2. Fußball-Bundesliga HSV rettet Remis: Dennoch keine Spur von Einbruch
Der Hamburger SV verspielt durch das 2:2 gegen Hannover die Zweitliga-Tabellenführung. Doch das Team wirkt stabiler als in den vergangenen Jahren. Das Feld im Aufstiegsrennen entzerrt sich langsam.
Hamburg - Der Hamburger SV bleibt stabil. Dabei war das 2:2 (1:0) im Nordduell gegen Hannover 96 ein kleiner Rückschlag für den HSV im siebten Spiel unter dem jungen Cheftrainer Merlin Polzin. Das Remis bedeutete zudem den Verlust der Tabellenführung nach dem 20. Spieltag. Doch von einem fast schon traditionellen Einbruch wie in den Rückrunden der sechs Zweitliga-Saisons zuvor scheinen die Norddeutschen derzeit weit entfernt.
„Jeder Punkt hilft auf dem Weg zum großen Ziel. Von daher nehmen wir den Punkt mit“, sagte HSV-Trainer Polzin beim Sender Sky nach dem umkämpften Duell. Der Schweizer Silvan Hefti (11. Minute) brachte die Hamburger vor 57.000 Zuschauern im wieder einmal ausverkauften Volksparkstadion in Führung.
„Wir müssen uns einfach vorwerfen, dass wir das Spiel in der ersten Halbzeit nicht klarer gestaltet haben“, sagte Polzin. Nicolo Tresoldi (53.) und Winter-Zugang Rabbi Matondo (79.) drehten die Partie. Doch Jean-Luc Dompé (84.) besorgte mit einem schönen Freistoßtor noch den Ausgleich für die Gastgeber. Polzin: „Wir haben schon häufiger gesehen, was für ein Unterschiedsspieler Dompé ist. Wir sind sehr glücklich, dass wir ihn im Team haben.“
Hannover 96 war schon der dritte hochkarätige Gegner zu Rückrunden-Beginn nach dem 1. FC Köln (1:0) und auswärts Hertha BSC (3:2). Seit der 34-jährige Polzin die Verantwortung von seinem freigestellten Chef Steffen Baumgart Ende November übernommen hat, haben die Hamburger an Konstanz gewonnen.
HSV unter Polzin aufstiegsreif?
In nun sieben Spielen unter Polzin siegte der HSV viermal und spielte dreimal unentschieden. 15 Punkte in sieben Partien - das ist aufstiegswürdig. Der Trend, die hohe Qualität im Kader und das derzeit gezeigte Leistungsniveau - sollte es tatsächlich im siebten Anlauf mit der Rückkehr in die Bundesliga klappen?
Die Norddeutschen sind neben dem 1. FC Köln in jedem Fall der Top-Aufstiegskandidat. Die Kölner holten sich Tabellenführung zurück. Mit dem 2:1 beim Abstiegskandidaten Eintracht Braunschweig erfüllte der Erstliga-Absteiger aus dem Rheinland seine Pflicht, ohne zu glänzen. Aber es reichte, um mit 37 Punkten wieder nach vor den HSV (35) zu springen.
Aufstiegsrennen bleibt spannend
Tabellarisch entzerrt sich das Feld im Aufstiegsrennen. Nach der Hinrunde betrug der Abstand zwischen dem Ersten 1. FC Köln (31 Punkte) und dem Neunten 1. FC Kaiserslautern (26) nur fünf Zähler. Nach dem 20. Spieltag hat sich die Liste der Kandidaten vorerst auf fünf Mannschaften reduziert.
Trotzdem ist es weiter spannend: Tabellenführer 1. FC Köln (37) hat gerade einmal vier Punkte mehr als der Fünfte Fortuna Düsseldorf (33), der Sechste Hannover 96 ist nur einen Zähler hinter der Fortuna.
„Die Liga ist extrem ausgeglichen“, meinte 96-Trainer André Breitenreiter. „Sehr viele Mannschaften melden Ansprüche an. Deshalb gibt es gefühlt jede Woche vier, fünf Topspiele, in denen es um die Wurst geht.“
Erstaunliche Magdeburger
Zu den größten Überraschungen zählt der 1. FC Magdeburg als Tabellendritter (35). „Niemand wehrt sich gegen sportlichen Erfolg“, sagte Trainer Christian Titz nach dem furiosen 5:2 beim FC Schalke 04. „Zielsetzungen bringen wenig, es ist noch eine lange Saison.“
Das Team des Ex-HSV-Coaches hat eine erstaunliche Bilanz. Der Erfolg auf Schalke - maßgeblichen Anteil daran hatte Vierfach-Torschütze Martijn Kaars - war bereits der neunte Sieg in der Fremde. Mit 28 Auswärtspunkten sind die Magdeburger die beste Mannschaft auf Reisen. Mit sieben Zählern zu Hause haben sie zugleich die schlechteste Heimbilanz aller 18 Zweitligisten.
Als einziges Team hat der Tabellenvierte 1. FC Kaiserslautern (35) eine makellose Rückrunde. Das 2:1 (0:0) gegen Preußen Münster war der dritte Sieg seit Jahresbeginn. Chancen darf sich aktuell auch Fortuna Düsseldorf ausrechnen - auch wenn sich die Düsseldorfer beim 3:2 gegen den Tabellenletzten SSV Ulm schwerer als erwartet taten.