Vorfälle, nannte aber keine konkreten Zahlen. Die Bahnbetreiber zählen alle Formen von Graffiti und Schmierereien als Vandalismus. Daher würden alle Fälle als Straftat zur Anzeige gebracht, hieß es.