Fledermäuse Hufeisennase im Aufschwung, Langohr mit Problemen
Fledermäuse flattern derzeit auch in Thüringen durch die Nacht. Doch auch im Freistaat sind die Tiere bedroht und das Notruftelefon für sie klingelt - es gibt aber auch positive Entwicklungen.
Erfurt - Thüringens Fledermaus-Bestand gibt ein durchwachsenes Bild. „Es ist ein sehr differenziertes Bild und hängt sehr von der jeweiligen Art ab“, sagte Fledermaus-Fachmann Martin Biedermann von der Interessengemeinschaft Fledermausschutz und -forschung Thüringen (IFT). So wachse der Bestand der Kleinen Hufeisennase sogar. „Grob geschätzt gibt es in Thüringen 5000 bis 6000 dieser Tiere“, so Biedermann. Grund für die gute Entwicklung seien auch Schutzmaßnahmen. So habe etwa ein Bergwerkstollen, in der mehr als 1000 Vertreter der Art überwintern, speziell gesichert werden können.
„Es gibt aber auch Sorgenkinder unter den rund 20 Fledermausarten in Thüringen“, so Biedermann. Dazu zähle etwa das Graue Langohr. Die Art lebt gerne in Dörfern und verstecke sich derart gut in Fassadenspalten und anderen Orten an Gebäuden, dass sie öfter übersehen werden und etwa bei Bauarbeiten ihre Quartiere verlieren. Aber auch der Insektenschwund der vergangenen Jahre mache der Art zu schaffen. Besonders der Rückgang bei Nachtfaltern sei ein Problem, da Motten und ähnliche Insekten die Hauptbeute des Grauen Langohrs seien. „In Thüringen gibt es noch fünf bis sechs Kolonien mit jeweils 15 bis 25 Tieren“, sagte Biedermann. Allerdings lebe die Art wohl von Natur aus nicht in allzu großen Kolonien.
In diesem Jahr bereite auch der wechselhafte Sommer den Fledermäusen Probleme, erklärte Biedermann. So verließen Tiere an sehr heißen Tagen auch tagsüber ihre Quartiere, wenn sich diese extrem aufheizten. „Ältere Tiere suchen dann häufig ihre bekannten Ausweichquartiere auf, aber diese Alternativen fehlen Jungtieren noch.“
Das andere Extrem - Starkregen und Stürme - führte wiederum dazu, dass Insekten nicht fliegen und den Fledermäusen so als Nahrung fehlten. Häufige klingle dann beim Fund von geschwächten oder verletzten Tiere das Telefon der Fledermausnotrufnummern. Um etwa 50 Tiere seit dem Frühjahr hätten sich Ehrenamtliche in solchen Notfällen dieses Jahr bereits gekümmert, schätzte Biedermann.
Das Insektensterben ist laut Naturschutzbund (Nabu) Thüringen Folge intensiver Land- und Forstwirtschaft mit Einsatz von chemischen Insektenvernichtungsmitteln. Die Naturschützer nennen aber auch die Modernisierung von Fassaden und Dächern als Problem für Fledermäuse. Diese benötigten sowohl für ihren Winterschlaf als auch für die Aufzucht ihrer Jungen ruhige und sichere Rückzugsorte - etwa in Ritzen und Fugen von Hausdächern und Fassaden.
Alle Fledermausarten sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Laut Roter Liste Thüringen wurden im Freistaat 21 Fledermausarten nachgewiesen. Drei Arten sind bereits vom Aussterben bedroht, neun gelten als stark gefährdet und vier als gefährdet.